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Die Lennox-Falle - Roman

Robert Ludlum

 

Verlag Heyne, 2010

ISBN 9783641052379 , 736 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"12 (S. 177-178)

Drew Lennox, der jetzt zu seinem Bruder Harry geworden war, wartete im Schatten des Trocadéro hinter der Statue von König Heinrich dem Unschuldigen und hielt ein Nachtsichtglas an die Augen gepreßt. Fast hundert Meter entfernt auf der anderen Seite des Platzes warfen die Statuen von Ludwig XIV. und Napoleon I. tiefe Schatten. Er befand sich an dem mit Karin de Vries verabredeten Treffpunkt, wo ausgewählte vertrauliche Papiere aus dem Büro seines »toten Bruders« an ihn geliefert werden sollten.

Es war fast dreiundzwanzig Uhr, und Drew Lennox war froh, daß es eine Vollmondnacht war. Zwei Männer stiegen aus einer schwarzen Limousine, die am Randstein zum Halten gekommen war. Sie trugen dunkle Straßenanzüge und gingen jetzt jeder mit einem Aktenkoffer in der Hand, in dem sich vermutlich die Papiere befanden, die er aus dem Schreibtisch seines »Bruders« angefordert hatte, auf den Treffpunkt zu. Sie waren Neonazis, denn von Karin de Vries war keine Codemitteilung gekommen.

Ihr Telefon in der Botschaft war also angezapft. Drew mischte sich unter die Passanten, von denen die meisten Touristen mit Kameras waren, deren Blitzlichter immer wieder aufflammten. Drew hatte die Revers seines Jacketts hochgeschlagen und sein Gesicht halb unter einer schwarzen Schildmütze verdeckt, während er sich von einer Gruppe zur nächsten voranarbeitete, bis er nur noch fünfzehn Meter vom Treffpunkt entfernt war. Er studierte die beiden Männer zwischen den zwei imposanten Statuen; sie waren ruhig und ebenso unbewegt wie die Monumente, bloß ihre Köpfe bewegten sich gelegentlich.

Erschrocken stellte Lennox fest, daß er sich inmitten einer Gruppe japanischer Touristen befand, die alle viel kleiner waren als er. Aus der entgegengesetzten Richtung näherte sich jetzt eine Schar von Schaulustigen, bei denen es sich der Sprache nach zu schließen offenbar um Deutsche handelte. Aber vielleicht war das auch ein gutes Omen, dachte Drew, der die zwei falschen Kuriere, die jetzt keine drei Meter mehr von ihm entfernt waren, nicht aus den Augen ließ.

Der Augenblick zum Handeln war jetzt gekommen, aber Lennox wußte noch nicht so recht, was er tun sollte. Und dann kam es ihm plötzlich. Les rues de Montparnasse. Taschendiebe! Die Seuche des siebten Arrondissements. Er wählte die dünnste, am wenigsten eindrucksvoll wirkende Frau in seiner Nähe aus und griff plötzlich nach ihrer Schultertasche. Sie schrie:

»Ein Dieb!« Im Halbdunkel warf Drew die Tasche einem nichtsahnenden Mann zu, der neben dem ersten falschen Boten aus der Botschaft stand, und ging gleichzeitig mit erhobenen Fäusten auf ihn los und rief ein paar zusammenhanglose Worte in deutscher Sprache, ehe er sich sein nächstes Opfer suchte. Innerhalb weniger Augenblicke war es vor der Statue Napoleons zu einem kleinen Aufruhr gekommen, während alle im Halbdunkel nach dem Dieb und seiner Beute Ausschau hielten. Der erste falsche Kurier war plötzlich von Menschen umringt und versuchte vergeblich, sich ihrer zu erwehren, bis unvermittelt Lennox vor ihm stand."