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Industrie 4.0 - Beherrschung der industriellen Komplexität mit SysLM

Ulrich Sendler

 

Verlag Springer Vieweg, 2013

ISBN 9783642369179 , 144 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

49,44 EUR


 

2 Software: Die Zukunft der Industrie (S. 21-22)

Siegfried Russwurm

Zusammenfassung

Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Industrieunternehmen mehr denn je ihre Produktivität steigern, energie- und ressourceneffizienter arbeiten und ihre Flexibilität erhöhen. Nur so können sie gleichzeitig Kosten senken, Markteinführungszeiten reduzieren und die steigende Nachfrage nach höherer Produktvielfalt und Produktindividualisierung befriedigen. Das erfordert ständig effizientere Produktions- und Geschäftsprozesse – um eine hoch flexible Großserienfertigung („Mass Customization“) zu ermöglichen, um Kunden und Geschäftspartner optimal in immer komplexere Wertschöpfungsnetzwerke zu integrieren und um die Produktion noch stärker mit hochwertigen Dienstleistungen zu verbinden.

Nach Jahrzehnten der Optimierung bewährter Fertigungsprozesse steht die produzierende Industrie vor einem Paradigmenwechsel: Die zunehmende Verschmelzung von virtueller und realer Fertigungswelt durch modernste industrielle IT und Software wird die Art zu produzieren grundlegend verändern. Daran besteht genauso wenig Zweifel wie an der Tatsache, dass die Entwicklung und der intelligente Einsatz von leistungsstarker industrieller Software zum bestimmenden Faktor für die Fertigungs- und Prozessindustrie werden wird. In vielen Bereichen ist das bereits heute der Fall. Die Zukunft einer Branche und eines einzelnen Unternehmens entscheidet sich also immer weniger allein in den Werkshallen. Vielmehr wird auch die Leistung der Softwareingenieure maßgeblich sein, deren Systeme es erst ermöglichen, sämtliche Produktionsschritte miteinander wie auch mit betriebswirtschaftlichen Ebenen und mit allen Wertschöpfungsstufen außerhalb des eigenen Unternehmens zu verknüpfen. Die zunehmende Verschmelzung der virtuellen und realen Welt durch industrielle Software birgt ein derart großes Produktivitätspotenzial, dass zukunftsorientierte Produktionsbetriebe diesem Thema oberste Priorität geben werden.

2.1 Herausforderung für die Industrie im globalen Wettbewerb

Lange Zeit war die Welt der Industrie recht übersichtlich strukturiert: Hochtechnologie wurde vor allem in westlichen Ländern entwickelt und gefertigt. Und einfache Massenprodukte – auch für die westliche Welt – entstanden zu einem großen Teil in Niedriglohnländern, vor allem in Asien. Die Innovationszyklen für technisch anspruchsvolle Produkte waren planbar, die Absatzmärkte und deren Entwicklung weitgehend vorhersehbar, der Individualisierungsgrad bei Serienprodukten vergleichsweise gering. Das Prinzip der Economies of Scale (Kostenvorteile in der Produktion durch Größe und Masse) hatte sich genauso bewährt wie das der Economies of Scope (Kostensynergien durch breites Produktportfolio). Aufträge mit kleinsten Losgrößen übernahmen in vielen Fällen spezialisierte kleine und mittlere Unternehmen.

Es war eine Zeit, in der Produktivitätsgewinne vor allem durch die Optimierung bestehender Prozesse erzielt wurden, durch einen höheren Automatisierungsgrad in der Fertigung, durch besseres Design, Senkung der Lohnkosten oder etwa eine Verbesserung des Supply Chain Managements. Mit fortschreitender Globalisierung, zunehmender Ressourcenknappheit, steigenden Energiepreisen und gravierenden Technologiesprüngen hat sich diese Situation inzwischen fundamental verändert. Das Volumen des weltweiten Außenhandels ist in den vergangenen 60 Jahren um mehr als das Zwanzigfache gestiegen. Einerseits profitieren Industrieunternehmen davon, denn sie erhalten Zugang zu größeren Absatzmärkten. Andererseits hat sich dadurch der Wettbewerb aber auch erheblich verschärft. Unternehmen müssen immer günstiger, schneller und qualitativ hochwertiger fertigen und vorausschauender agieren. Ihre Wertschöpfungsketten verlaufen heute über Standort- und Unternehmensgrenzen hinweg, aber auch über Ländergrenzen und sogar Zeitzonen. Das Wettbewerbsumfeld hat sich für sie also signifikant verändert, und die Komplexität von Geschäftsmodellen steigt täglich.

Deutlich ist das zum Beispiel bei der Automobilindustrie: Der Wertschöpfungsanteil eines Autoherstellers beträgt im Produktionsbereich derzeit durchschnittlich rund 35 %. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman und des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wird er bis zum Jahr 2025 um knapp ein Fünftel auf dann 29 % sinken.

Der F&E-Wertschöpfungsanteil wird sich sogar von heute 60 auf dann 47 % reduzieren, der von Engineering-Dienstleistern sich hingegen von 9 auf 17 % fast verdoppeln. Die Zusammenarbeit der Partner innerhalb einer Wertschöpfungskette unterliegt somit einem deutlichen Wandel. Aber auch die Strukturen der Wertschöpfungsketten selbst verändern sich. Handelt es sich bei diesen derzeit überwiegend um eine vertikale Integration über die einzelnen Zulieferstufen hinweg, gestalten sich diese vertikalen Ketten zunehmend zu Wertschöpfungsnetzwerken, die auch die horizontale Integration entlang der Geschäftsprozesse Engineering, Produktion, Montage, Distribution, Sales und Service beinhaltet. In ihnen werden über die Grenzen einzelner Unternehmen hinweg Daten ausgetauscht und...