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Organisationen in Bewegung bringen - Handlungsorientierte Methoden für die Personal-, Team- und Organisationsentwicklung

Falko von Ameln, Josef Kramer

 

Verlag Springer-Verlag, 2007

ISBN 9783540465294 , 361 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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39,99 EUR


 

7 Skalierungsfragen und Aktionssoziometrie (S. 107)

Soziometrie kann […] als Sammlung von Methoden beschrieben werden, um Netzwerke existierender und präferierter Beziehungen […] zu erforschen und zu beurteilen. Soziometrie dient nicht dem Studium formaler Gruppenstrukturen (z. B. offizieller Hierarchien), sondern vielmehr dem phänomenologischen Studium der zwischenmenschlichen Wahlen von Menschen.

(Treadwell et al. 1998, S. 24)

Einzelne Teilnehmer oder eine Gruppe drücken etwas zunächst nicht Sichtbares visuell aus, indem sie sich entlang eines gedachten Koordinatensystems im Raum positionieren – dieses schlichte, aber überaus wirkungsvolle Interventionsprinzip liegt den in diesem Kapitel vorgestellten Methoden zugrunde. Was bei Skalierungen und aktionssoziometrischen Bildern ähnlich wirkt, steht jedoch in unterschiedlichen theoretischen Traditionen und Begründungszusammenhängen:

. Skalierungsfragen stellen einen wichtigen Baustein der systemischen Therapie und Organisationsberatung, insbesondere der lösungsorientierten Perspektive nach de Shazer dar.

. Die Aktionssoziometrie wurde von Moreno zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Teil eines umfassenden Systems zur Diagnose und Veränderung sozialer Systeme entwickelt.

. Sie eignen sich dazu, Unterschiede einzuführen, mit deren Hilfe eine Person, ein Team oder eine Organisation sich selbst auf thematisch fokussierte Weise betrachten kann. Skalierungsfragen Skalierungsfragen bringen komplexe Sachlagen auf den Punkt – genauer gesagt: auf die Zahl. Sie laden die Klienten ein, ihre Selbsteinschätzung auf einer Skala (meist von 0–10, aber auch beliebige andere Skalen sind möglich) zum Ausdruck zu bringen, bezogen auf ein definiertes Kriterium:

. »Wenn Sie die Qualität Ihrer Zusammenarbeit im Team auf einer Skala von 0–10 ausdrücken sollten, wobei 10 der absolut beste erreichbare Zustand ist und 0 für ‚schlechter geht es nicht’ steht – wo würden Sie sich positionieren?«

. »Nehmen Sie einmal an, 0 steht für ‚wir sehen absolut schwarz für die Zukunft, das Projekt wird unausweichlich scheitern’ und 10 für ‚das Projekt wird der Knüller überhaupt’ – wo stehen Sie auf dieser Skala?« »Minus 10 heißt: ‚diese strategische Neuausrichtung wird uns maximal schaden’, 0 heißt, die Neuausrichtung wird weder etwas zum Guten noch zum Schlechten verändern’ und 10 steht für ‚die Neuausrichtung wird uns maximalen Nutzen bringen’ – wo stehen Sie?« Wie in den Beispielen erkennbar wird, ist es wichtig, die Pole der Skala klar zu benennen.

Skalierungsfragen können einzelnen Klienten, aber auch Gruppen gestellt werden. Sie können rein verbal gestellt, im Rahmen eines handlungsorientierten Vorgehens aber auch durch Positionierung auf einer imaginären Skala im Raum beantwortet werden. Durch die dadurch bewirkte Aktivierung des emotionalen Erlebens ergibt sich die zusätzliche Möglichkeit, die Teilnehmer einen für sie stimmigen »Standpunkt« durch Herumgehen und Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten finden zu lassen.

Mit Skalierungsfragen wird ein Unterschied eingeführt, »der einen Unterschied macht«: Es wird deutlich, wo die Teilnehmer aktuell stehen und inwieweit die Gruppe in Bezug auf das dar- gestellte Thema homogen ist. Die Frage »Warum stehen Sie auf 2 und Sie auf 6?« kann Unterschiede in der Wahrnehmung bis hin zu einer bestehenden Polarisierung der Gruppe zutage treten lassen.

Diese Möglichkeit kann aktiv genutzt werden, z. B. um Gruppenkonflikte im Rahmen eines Konfliktworkshops oder einer Teamentwicklung sichtbar zu machen. Diese Form der Skalierung ist jedoch nicht nur ein Diagnostikum für den Ist-Zustand, sondern ermöglicht es auch, weiterführende Unterscheidungen anzuschließen und darauf zielgerichtete Interventionen aufzubauen (Abschn. 5.1).