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Internationale Innovationsdynamik, Spezialisierung und Wirtschaftswachstum in der EU

Internationale Innovationsdynamik, Spezialisierung und Wirtschaftswachstum in der EU

Andre Jungmittag

 

Verlag Physica-Verlag, 2006

ISBN 9783790817140 , 536 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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80,91 EUR


 

4 Die Entwicklung der technologischen und wirtschaftlichen Spezialisierungen der EU-Staaten (S. 273-274)

Nachdem im Rahmen des zweiten Kapitels die verschiedenen theoretischen Schlußfolgerungen bezüglich der Entwicklung der technologischen und wirtschaftlichen Spezialisierungen von Volkswirtschaften im Wachstumsprozeß und bei einer zunehmenden Integration herausgearbeitet wurden, erfolgt in diesem Kapitel die empirische Analyse des zeitlichen Verlaufs der Spezialisierungsmuster der EUStaaten. Dabei interessiert insbesondere die Frage, ob für die einzelnen Länder eine zu- oder abnehmende Spezialisierung beobachtet werden kann, da die theoretischenModelle je nach den in ihnen isoliert abgebildeten oder besonders betonten ökonomischen Wirkungszusammenhängen beide Möglichkeiten zulassen. Gleichzeitig sind mit demGrad und der Richtung der Veränderung der Spezialisierungen auch wichtige wirtschaftspolitische Implikationen verbunden.

Die empirische Analyse der Entwicklung der technologischen und wirtschaftlichen Spezialisierungen erfordert als erstes einige genauere, eingrenzende Definitionen. Da sich die Analyse aufgrund der Anforderungen an die Daten — internationale Vergleichbarkeit auf einem relativ niedrigem Aggregationsniveau über einen relativ langen Zeitraum und weitgehende Kompatibilität der sektoralen Abgrenzung für die verschiedenen Indikatoren — auf das Verarbeitende Gewerbe beschränkt, wird unter Spezialisierung die Verteilung der Anteile einer interessierenden Größe der einzelnen Industriezweige an der interessierenden Größe für das gesamte Verarbeitende Gewerbe eines Landes verstanden.1 Werden Kenngrößen unmittelbar aus der Verteilung dieser Anteile ermittelt, so handelt es sich um absolute Spezialisierungsmaße. Wird hingegen zur Berechnung von Kenngrößen eine Normierung auf eine bzw. der Vergleich mit einer Basisgröße vorgenommen, so ergeben sich relative Spezialisierungsmaße. Diese Basisgrößen sind im Regelfall die Anteile der interessierenden Größe der entsprechenden Industriezweige an der interessierenden Größe für die gesamte EU. Soweit es die Daten erlauben und es für die Analyse sinnvoll ist, können dies aber die Anteile für weitergefaßte Ländergruppen (entweder die Welt oder die Welt ohne USA) sein.

Desweiteren müssen die Begriffe technologische und wirtschaftliche Spezialisierung operationalisiert werden. Bei der technologischen Spezialisierung eines Landes wird der Fokus genauso wie im vorherigen Kapitel auf den Innovationsoutput in Form der Patenterteilungen am USPTO gerichtet, wobei nun deren sektora le Verteilung betrachtet wird. Die wirtschaftliche Spezialisierung kann zunächst einmal als Produktionsspezialisierung gemessen werden, wobei die reale Wertschöpfung der einzelnen Wirtschaftszweige zugrunde gelegt wird. Sie kann sich ferner auf die Exporte bzw. die Exporte und Importe beziehen. Im ersten dieser beiden Fälle soll sie als Exportspezialisierung, im zweiten Fall als Außenhandelsspezialisierung bezeichnet werden. Dabei wird bei der Exportspezialisierung nur auf den Auslandsmarkt geblickt, während bei der Außenhandelsspezialisierung über das Verhältnis von Exporten zu Importen auch die Konkurrenz auf dem Inlandsmarkt einbezogen wird.

Für eine adäquate Überprüfung von Hypothesen bezüglich der Entwicklung der Spezialisierungen ist zudem — wie es in der Einleitung der Arbeit bereits erwähnt wurde — die aus den neueren theoretischen Modellen abgeleitete und in der wirtschaftspolitischen Fachdiskussion öfters anzutre ende Unterscheidung zwischen Ricardianischer und Smithianischer Spezialisierung zu berücksichtigen. Bei der ersten Form der Spezialisierung wird auf die Bedeutung sog. strategischer (FuE-intensiver) Sektoren abgestellt, die ein höheres Produktivitätswachstum aufweisen und bei einer entsprechenden Spezialisierung auch insgesamt ein höheres Wachstum ermöglichen, während bei der zweiten Form Spezialisierung aufgrund eines „Learning-by-Doing" oder steigender Skalenerträge per se von Vorteil ist.

Die Veränderung der Ricardianischen Spezialisierung kann über die zeitliche Entwicklung der absoluten oder relativen Anteile der FuE-intensiven Industriezweige an der interessierenden Größe gemessen werden. Zur Beurteilung der zeitlichen Entwicklung der Smithianischen Spezialisierung müssen hingegen die absoluten oder relativen Anteile aller Industriezweige zu geeigneten Konzentrations- bzw. Heterogenitätsmaßen zusammengefaßt oder durch andere statistische Verfahren ausgewertet werden.