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Fürsten-Roman 2432 - Champagner trinkt man nicht allein, Prinzessin!

Caroline Thanneck

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2013

ISBN 9783838751443 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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»Willst du wirklich für immer alleine bleiben, Desiree?« Gesa von Treuen sah ihre Freundin mit sanftem Tadel an.

Die Angesprochene war eine junge Frau mit lebhaft blitzenden Augen. Sie hob verwundert den Kopf, sodass ihre langen blonden Haare schwungvoll über ihre Schultern nach hinten fielen. Desiree von Rothmann stand auf dem Anhänger des Koffers, der über ihr im Gepäcknetz lag.

»Wie kommst du darauf, dass ich alleine bleiben möchte?«

»Weil du allen Verehrern einen Korb gibst.« Die brünette Grafentochter schloss die Hände um einen Pappbecher mit heißem Tee. »Erst gestern hat mich Philipp angerufen und mir erzählt, dass er bei dir abgeblitzt ist. Er war am Boden zerstört.«

»Oh!«, rutschte es Desiree heraus.

»Genau!« Ihre Freundin sah sie vorwurfsvoll an. »Was stört dich an ihm? Philipp von Straaten wird nicht nur eines Tages Baron sein, sondern auch einem gewaltigen Handelsimperium vorstehen. Außerdem ist er verrückt nach dir. Warum gibst du ihm nicht wenigstens eine Chance?«

Die Fürstentochter antwortete nicht gleich. Gedankenverloren strich sie sich durchs Haar und blickte aus dem Zugfenster. Der Intercity-Express rauschte in Windeseile an einsamen Bauernhöfen, tief verschneiten Feldern und schmalen Waldstrichen vorüber. Der Zug war nur spärlich besetzt, sodass die Freundinnen ein Abteil für sich hatten.

»Philipp ist ein netter Kerl«, gab Desiree schließlich zurück, »aber ich liebe ihn nun mal nicht.«

»Vielleicht kennst du ihn einfach noch nicht gut genug. Verabrede dich doch mal mit ihm, lerne ihn richtig kennen. Dann ergibt sich alles Weitere von selbst!«

»Du bist immer so optimistisch.«

»Und du musst dir endlich mal einen Ruck geben und die alten Geschichten vergessen. Ich glaube wirklich, dass ihr beiden, Philipp und du, gut zusammenpassen würdet.«

»Nein, Gesa«, wehrte Desiree ab. »Manche Menschen sind nicht für Beziehungen geschaffen. Und zu denen gehöre ich.«

»Unsinn! Woher willst du das wissen?«

»Aus Erfahrung. Also hör bitte auf, mich verkuppeln zu wollen!«

»Willst du denn nicht wissen, wie ein Leben voller Liebe aussieht? Du bist einsam, und das solltest du nicht sein. Du bist doch erst vierundzwanzig!«

»Ich werde nie wieder zulassen, dass ein Mann auf meinen Gefühlen herumtrampelt«, erwiderte Desiree leise.

»Eine Garantie auf Glück gibt es leider nicht«, gab ihre Freundin zu. »Was glaubst du, welche Ängste und Zweifel ich anfangs hatte, ob es mit Thomas und mir gut geht. Und nun …«

Sie brach ab und strich sich mit leuchtenden Augen über den gewölbten Leib, der verriet, dass ihr Mann und sie in wenigen Wochen Eltern sein würden.

»Ich freue mich so für dich, dass du den Richtigen gefunden hast«, erwiderte Desiree warm.

»Auf dich wartet ‚Mister Right’ auch irgendwo da draußen!« Gesa deutete vage mit der Hand aus dem Zugfenster. »Deine Eltern sind das beste Beispiel für eine glückliche Beziehung.«

Die Miene der Fürstentochter wurde weich. Es stimmte, ihre Eltern führten seit nahezu fünfundzwanzig Jahren eine harmonische Ehe. Die ausgeglichene Art der Fürstin ergänzte das energische Temperament ihres Mannes perfekt.

»Wann warst du eigentlich das letzte Mal aus, Desiree?«

»Letzte Woche war ich mit einigen Kollegen im Theater.«

»Das zählt doch nicht. Ich meine ein Rendezvous! Wann hattest du das letzte Mal eine Verabredung?«

»Vor einer Weile …«

»Also vor Monaten bestenfalls.« Gesa seufzte tief auf. »Das neue Jahr hat gerade erst angefangen. Versprich mir, dich in Zukunft öfter zu verabreden. Gib der Liebe noch eine Chance!«

»Lieber nicht. Unverbindliche nette Abende – das ja, aber mehr will ich nicht«, wehrte Desiree ab. »Zu mehr fehlt mir auch die Zeit. Meine Arbeit füllt mein Leben völlig aus.«

Sie hatte ihr Studium der Betriebswirtschaft in Rekordzeit abgeschlossen und arbeitete seit einem Jahr in der Reederei ihrer Eltern mit. Sie betreute die Handelskunden, die ihre Waren von einem Teil der Welt in einen anderen verschiffen lassen wollten. Deswegen war sie oft beruflich unterwegs und lernte ständig neue Menschen kennen. Doch sie vermied engere Beziehungen, und das aus gutem Grund …

»Was für ein schöner Zufall, dass wir beide uns am Bahnhof getroffen haben«, riss ihre Freundin sie aus ihren Gedanken. »Wie lange bleibst du bei deinen Eltern?«

»Das weiß ich noch nicht. Ich habe keine Ahnung, warum sie mich so plötzlich nach Hause rufen.«

»Vielleicht haben sie mal wieder einen Heiratskandidaten für dich auserkoren?«

»Hoffentlich nicht!«

»Schau ihn dir wenigstens an.«

»Lieber nicht. Du weißt, dass ich mit Männern einfach kein Glück habe. Denk nur mal an Hannes!«

»Der war wirklich ein Fehlgriff«, gab Gesa zu. »Er hat sich an dich herangemacht, um in Ruhe Wertsachen aus dem Schloss deiner Eltern stehlen zu können. Hatte er nicht die Finger schon in der Schmuckschatulle deiner Mutter, als dein Vater ihn zufällig ertappte?«

»So war es«, bestätigte Desiree seufzend. »Und nach Hannes wurde es sogar noch schlimmer.«

»Du meinst Maximilian, oder?« Mitfühlend sah Gesa sie an.

Desiree nickte, doch ihre fest zusammengepressten Lippen verrieten, dass sie das Thema nicht vertiefen wollte.

Ihre Freundin schien das zu verstehen, denn sie wechselte das Thema.

»Ich hoffe, du bleibst eine Weile daheim, dann können wir uns oft treffen. Mir fehlen unsere Plaudernachmittage von früher sehr! Seit du zum Studium weggegangen bist, sehen wir uns viel zu selten!«

»Du fehlst mir auch«, gestand Desiree.

»Wir müssen uns bald einmal zum Tee treffen. Und dann will ich alles über den rätselhaften Unbekannten wissen, mit dem deine Eltern dich verkuppeln wollen. Ich erfahre solche romantischen Sachen ja nur noch aus zweiter Hand!« Gesa lächelte verschmitzt.

Im nächsten Augenblick wurde im Lautsprecher die Ankunft in Kiel angekündigt. Die beiden Freundinnen machten sich bereit auszusteigen. Sie zogen ihre warmen Jacken über und griffen nach ihrem Gepäck. Gesa von Treuen hatte eine Tasche mit Babysachen bei sich, die ihre Eltern ihr bei ihrem Besuch daheim in Hamburg geschenkt hatten.

Normalerweise hätte sie ebenso wie Desiree die Fahrt mit dem Auto gemacht, aber viele Straßen waren wegen Schneeverwehungen gesperrt. So hatten sie beide die Bahn bevorzugt, die noch am ehesten durchkam.

Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen an, und die Freundinnen stiegen aus.

Vor dem Bahnhof wurde Gesa von ihrem Mann abgeholt. Sie umarmte Desiree zum Abschied und wiederholte ihre Einladung zum Tee. Dann fuhr sie mit ihrem Mann davon, während Desiree in die wartende Limousine ihrer Eltern stieg.

Justus, der Chauffeur, steuerte den Wagen. Desiree wusste, dass sie seinen Fahrkünsten bedenkenlos vertrauen konnte, und ließ ihre Gedanken schweifen.

Sie war vor einem Jahr nach Hamburg gezogen, wo sich der Stammsitz der Rothmann-Reederei befand. Sie lebte in einem sonnigen Apartment am Stadtrand und war im Großen und Ganzen mit ihrem Leben zufrieden. Manchmal allerdings sehnte sie sich nach einem Menschen, der abends daheim auf sie wartete. Und nach jemandem, für den sie da sein konnte.

Vielleicht sollte ich mir einen Hund anschaffen, überlegte sie, seufzte dann aber, als sie sich ausmalte, was ihre beste Freundin von dieser Idee halten würde.

Nachdenklich blickte Desiree aus dem Fenster und beobachtete, wie die letzten Häuser von Kiel langsam zurückblieben und sie durch einsame Schneelandschaften und verträumte Dörfer fuhren.

Im Stillen sorgte sie sich um ihre Eltern. Ihr Vater hatte am Telefon nervös geklungen. Gab es daheim vielleicht einen Notfall? Was, wenn es diesmal nicht um einen Heiratskandidaten ging, sondern um etwas Schlimmes?

Ihr Herz klopfte immer heftiger gegen ihre Rippen, je länger die Fahrt dauerte. Als am Horizont die vertrauten roten Backsteinmauern des Fürstenschlosses auftauchten, atmete sie auf. Sie war zu Hause!

Bereits seit dreihundert Jahren trotzte das Schloss den Urgewalten des Meeres. Es bot einen einladenden Anblick, wie es sich mit seinen verschneiten Dächern zum Himmel reckte. In die dunklen Mauern waren hohe Rundbogenfenster eingelassen. Aus den Schornsteinen quoll Rauch.

Der Wagen stoppte im Schlosshof, und Desiree stieg aus. Es hatte wieder zu schneien begonnen.

Lächelnd blickte Desiree zu dem Fahnenmast hinauf, der sich einsam über dem Westturm erhob. Als kleines Mädchen hatte sie dort einmal eine schwarze Piratenflagge gehisst und gehofft, dass ein fremdes Schiff bei ihnen anlegen würde.

Daraufhin hatte sich Gesa mitten in der Nacht als Pirat verkleidet in ihr Zimmer geschlichen und ihr einen Heidenschrecken eingejagt. Sie neckte Desiree noch heute mit ihrem Faible für Seefahrer.

Das Schlossportal wurde geöffnet, und ein silberhaariger Diener in schwarzer Livree eilte heraus.

»Willkommen daheim, Prinzessin«, sagte er würdevoll, während er nach dem Gepäck griff.

»Danke, Quentin.« Desiree lächelte dem alten Mann freundlich zu. »Sind meine Eltern zu Hause?«

»Ja, gnädiges Fräulein. Die Herrschaften halten sich im grünen Salon auf.«

Desiree nickte und betrat das Schloss, das mit seinen zahlreichen Zimmern und Erkern auf fremde Besucher riesig und unübersichtlich...