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Verhaltenstherapie bei Depressionen

Nicolas Hoffmann, Birgit Hofmann

 

Verlag Pabst Science Publishers, 2002

ISBN 9783936142259 , 245 Seiten

2. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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19,99 EUR


 

4 Besserung und Heilung bei Depressionen (S. 205-206)

Bei der Entstehung einer Depression haben wir es anscheinend, stark vereinfacht gesehen, mit folgendem Ablauf zu tun:

Kritische Lebensereignisse oder negative Entwicklungen stören ein bisher tragfähiges Kräftegleichgewicht und der Person fehlen akkomodative oder assimilative Bewältigungsmöglichkeiten, oder sie sind eine Zeit lang nicht realisierbar. Sie hält trotzdem fest an alten und zum Teil überhöhten Ansprüchen, und dadurch entsteht eine immer stärker werdende Diskrepanz zwischen " Einnahmen" und "Kosten".auf die Expansität des Verhaltens aus. Sie fühlt sich immer hilfloser und der Situation ausgeliefert. Dadurch verstärkt sich der Kräfteverschleiß.

Stark negative affektive Reaktionen, die nicht gesteuert oder herunterreguliert werden können, treten auf. Die Sicht auf die Welt und die eigene Person wird immer pessimistischer. Im Laufe der Zeit treten Resignation und Enttäuschung abwechselnd mit Selbstvorwürfen auf. Die Enttäuschung führt zur Entleerung der Welt und zu einem inneren Rückzug. Der Bezug zur Welt wird unterbrochen. Einsamkeitsgefühle, Hostilität gegen andere und Angst vor dem Leben breiten sich aus. Durch eine zunehmende Selbstkritik des auf sich selbst zurückgeworfenen Menschen werden negative affektive Reaktionen verstärkt. Dadurch wird die Flexibilität des Denkens und des Handelns immer geringer. Der Betroffene merkt: Ich hänge fest, das Ruder ist mir aus der Hand gefallen. Gelegentliche Versuche, sich selbst aus diesem Zustand zu befreien, führen meist zu unkoordinierten hektischen Aktionen und enden in der Erschöpfung. Chronisches Stresserleben, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit und Passivität werden immer größer. Alles kommt scheinbar zum Stillstand.

Wie können wir uns nun vorstellen, dass sich ein solcher Zustand mit therapeutischer Hilfe zurückbildet?
Die ersten therapeutischen Maßnahmen dienen der Entlastung. Sie helfen erst einmal dabei, diejenigen negativen affektiven und kognitiven Reaktionen zu verringern, die durch die geringe Selbstkongruenz entstehen. Der Patient nimmt seinen Zustand samt seinen aktuellen Schwächen besser an, reduziert seine Ansprüche und sogar zeitweilig seinen Handlungsraum. Zusätzlich erhält er in der Therapie Hilfen, um sich besser zu organisieren und besonders schmerzhafte Symptome seiner Depression einzudämmen. Er hört vor allem damit auf, sich permanent selbst zu überfordern und zwischen einem ziellosen Aktionismus und Erschöpfung hin und her zu pendeln. Er hört auf damit, Ziele erreichen zu wollen, an denen er schon im prädepressiven Zustand seine Kräfte abgenutzt hat. Dadurch, dass er sich auf seinen aktuellen Zustand fokussiert, erhält er die Distanz zu seiner Gesamtsituation, die zu einer allgemeinen Regenerierung nötig ist.

In dem Maße, in dem seine Kräfte sich erholen und seine Kontrollmeinung wächst, kann der Patient damit beginnen, sich innerlich und äußerlich umzuorganisieren. Aus dem Zustand dessen, der vorwiegend mit der eigenen Befindlichkeit und mit einer oder mehreren Verlusten oder kränkenden Situationen beschäftigt ist, gerät er allmählich heraus und fasst wieder seine Gesamtsituation ins Auge. Es gilt nun assimilative Maßnahmen zu treffen, die in der Lage sind, potentiell mögliche Änderungen in wichtigen Einzelbereichen zu bewirken und akkomodative, die die Anpassung an neue Lebensbedingungen gewährleisten. Dazu sind oft schmerzhafte Ablösungen und Verzichte notwendig, bis hin zu einem Umbau des Selbst- und des Lebenskonzeptes. Erfolge und dadurch bedingte Stimmungsaufhellungen wirken sich positiv auf die Selbstwirksamkeitsmeinung und auf die Expansität des Verhaltens aus.