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Grimm - Roman

Christoph Marzi

 

Verlag Heyne, 2010

ISBN 9783641052140 , 560 Seiten

Format ePUB

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9,99 EUR

  • Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts - Roman
    Lilith - Roman
    Die Anderen - Die große Orks-Elfen-Zwerge-Troll-Parodie
    Lumen - Die Uralte Metropole 3 - Roman
    Lycidas - Roman

     

     

     

     

 

 

"Der schattenkalte Hauch von einst (S. 114-115)

Keine einzige Sekunde zu spät verschwand Vesper Gold im Bauch der Uhr, deren Pendel unverdrossen weiterschwang und deren lange, spitze Zeiger sich mit dem Ticken des Takts bewegten, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen. Sie hatte die Lederjacke und den Rucksack unter den Sessel, auf dem sie eben noch Platz genommen hatte, geschoben, still hoffend, dass, wer auch immer gleich den Raum betreten würde, nichts davon bemerken würde. Sie dankte dem Schicksal und der Sammelleidenschaft des alten Mannes für die riesenhafte Standuhr und kam sich vor, als sei sie in einem düsteren Märchen gefangen.

Sie war durch die große Tür an der Seite der Standuhr nach drinnen gelangt. So hatte sie mühelos einen Unterschlupf gefunden - und nun steckte Vesper in der Uhr, in dem Verschlag hinter der Pendelkammer, und versuchte sich und ihren Herzschlag zu beruhigen. Nur durch einen schmalen Schlitz konnte sie nach draußen ins Wohnzimmer spähen, wobei ihr Blick im Sekundentakt vom vorbeischwingenden Pendel unterbrochen wurde.

Die Schallplatte, die Friedrich Coppelius aufgelegt hatte, spielte nun Beim ersten Mal, da tut’s noch weh. Hans Albers nölte mit der ihm eigenen, versoffen unvergleichlichen Stimme die Melodie, und es klang so lustlos, als habe man ihn gezwungen, dieses Lied zu singen. Des ungeachtet war die Musik ihr großes Glück, hatte sie doch die Geräusche überdeckt, die das Öffnen der Tür zwangsläufig mit sich gebracht hatte. Vesper hielt den Atem an.

Um sie herum tickten Zahnräder und unsichtbare Mechanismen, klickte es still und leise und unaufhörlich. Langsam, sehr langsam, wurde ihr Herzschlag ruhiger. Sie wagte kaum zu blinzeln. Durch den Spalt wurde sie einer männlichen Gestalt gewahr, die das Wohnzimmer betrat und sich umschaute. Sie war nicht ganz Mensch und auch nicht ganz Wolf, sondern etwas dazwischen. Sie hielt etwas mit der Hand gepackt, zerrte einen schweren Körper hinter sich her."