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An den Grenzen des Wissens

Peter Walder, Franta Kraus

 

Verlag vdf Hochschulverlag AG, 2007

ISBN 9783728131904 , 282 Seiten

Format PDF, OL

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25,99 EUR

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Jürgen Mittelstraß
Was heisst «Grenzen des Wissens»? (S. 9-10)

Wer von Grenzen des Wissens spricht, denkt zunächst einmal an sich selbst – an das, was man weiss und was man nicht weiss, wobei sich schnell herausstellt, dass das eigene Wissen ein beschämend kleiner Teil nicht nur eines möglichen, sondern auch eines wirklichen Wissens, des Wissens anderer, ist. Meist ist man sich nicht einmal sicher, ob das, was man zu wissen glaubt, auch wirkliches Wissen ist, d.h. ein Wissen, das sich jederzeit als begründet erweist und kritischen Nachfragen standhält. Zwischen Wissen, Meinen und blossen Vorstellungen vom Wissen tun sich – nicht nur in der Alltagswelt – Abgründe auf. Zumindest bewegt man sich auf unsicherem Gelände. Wer hier nicht grosszügig gegenüber sich selbst verfährt – dem eigenen Wissen bzw. für Wissen Gehaltenen schlicht vertraut, sich gelegentlich auch auf einen common sense beruft (der keineswegs irrtumsfrei ist) –, wird schnell zum Skeptiker. Wenn es mir schon so geht, dass ich mich auf das, was ich weiss, was ich zu wissen glaube, nicht verlassen kann, warum sollte es beim Wissen anderer, und gelte es noch so als gewiss, anders sein? Die eigene Unsicherheit wird schnell zur erkenntnistheoretischen Gewissheit: Wissen ist prinzipiell fehlbar, potentielles Nichtwissen, von Meinung – bis hin zum «rationalen Glauben» (rational belief) – nicht ein für allemal unterscheidbar. Und wenn doch etwas für Wissen gehalten wird, weil es sich immer wieder bestätigt hat, dann sind seine Grenzen in der Regel eng. Die Wirklichkeit von Grenzen des Wissens ist aufdringlicher als das Versprechen unbegrenzten Wissens.

Überhaupt ist die Erfahrung von Grenzen etwas ganz Normales, unser Leben auf Schritt und Tritt Begleitendes. Nicht nur unsere intellektuellen Vermögen sind begrenzt, das gleiche gilt von unseren körperlichen Fähigkeiten und von den Umständen, in denen wir uns bewegen. Alles Glück hat ein Ende, alles Können stösst an Grenzen, natürliche oder individuell bedingte, alles Wünschen hilft über Begrenztheiten, die sich in der Wirklichkeit aufdringlich zur Geltung bringen, nicht hinweg. Der Mensch erfährt sich über das Misslingen wie über das Gelingen, die conditio humana ist selbst eine begrenzte.

Doch nicht von derartigen Grenzen soll hier die Rede sein, sondern von Grenzen, die (tatsächlich oder auch nur vermeintlich) den wissenschaftlichen Verstand betreffen. Dass das Wissen in der Regel von nur begrenzter Reichweite ist, erfährt schmerzlich nicht nur der Alltagsverstand, sondern auch der wissenschaftliche Verstand. Auch Wissenschaft ist ein endliches Geschäft, und auch in der Wissenschaft ist der Skeptizismus zu Hause – jedenfalls dort, wo die Wissenschaft denkt, d.h. auf ihre Weise philosophisch wird.

Mein Vortrag hat fünf Teile. Der erste betrifft eine Grenze, die eigentlich gar keine Grenze ist, vor der unsere Fähigkeiten, hier unsere wissenschaftlichen Fähigkeiten, enden. Begrenzung kann auch Eigenschaft von etwas Vollkommenem sein. Der zweite handelt von einer Kugel, die im Unendlichen schwimmt und ständig wächst – ein kleines Geschenk für Metaphernfreunde und rationale Träumer. Im dritten Teil hat die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie das Wort, die über gegebene oder nicht gegebene Grenzen des Wissens ihre eigenen Vorstellungen besitzt. Dass es dabei auch andere Grenzen des Wissens und der Wissenschaft als die möglicherweise in der Wissensbildung, ihren Bedingungen und Formen selbst liegenden geben könnte, damit befasst sich der vierte Teil, bevor es dann im fünften Teil noch einmal philosophisch wird. Schliesslich hat die Philosophie schon immer über Grenzen des Verstandes, auch des wissenschaftlichen, nachgedacht – und ist dabei bis heute zu keinem definitiven Ergebnis gekommen. Die Überlegungen über Grenzen des Wissens enden hier denn auch mit einem Lob der Unvollkommenheit.