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Stalking: Ein sozialpädagogischer Leitfaden für die Beratung der Opfer

Maja Wolfgramm

 

Verlag Diplomica Verlag GmbH, 2009

ISBN 9783836629782 , 197 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz frei

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Textprobe: Kapitel 4.5, Stalking und Gewalt: Nicht selten wird Stalking vorschnell mit physischer Gewalt gleichgesetzt. Jedoch gelten physische Übergriffe in wissenschaftlichen Begriffsbestimmungen des Stalking als eine mögliche, aber nicht zwingend auftretende Eskalationsstufe des Stalkings. So sind Stalkinghandlungen, wie das Auflauern oder der Telefonterror schlimmstenfalls als psychische, jedoch keinesfalls als physische Gewaltakte anzusehen. Nach Hoffmann herrscht bei Fachleuten allerdings Konsens darüber, dass physische Gewalt bei Stalkingvorfällen - unter bestimmten Umständen und in bestimmten Konstellationen - besorgniserregend häufig auftritt, auch wenn bislang nur wenige Untersuchungen zur Häufigkeit von psychischer Aggression in Stalkingfällen durchgeführt worden sind. Hoffmann beschreibt in seinem Buch 'Stalking' (aus dem Jahr 2006) sehr ausführlich die bis heute untersuchten unterschiedlichen Formen und Vorhersagefaktoren von Gewalt im Stalkingbereich. Außerordentliche Bedeutung für die Beratung und für den Opferschutz hat dabei m.E. das Wissen um das Vorkommen der katathymen Gewalt. Ihr geht eine lange Phase von unterdrückter Wut voraus, die sich dann unvermittelt und überraschend eruptiv entlädt. Stalker, die in dieser Form Gewalt ausüben, sind in der Regel sozial unauffällig und sprechen im Vorlauf der Tat nicht unbedingt Drohungen aus. Meist stammen die Opfer aus dem direkten persönlichen Umfeld, wie z.B. Expartner. Die Gefahr einer katathymen Gewalttat, gerade bei Exbeziehungsstalking, bringt daher für die Beratung und den Opferschutz beträchtliche Implikationen mit sich. Demzufolge kann man sich nicht mehr nur allein auf diejenigen Stalker konzentrieren, die schon in der Beziehung aggressiv und gewalttätig waren. Es sollte immer auch beachtet werden, dass eine Phase nicht aggressiver Stalkinghandlungen nach der Trennung nicht automatisch eine Risikominderung bedeuten muss. Es scheint - so Hoffmann -, 'dass vor allem überkontrollierte, zu Depression neigende Personen, die vorher sozial unauffällig waren, ein Risiko für schwere Gewalttaten darstellen'. Wenn es zur physischen Gewalt im Stalkingverlauf kommt, richtet sie sich nicht immer direkt gegen die Betroffenen. Regelmäßig werden auch andere Ziele attackiert. Hoffmann unterscheidet dabei drei Gruppen: - Gewalt gegen Dritte. - Gewalt gegen Haustiere. - Gewalt gegen Sachen. Gewalt gegen Dritte geschieht offenbar am ehesten beim Stalking durch Verehrer oder ehemalige Partner. Wie bei Fiedler sind auch nach Hoffmann 'vor allem Personen gefährdet, die vom Stalker als zwischen sich und dem Opfer stehend wahrgenommen werden'. Dabei kann es sich beispielsweise um einen neuen Freund handeln, aber auch um Arbeitskollegen oder Verwandte, die den Betroffenen in der Stalkingsituation beistehen. Über Gewalt gegenüber Haustieren wird in Opferbefragungen, wie z.B. der des Zentralinstituts für seelische Gesundheit Mannheim, relativ selten berichtet. Es gibt sie aber dennoch. Vor allem, wenn der Stalker der ehemalige Partner ist. Hier geht es dem Täter hauptsächlich um Psychoterror und Kontrolle über den Partner. Sachbeschädigung ist eine relativ häufige Erfahrung von Stalkingbetroffenen. Sie kommt etwa in jedem vierten Fall vor. Neben Wohnungseinbrüchen, Zerstören von Eigentum innerhalb der Wohnung, oder das Beschmieren der Hauswand, eingeschlagene Fensterscheiben und dem Abreißen des Briefkastens wird sehr häufig das Auto beschädigt, indem z.B. Reifen zerstochen werden, Lack zerkratzt oder beschmiert oder am Fahrwerk manipuliert wird. Auch hier sind besonders häufig ehemalige Partner die Täter. Für die Beratungspraxis und die Arbeit mit den Opfern bedeutet dies, dass man sich nicht nur alleine auf die Sicherheit der unmittelbaren Opfer konzentrieren darf, sondern immer auch mit bedenken muss, ob sich nicht Situationen ergeben, in denen sich die Wut des Stalkers auch gegen andere Personen (Sekundäropfer), Haustiere oder Sachgegenstände richten könnte. Dabei steht der Schutz von Personen selbstverständlich immer im Vordergrund. Um solche Situationen von möglicher Gewalteskalation besser einschätzen zu können, ist es für Berater hilfreich, bestimmte Risiko- und Gefahrensignale zu kennen und im jeweiligen Stalkingfall identifizieren zu können. Auf diese werde ich nun im Folgenden eingehen.