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Am Rio de la Plata - Karl May´s Gesammelte Werke Band 12

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 1952

ISBN 9783780217127 , 512 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

  • Dracula - Roman
    Das versteinerte Gebet - Karl May´s Gesammelte Werke Band 29
    Der Löwe der Blutrache - Karl May´s Gesammelte Werke Band 26
    Von Bagdad nach Stambul - Karl May´s Gesammelte Werke Band 3
    Durchs wilde Kurdistan - Karl May´s Gesammelte Werke Band 2
    Durch die Wüste - Karl May´s Gesammelte Werke Band 1

     

     

     

 

 

10. Am Uruguay (S. 276-277)

Da der Sumpf zwischen dem Indianer und uns lag, musste der Mann einen Umweg machen, wenn er zu uns wollte. Doch sahen wir ihn schon nach kurzer Zeit her- beikommen, von der anderen Seite, und zwar in gedrückter Haltung. „Was fällt dir ein, auf uns zu schießen, Pedro?“, emp- fing ihn der Bruder, als er zu uns unter die Bäume trat. Der Indianer antwortete sichtlich erschrocken: „Sie sind es, Bruder, Sie selbst? Hat der Pfeil getroffen?“ „Ja.“ „Dios! So ist der Mann verloren!“ „Glücklicherweise nicht. Der Pfeil flog diesem Señor gegen die Brust, drang aber nicht durch das Leder seines Gewandes.“ „Leder? Ah! Oh! Also ist...“

Er hielt inne. „Weiter! Was wolltest du sagen?“, fragte der Frater. „Nichts, gar nichts; ich bin nur so sehr erschrocken.“ Aber ich wusste wohl, was er hatte sagen wollen. Dass ich ein lederndes Gewand hatte, war die Veranlassung sei- nes unterbrochenen Ausrufes gewesen. Er musste also von meiner hier zu Lande auffälligen Kleidung wissen und konnte davon nur durch die Bolamänner erfahren haben. Folglich waren sie hier, und zwar gar nicht weit entfernt.

Der Bruder aber ließ sich täuschen und sagte: „Erschrocken bist du? Das könnte aber diesen Señor nicht retten, wenn der Pfeil ihn getroffen hätte. Pedro, Pedro, das hätte ich von dir nicht gedacht, dass du ein Mörder bist!“ „Ich ein Mörder? Bruder, warum kränken Sie mich? Ich habe doch nicht gewusst, dass Menschen hier sind.“ „Was denn sonst? Für was hast du uns hier gehalten?“ „Nur für Affen. Der Mondschein trügt. Ich glaubte, eine Affenherde zu erkennen. Sie saßen so beisammen, wie Af- fen zu tun pflegen.“ „So hat sich die Schärfe deiner Augen gegen früher sehr verschlechtert. Nimm dich in Zukunft in Acht, abermals leichtfertig einen Giftpfeil abzuschießen!“ Der Bruder hatte diese Mahnung in erhobenem Ton gesprochen.

Deshalb mahnte der Indianer rasch: „Pst, Bruder, nicht so laut!“ „Warum?“ „Weil es gefährlich ist, des Nachts am Fluss laut zu reden.“ „Sind Menschen da?“ „Nein. Aber seit einigen Tagen schleicht ein Jaguar mit seinem Weibchen hier herum. Ich weiß, er geht auf Men- schenfleisch; doch wir fürchten uns nicht. Pedro und Daya sind klüger als der Jaguar.“ „Auch ich fürchte ihn nicht.“ „Ich weiß es. Kein Jaguar tut Ihnen ein Leid; aber auf Ihre Begleiter nimmt er nicht Rücksicht.

Darum wollen wir leise sprechen, um ihn nicht herbeizurufen.“ Der Indianer war ein schlauer Bursche. Er hielt es mit den Bolamännern und hegte doch auch Freundschaft für den Bruder. So wollte er die eine Partei der anderen nicht verraten und erfand deshalb das Märchen vom Jaguar. „Du hast Recht“, nickte der Bruder. „Es ist nicht nötig, dass wir allzu laut reden. Setz dich! Ich habe dich etwas zu fragen.“ Der Indianer gehorchte nur widerstrebend.

Er meinte: „Wollen wir uns nicht anderswo niederlassen, Bruder? Hierher könnte leicht der Jaguar kommen.“ Er wollte uns fortlocken, um uns vor den Bolamännern zu retten, ohne uns von ihnen erzählen zu müssen. „Nein, wir bleiben hier“, erklärte der Bruder. „Aber ich weiß einen anderen, viel besseren Platz.“ „Der hier gefällt uns ausgezeichnet. Woher kommst du?“ „Von der Jagd.“ „Das kann ich nicht glauben. Du hast ja keine Beute. Das wäre zum ersten Mal in deinem Leben, dass du kein Fleisch nach Hause brächtest.“