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Old Firehand - Karl May´s Gesammelte Werke Band 71

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2013

ISBN 9783780215710 , 416 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

EIN SELFMADEMAN (1878) (S. 326-327)

Das war damals ein munteres Leben dahinten im Wes- ten, besser, viel besser als jetzt, das sage ich euch und da- rum könnt ihr’s glauben! Die Rothäute kamen um ein Be- trächtliches weiter in das Land herein als heutzutage, und man musste die Augen offen halten, wenn man sich nicht eines schönen Abends hinlegen und des Morgens im Him- mel ohne Skalp erwachen wollte. Doch das war nicht sehr schlimm, denn so ein vier bis mehr Indsmen kann man sich schon gut vom Leib halten, aber es trieb sich neben ihnen auch allerlei weißes Gesindel dahinten herum, so was man hier im Osten Runners oder Loafers nennt, und diese Kerls waren bösartig und durchtrieben genug, um einem mehr zu schaffen zu machen, als alle Indianer zwi- schen dem Mississippi und dem großen Meer zusammen- genommen.

Besonders einer machte von sich reden, der alle zehn- tausend Teufel im Leib hatte und ein so verwegener Satan war, dass sein Ruf sogar hinüber in die alten Länder des europäischen Kontinents gedrungen ist. Ich habe sogar gehört, dass man dort in allen Zeitungen von ihm schreibt. Ihr kennt ihn auch und wenn ich euch seinen Namen nen- ne, so werdet ihr wissen, woran ihr seid. Es ist nämlich der Kanada Bill, der größte Gauner und Spitzbube der Vereinigten Staaten.

Er ist ein englischer Zigeuner und heißt eigentlich William Jones. Er kam nach Kanada und trieb einen ganz leidlichen Pferdehandel, bis er bemerkte, dass mit der Karte noch einiges mehr zu verdienen sei. Er hatte ein Spiel ge- lernt, das man drüben in Germany ‚Kümmelblättchen‘ nennt – bei uns heißt es ‚three carde monte‘ –, und trieb damit zunächst da droben in den Britischen Kolonien sein Wesen, bis er es zu einer solchen Meisterschaft gebracht hatte, dass er sich über die Grenze herüber zu den Yankees wagen konnte. Nun machte er den ganzen Norden unsi- cher, beutelte die pfiffigsten Gentlemen bis auf den letz- ten Cent aus und suchte dann den Westen auf, wo er ne- ben dem Spiel noch allerlei Allotria trieb, die ihn zehnmal an den Strick gebracht hätten, wenn es rechtens zugegan- gen wäre.

Auch ich bin einiges mit ihm zusammengekom- men und habe dabei die Bekanntschaft eines berühmten Mannes gemacht, der – – na, ihr werdet ja wohl hören, wen ich meine, und die Einleitung zu einer guten Geschich- te darf nicht zu lang gezogen sein, sonst rufen die Zuhörer „Stopp!“ und reiten davon, ehe man nur richtig angefan- gen hat. Also, ich war noch etwas grün im Fach, aber eine gute Faust hatte ich doch, mein Auge war hell und offen, mein Wille gut und munter, die Büchse verstand ich ganz leid- lich draufzuhalten, und mein Bowieknife war schon eini- gen zwischen die Rippen gefahren, die sich so einen Aderlass nicht vermutet hätten. Ich war am oberen Ar- kansas auf Biber gewesen, hatte einen hübschen Fang ge- macht, die Felle an einige Companiemänner, die mir be- gegneten, verkauft und suchte mir nun eine passende Ge- legenheit nach dem alten Mississippi, um wieder ein- mal unter Menschen zu kommen und dieses und jenes ein- zukaufen, da meine Ausstattung mit der Zeit so ziemlich fadenscheinig geworden war.