dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Die gelehrige Schülerin - Roman

Ira Miller

 

Verlag Heyne, 2007

ISBN 9783894809690 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

8,99 EUR


 

4.Kapitel
Machtspiele
(S. 43)

Annies selbstsicheres Auftreten, ihr Verständnis und ihre Wortwahl trafen mich so hart wie kalte Wasserstrahlen aus der Dusche.Man konnte Schule, Eltern und gesetzliche Maßnahmen umgehen, wenn man eine Liebesaffäre geheim hielt und verantwortungsbewusst damit umging. Das war mir schon immer klar gewesen. Annie hielt mir diese Erkenntnis so direkt vor die Nase, dass ich mich fragen musste: »Warum fühle ich mich eigentlich so schuldig? « Ich würde kein korrupter Hund sein. Ich würde sie nicht missbrauchen. Sie hatte schon mal mit jemand geschlafen.

Nicht, dass ich nun erwartet hätte,Annie wäre noch Jungfrau gewesen oder sexuell naiv.Aber sie gab mir das Gefühl, dass sie schon etwas mehr erlebt hätte, die Tücken der wahren Sexualität, Hingabe, Verknüpfungen und Geringfügigkeiten der Liebe. Obwohl ich schon erkannt hatte, dass sechzehnjährige Mädchen durchaus die Fähigkeit besäßen, schnell zu einer Frau heranzureifen, gestand ich mir nicht ein, dass jemand außer mir den Zeitpunkt, wann dies passieren würde, wirklich abschätzen könnte. Trotzdem hatte ich Angst. Langsam fing ich an, mehr von Annie zu wollen als ihren Mund, ihren Körper, ich sehnte mich nach Annie Alston als Person (Frau?).

War ich so unreif, dass ich wirklich glaubte, ein sechzehnjähriges Mädchen könnte meine emotionalen Bedürfnisse erfüllen? Oder war es Annies Unschuld, ihre Aufrichtigkeit, die mich glücklich machen konnten? »Fahr mich Samstag zum Strand«, sagte sie ruhig.

Ich sah sie an und fragte mich, ob sie die gleiche Sehnsucht nach dem Wasser empfände wie ich. »Warum zum Strand?« »Ich liebe das Wasser, ich möchte es zusammen mit dir erleben. Ich möchte dieses neue ›du‹ besser kennen lernen.« Der Pazifik war nur zwei Stunden entfernt. Bisher hatte ich keine Lust gehabt, dorthin zu fahren. In meiner niedergedrückten Laune hatte ich das Gefühl gehabt, ich könne einen Ozean, den ich nie vorher gesehen hatte, nicht richtig genießen. Der erste Augenblick am Pazifik sollte für mich etwas ganz Besonderes sein. »Auch ich möchte das Wasser sehr gern mit dir zusammen erleben. « Ich spürte, dass Annies Aufrichtigkeit auf mich abfärbte. »Aber erwarte dir bitte nicht allzu viel. Lass uns nur ein wenig Zeit dort zusammen verbringen. Außerhalb der Schule. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein.« Was tat ich?

»Hol mich am Morgen ab, so um acht. Ich stehe an der Ecke Northgate,Woods. Dort wohnt Clara. Ich werde die Nacht bei ihr verbringen. Niemand wird uns sehen.« »Okay.« Es war so einfach, ja zu sagen.