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Management logistischer Netzwerke - Entscheidungsunterstützung, Informationssysteme und OR-Tools

Hans-Otto Günther, Dirk Christian Mattfeld, Leena Suhl

 

Verlag Physica-Verlag, 2007

ISBN 9783790819212 , 424 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

80,91 EUR


 

Reorganisation eines europäischen Distributions- und Beschaffungsnetzwerks (S. 23-24)

Harald Werr, Stephan Scheuerer
Fraunhofer Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-
Dienstleistungswirtschaft ATL, Abt. Entscheidungsunterstützungssysteme,
Nordostpark 93, 90411 Nürnberg
{harald.werr,stephan.scheuerer}@atl.fraunhofer.de


Abstract

Im Rahmen eines Rationalisierungsprojektes wurden für einen internationalen Elektronikkonzern alternative zukünftige Distributionsstrukturen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit bewertet und gegenübergestellt. Die Mischung aus Zentrallager und regionalen Distributionszentren in Europa sollte dabei grundsätzlich überdacht und an die zu erwartenden Umsatzzuwächse angepasst werden. Kernelemente der Berechnungen waren neben den Kosten für Transport und Lagerung die international doch erheblich differierenden Lohnkostenunterschiede, Miet- und Betriebskosten sowie die zu erwartenden Bestandskosten. Die Modellierung und Szenarienbewertung erfolgte mit Hilfe einer von der Fraunhofer Arbeitsgruppe ATL entwickelten Software zur strategischen Netzwerkkonfiguration. Anhand dieses Beispielfalles werden grundsätzliche Vorgehensweisen bei der Netzwerkmodellierung und Bewertung aufgezeigt sowie Erkenntnisse für die logistische Netzwerkplanung abgeleitet.

1 Einführung in die Problemstellung

Die ganzheitliche Modellierung, Bewertung und Optimierung weiträumiger Beschaffungs- und Distributionsnetze stellt Projektbearbeiter wie Kunden aufgrund der zum Teil komplexen Netzwerkstruktur und der Vielzahl von Einflussfaktoren vor besondere Herausforderungen. Das Ermitteln einer optimalen Konfiguration kann als besonders schwerwiegende strategische Fragestellung eingestuft werden, die taktische und operative Entscheidungen stark beeinflusst [3]. Für die Bearbeitung derartiger Fragestellungen wurden verschiedene Modelltypen und Lösungsansätze entwickelt (siehe beispielsweise [1,2,3,4,5,8,9,11,12,16]), die sich in der Praxis aufgrund der meist hohen Abstraktion allerdings nur bedingt einsetzen lassen. In der Beratungspraxis wird daher meist auf bewährte Vorgehensweisen und speziell entwickelte Entscheidungsunterstützungs-Tools zurückgegriffen, um zeitnah eine Lösung präsentieren zu können [10]. Die im Rahmen von Praxisprojekten auftretenden Herausforderungen in der Projektbearbeitung sind dennoch zahlreich. Neben der Klärung der Verfügbarkeit, Validierung und Interpretation der meist als Massendaten anfallenden Ist-Informationen über Stamm- und Bewegungsdaten des Auftraggebers (Standorte, Kunden, Sendungsdaten) geht es schwerpunktmäßig um eine adäquate Erfassung der spezifischen Problemstellung mit der anschließenden Analyse und Zerlegung des Problems in handhabbare Teilaufgaben.

Die Formulierung von Szenarien gemeinsam mit dem Auftraggeber und die Deutung der berechneten Ergebnisse aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind weitere, selten in starre Regeln zu fassende Aufgaben. Anhand des konkreten Projekts der Rekonfiguration des Distributionsnetzes der Grundig Intermedia GmbH sollen im Folgenden allgemeingültige Schritte und Entscheidungskriterien bei einer strategischen Netzwerkkonfiguration aufgezeigt werden.

1.1 Allgemeines Vorgehen

In den allermeisten Fällen kann ein logistisches Netzwerk nicht „auf der grünen Wiese" neu geplant werden, bestehende, historisch gewachsene Strukturen müssen berücksichtigt und auf Wunsch in die Neuplanung von Netzen integriert werden. In der Regel hat sich dabei folgende Vorgehensweise bei der Bearbeitung eines Netzkonfigurations-Projektes bewährt [7], die auch im vorliegenden Projekt so durchgeführt wurde:

- Erarbeitung detaillierter Kenntnisse zu Hintergrund und Fakten der zu lösenden Problemstellung im Umfeld des Praxisbetriebes. In diesem Schritt finden Vorort-Besuche sowie intensive Diskussionen mit dem Auftraggeber statt.
- Erhebung von Ist-Daten eines repräsentativen Zeitraums (üblicherweise mehrere Monate umfassend)
- Modellierung des bestehenden Netzwerks und Bewertung mit den aktuell gültigen Dienstleistertarifen („Ist-Netz") unter Berücksichtigung von Lagerkosten. Für diese Modellierung und Bewertung stehen an der Fraunhofer Arbeitsgruppe ATL eine eigens entwickelte Software (NCdis) und weitere Werkzeuge zur Verfügung.