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Leben mit Lärm? - Risikobeurteilung und Regulation des Umgebungslärms im Verkehrsbereich

M. Kloepfer, B. Griefahn, A.M. Kaniowski, G. Klepper, S. Lingner, G. Steinebach, H.B. Weyer, P. Wysk

 

Verlag Springer-Verlag, 2006

ISBN 9783540345107 , 568 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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62,94 EUR


 

E Ökonomische Aspekte (S. 311-312)
1 Lärm als Externalität

In den Wirtschaftswissenschaften wird Lärm als eines der Phänomene erfasst, die unter dem Begriff Externalitäten subsummiert werden. Bei einer Externalität handelt es sich um die Auswirkungen einer menschlichen Aktivität auf unbeteiligte Dritte. Sogenannte negative Externalitäten stellen z.B. die Einwirkung der Emissionen von Luftschadstoffen oder von Lärm auf Menschen dar, die nicht von der die Emissionen verursachenden Aktivitäten profitieren und keine oder nur geringe Möglichkeiten besitzen diese negativen Externalitäten zu mindern oder zu beseitigen.

1.1 Die verschiedenen Ausprägungen von Externalitäten

Der Verkehrslärm tritt in der Regel nicht als isoliertes Phänomen auf, sondern ist mit einer Reihe anderer Externalitäten verbunden, die von Auto-, Schienen- und Luftverkehr ausgehen. Diese Externalitäten von Verkehr setzen sich aus einem ganzen Bündel von Wirkungen zusammen. Umwelt- und Gesundheitseffekte durch Abgase sind neben den Lärmbelastungen ein wichtiger Faktor. Daneben sind andere Externalitäten von Bedeutung wie z.B. die Zeitverluste durch Staus, Unfälle etc., die darauf beruhen, dass Verkehr auf einem begrenzten Raum – der Straße, der Schiene oder dem Luftraum – abgewickelt werden muss. Entscheidend für die Bewertung einer Externalitäten verursachenden Aktivität wie dem Auto fahren ist die Summe der externen Kosten, die diese Aktivität bei Dritten verursacht, und nicht eine einzelne Externalität. Insofern können die wirtschaftlichen Aspekte, die mit Aktivitäten wie Auto fahren zusammen hängen, nicht auf das Phänomen Lärm beschränkt werden, sondern es müssen die Interaktionen mit anderen unerwünschten Konsequenzen des Verkehrs simultan mit berücksichtigt werden. Dies ist insbesondere für die Regulierung von Verkehr mit dem Ziel der Lärmreduzierung von großer Bedeutung.

1.2 Ökonomische Auswirkungen

Lärm hat vielfältige Auswirkungen auf den Menschen. Er kann gesundheitsschädlich sein. Selbst wenn keine krank machende Wirkung eintritt, kann Lärm einfach lästig sein. Er kann auch bestimmte Tätigkeiten wie Kommunikation erschweren oder ganz verhindern. Diese Einschränkungen wirken sowohl auf die individuelle Befindlichkeit als auch auf die Leistungsfähigkeit des Menschen bei wirtschaftlichen oder sozialen Aktivitäten. In Teil C wird detailliert auf diese Wirkungen eingegangen. Direkte wirtschaftliche Auswirkungen des Lärms hängen demnach mit der Beeinträchtigung der Produktivität zusammen, also krankheitsbedingten Effekten, erhöhtem Stress und dadurch bedingter Leistungsminderung, oder sie hängen mit der Vermeidung von Lärm zusammen, also mit den Kosten von individuellem oder kollektivem Lärmschutz. Wie in Teil C beschrieben, ist eine direkte kausale Zuordnung von Lärmeffekten für die menschliche Leistungsfähigkeit und seine Gesundheit mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Dies bedeutet, dass selbst die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Lärmbelastung nur schwer quantifizierbar sind. Neben den direkten externen Kosten des Verkehrslärms entstehen indirekte Kosten. Diese kann man folgendermaßen charakterisieren: Die Marktpreise von Gütern und Dienstleistungen, deren Herstellung und Vermarktung mit Lärm einhergegangen ist und bei denen die externen Effekte nicht berücksichtigt wurden, verursachen eine verzerrte Produktions- und Konsumstruktur in der Volkswirtschaft.Weil die Geräusch erzeugenden Aktivitäten bzw. Produkte einen zu niedrigen Preis haben, verdrängen lärm-intensive Güter und Dienstleistungen (Fliegen statt Zug fahren, Bevorzugung von Gütern mit langen Transportwegen statt lokale erzeugter Produkte) die weniger Lärm belästigenden Aktivitäten. Damit einher geht auch eine Umlenkung der staatlichen Investitionsströme (mehr Flughäfen und weniger Bahntrassen, mehr Autobahnen und weniger lokale Transportinfrastruktur).