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Perry Rhodan-Paket 39: Der Sechste Bote - Perry Rhodan-Heftromane 1900 bis 1949

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2014

ISBN 9783845329789 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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59,99 EUR


 

3.


Terraner (2)

 

Auf der untersten Entwicklungsstufe der Intelligenz platzieren wir gewöhnlich die Wesen, die zwar zu denken gelernt haben, die aber nicht über eine nennenswerte Zivilisation verfügen.

Auf der nächsten Stufe steht das technisierte, zivilisierte Lebewesen. Die Historiker ordnen hier den Menschen bis zum auslaufenden 20. Jahrhundert ein, vor dem Aufbruch ins Weltall.

Auf Stufe drei sehen wir das Intelligenzwesen, das den Kosmos entdeckt und erforscht. Auf dieser Stufe platzieren wir den Menschen, der das Solare Imperium errichtete und bis Andromeda und M 87 vorstieß.

Die vierte Stufe bilden Völker, die im Kosmos agieren und Kontakte zu höheren Entitäten unterhalten. Dazu gehören die zeitgenössischen Menschen.

Stufe fünf ist den Superintelligenzen vorbehalten; vergeistigten Existenzen von einer Überlegenheit, wie sie ein Terraner nur schwer erfassen kann. Wir wissen jedoch, dass die Superintelligenzen große Teile des Universums unter sich aufgeteilt haben, in sogenannte Mächtigkeitsballungen.

Die Menschen gehören zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES.

(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 1.1.1. Einleitung)

 

Das spannendste Rätsel des Solsystems erhob sich inmitten der Stadt Moond. Es lag im Zentrum eines weiten Platzes, der mit gelben Ziegeln gepflastert war.

In dieser Stadt lebten keine Menschen. Menschen kamen nur als Beobachter hierher, zuweilen als Helfer ihrer außerirdischen Freunde, die die Stadt bewohnten.

Manche Menschen kamen auch als Wächter.

In den Panzertürmen, die sich rings um den Platz gruppierten, wurde ein undurchdringlicher Schirm erzeugt. Hinter den Mauern aus Metall lagerte ein Arsenal todbringender Waffen.

Die besten Beobachtungsgeräte der Menschheit waren ins Zentrum des Kreises gerichtet. Kein Elektron konnte entstehen oder vergehen, ohne dass ein Instrument das Ereignis registrierte.

Aber es gab keine Elektronen, die entstanden. Es existierte kein Zerfall. Auf dem vierten Planeten des Systems, inmitten der Stadt Moond, von Wachstationen umgeben, schien die Zeit stillzustehen.

An diesem Ort ragte ein silberfarbenes Objekt aus dem Boden, das den Wachtürmen der Menschen in gewisser Weise ähnelte. Der Pilzdom des Solsystems besaß keine Türen und keine Fenster. Eine sichtbare Möglichkeit, sich Zutritt zu verschaffen, existierte an keiner Stelle der ebenmäßigen Rundung.

Man wusste, dass im Inneren des Gebäudes die Brücke in die Unendlichkeit begann. Und ebenso wusste man, dass niemand außer Perry Rhodan die Brücke benutzen konnte. Kein Mensch außer ihm hatte das silberne Gebäude jemals betreten, es sei denn in Rhodans Begleitung.

Die Frage, wohin die Brücke führte, stieß in der Heimat der Menschen auf geringes Interesse. Bekannt war lediglich, dass an ihren Pfeilern ferne Galaxien lagen.

Aber wer außer Rhodan hatte einen Vorteil davon? Wen interessierte es, was in zwanzig Millionen Lichtjahren Entfernung geschah? Rhodan war ein Unsterblicher, ein Zellaktivatorträger. Niemand zweifelte daran, dass er für die Menschheit einmal eine bedeutende Rolle gespielt hatte. Die Zeiten, da man sich auf einen Heilsbringer in Menschengestalt verlassen hatte, waren jedoch vorbei. Terra fühlte sich erwachsen. Man bedurfte keiner Helden mehr.

Rhodan war verschwunden, unterwegs in den Tiefen eines Kosmos, der den Menschen dieser Zeit entfernt und reizlos schien.

Dass es noch andere Nutzer der Brücke geben konnte, war in jenen Tagen pure Theorie.

Die einzigen, die eine solche Möglichkeit ins Kalkül zogen, waren die Wächter von Moond. Ihre Dienststunden verstrichen in Langeweile, monatelang, geradezu schon jahrelang, scheinbar eine Ewigkeit lang. Es brauchte eine besondere Mentalität, in der Aufmerksamkeit niemals nachzulassen. Diese Mentalität besaßen nicht viele Menschen. Sie waren gesuchte Spezialisten mit exorbitanter Bezahlung.

Auf eine Sekunde warten, die nicht kommt. Auf eine Gefahr lauern, die endlos weit entfernt ist – und die eines Tages doch Gestalt annimmt.

 

*

 

Es passierte in den letzten Wochen des Jahres 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Eines der Instrumente zeigte einen Ausschlag, so plötzlich wie unvermutet.

Am Pilzdom war es von einer Sekunde zur anderen hell geworden. In der dunklen Nacht von Moond glomm ein silberner Schimmer. Das Gebäude fing vor aller Augen deutlich sichtbar zu pulsieren an.

Durch die gepanzerten Türme heulte Alarm. Die Wächter prüften ihre Schutzschirme. Einige machten die Waffen ihrer Arsenale bereit. Andere sandten die Nachricht zur Erde, an die Regierung und an die Militärs. Im Orbit des vierten Planeten wurden die mächtigen Schlachtschiffe des PAPERMOON-Typs in Gefechtsbereitschaft versetzt.

Aus der Wandung des Pilzdoms schälte sich derweil eine kugelförmige Kontur.

Sie besaß einen Durchmesser von etwa einem Meter, keinerlei messtechnisch erfassbare Masse, keinerlei energetische Ausstrahlung. Und doch existierte das Objekt. Es war sehr viel mehr als nur eine Kugel aus Licht, auch wenn es keine technische Möglichkeit gab, dies nachzuweisen.

In den Köpfen der Wächter erklang eine Stimme: »Ich bin ein Wesen aus Licht. Ich bin ein Heliote ...«

Die Wächter meldeten in den Orbit und nach Terra, was sie vernahmen. Es wäre nicht notwendig gewesen, denn die Menschen in den großen Raumschiffen hörten dieselbe Stimme. Man hörte es überall, im gesamten Solsystem.

Der Heliote schien ein Freund zu sein. Es konnte keinerlei Zweifel daran bestehen, dass er ein lebendiges Wesen mit einer fremdartigen, aber friedlichen Mentalität war.

Allerdings, nicht jeder schenkte dem unausgesprochenen Versprechen Glauben.

Cistolo Khan, Befehlshaber der LFT-Streitkräfte, ließ einen Sperrkordon über die Stadt Moond ziehen.

Die Wächter versuchten, das Wesen mit einem energetischen Feld an Ort und Stelle zu bannen. Doch die Kugel ließ sich nicht fangen. Sie gehörte in ein fremdes Bezugssystem, in dem menschliche Technik keine Wirksamkeit besaß.

In diesem Moment bewegte sich das Wesen. Mit zunächst geringer, dann stetig wachsender Geschwindigkeit stieg der Heliote in den Nachthimmel des Planeten. Der Schirm, den die Panzertürme erzeugten, stellte kein Hindernis dar.

Cistolo Khan überlegte, ob er das Feuer eröffnen lassen sollte. Es war immerhin denkbar, dass der Heliote den Menschen eine Gefahr brachte. Bevor er sich jedoch über die notwendige Entscheidung klar wurde, verschwand das Wesen.

Man konnte es nicht orten und nicht verfolgen. Es schien, als hätten sich die Photonen, die seinen Körper bildeten, in alle Sternenrichtungen zerstreut.

Aber daran glaubte Cistolo Khan nicht. Er ahnte, dass der Heliote nur an einen anderen Ort gegangen war.

Sein Funkspruch verhängte über das Solsystem den Alarmzustand. Rund zwanzig Milliarden Lebewesen wurden binnen einer halben Stunde in Aufruhr versetzt. Hunderttausende von Ortergeräten suchten eine silberne Kugel aus Energie.

Als der Heliote wieder auftauchte, gab er sich keinerlei Mühe, seine Ankunft zu verbergen.

Die silberne Kugel erschien über der Erde. Ihr Licht strahlte über dem australischen Kontinent, am Rand einer Millionenstadt namens Sydney.

Das Wesen sprach ein zweites Mal: »Ich bin ein Gesandter von Thoregon, und ich bin gekommen, um das Volk der Menschen zum Beitritt zu unserer Koalition aufzufordern. Die Menschheit soll das sechste Thoregon-Volk sein. Wir haben lange Zeit auf euch gewartet.«

Einen Moment lang schien es, als sei dies das abrupte Ende einer kurzen Botschaft.

Aber das war ein Trugschluss. Der Monolog ging in eine Kommunikation über.

Das Geschöpf, das sich als Heliote vorgestellt hatte, begann den Menschen nun Fragen zu stellen.

Der Heliote führte zahllose Gespräche zur selben Zeit. Sydney – Peking – Kalkutta – Neu-Chicago – Terrania: Am Ende des Tages, so hatte es den Anschein, würde er mit jedem Menschen des Systems gesprochen haben.

 

*

 

»Wie lautet dein Name?«, fragte die Stimme in seinem Kopf.

»Mein Name ist Steinar Hansen. Ich bin ein Beamter der LFT-Regierung. Der Liga Freier Terraner.«

Es war ein unwirklicher, seltsamer Dialog, der sich da entspann, irgendwo zwischen Schlafen und Wachen. Die Stimme des Helioten schien ihm sehr angenehm. Er fasste unwillkürlich Zutrauen, und es bereitete ihm Behagen, dass er so ehrlich und so offen reden konnte.

»Bist du glücklich, Steinar?«

»Nein.«

»Vielleicht hast du einen unerfüllten Traum? Etwas, das du dir wünschst, von dem du aber weißt, dass es niemals in Erfüllung gehen wird?«

»Ja, so etwas gibt es. Ich wäre gern ein Prospektor. Ich würde gern fremde Welten sehen und nach verborgenen Schätzen jagen.«

»Verborgene Schätze ... Dabei wäre alles so einfach, Steinar Hansen.«

Der Heliote erzählte ihm eine Geschichte, die im ersten Moment einen belanglosen Anschein erweckte.

Auf einem entlegenen Bergwerksplaneten der Magellanschen Wolken existierte nur ein einziges Raumschiff. Es diente den terranischen Prospektoren dazu, einen bescheidenen Wohlstand zu erwirtschaften.

Für die Prospektoren war es eine entscheidende Zeit. Sie hatten zum ersten Mal Howalgonium gefunden, das wichtigste und kostbarste Mineral von allen. Wenn es ihnen gelang, die Ader vor allen anderen Interessenten auszubeuten, war der Kredit bezahlt, und das Raumschiff...