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Reiterhof Eulenburg - Gefährlicher Sommer - Band 3

Charlotte Link

 

Verlag Baumhaus, 2010

ISBN 9783838706856 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR

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1


Mitten in der Nacht wachte Tom auf. Er spürte stechende Kopfschmerzen und Übelkeit. Als er sich vorsichtig aufsetzte, wurde ihm sogleich schwindelig. Sein Gesicht glühte.

Ich kann doch nicht wirklich krank sein, dachte er entsetzt.

Schon am Abend war es ihm nicht gut gegangen. Er hatte sich müde gefühlt und keinen Hunger gehabt, bei jeder Bewegung war ihm sofort der Schweiß ausgebrochen. Als er dann im Bett war und nach alter Gewohnheit noch hatte lesen wollen, hatten seine Augen zu tränen begonnen. Er war jedoch wild entschlossen gewesen, niemandem etwas zu erzählen; schließlich hatten die Sommerferien gerade erst begonnen, und auf der Eulenburg, der Ferienreitschule seiner Eltern, waren bereits alle Sommergäste eingetroffen. Nicht einen Tag mochte er versäumen. Er durfte jetzt nicht krank werden!

Auf einmal zweifelte er jedoch daran, ob es ihm gelingen würde, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Mühsam erhob er sich, schlich aus dem Zimmer über den Gang zum Bad. Im Spiegel sah er ein blasses Gesicht mit großen, unnatürlich glänzenden Augen. Hoffentlich, überlegte er, ist es nur eine Erkältung. Die geht wenigstens einigermaßen schnell vorbei.

Vorläufig erfährt niemand etwas, schwor er sich. In ein paar Tagen habe ich es überstanden.

Mit steifen, schmerzenden Knochen kroch er in sein Bett zurück und atmete erleichtert auf, als er seinen Kopf niederlegen konnte. Noch nie im Leben hatte ihm etwas so weh getan.

Als Tom am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich noch elender als in der Nacht. Der ganze Körper tat ihm weh. Seine Zunge schien ihm trocken wie Watte und angeschwollen. Stöhnend kletterte er aus dem Bett.

Ich bin doch richtig krank, dachte er matt und spürte, wie sein Wille, die Angelegenheit zu vertuschen, schwächer wurde. Wenn das so weiterging, würde es ihm bald egal sein, ob Sommerferien waren oder nicht.

Im Bad entdeckte er dann einen roten Ausschlag an Hals, Schultern und Oberarmen. Wenn es sich nicht um eine Allergie handelte – und er hatte nie an Allergien gelitten -, musste es eine Kinderkrankheit sein. Windpocken … die fingen seines Wissens hinter den Ohren an. Mit einer komplizierten Verrenkung und unter Zuhilfenahme zweier Spiegel begutachtete er die entscheidende Stelle. Nein, hinter den Ohren konnte er nichts finden. Er überlegte, dass er nach unten gehen und in einem Lexikon nachsehen könnte; vielleicht fände er dort eine Krankheit, auf die seine Symptome passten. Aber noch ehe er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, wurde ihm wieder schwindelig. Er setzte sich auf den Badewannenrand und wartete, dass das Rauschen in seinem Kopf nachließe. Ihm wurde klar: Er war so krank, dass er es nicht einmal schaffen würde, hinunter in das Büro seiner Mutter zu gehen und ein Buch aus dem Regal zu ziehen.

Gerade als er das Bad verließ, begegnete er Kathrin. Das Mädchen gehörte zu den Feriengästen auf der Eulenburg, war schon zum dritten Mal hier und neigte dazu, Schwierigkeiten zu machen, weil ihm das Leben auf dem Reiterhof nicht vornehm genug war. Heute allerdings sah Kathrin nicht so aus, als werde sie ihr übliches Gejammere beginnen. Ihre Miene war kläglich.

»Tom, ich weiß nicht, was mit mir los ist! Mir ist so schlecht! Ich habe so furchtbares Kopfweh, und mir ist ganz heiß!«

Tom starrte sie an. »Du auch?«

»Was heißt – ich auch?«

»Mir geht es auch nicht gut. Ich habe auch so einen komischen Ausschlag am ganzen Körper.«

»Ich auch«, gestand Kathrin. Ihre Wangen waren fiebrig gerötet. »Tom, wir müssen es deiner Mutter sagen.«

»Ja … du hast recht. Leg dich erst mal wieder ins Bett, Kathrin. Ich sage meiner Mutter Bescheid.«

Er wartete das Vorübergehen einer neuen Schwindelattacke ab, ehe er sich auf den Weg die Treppe hinunter machte.

Kathrin und ich, dachte er, und noch ein paar Tage, dann haben es alle, was immer es ist. O Gott, diese Scheißkrankheit wird uns allen die Ferien hier verderben!

Seine düstere Ahnung sollte sich als absolut richtig erweisen.

Draußen schien strahlend die Sonne. Ein leichter, frischer Wind wehte vom nahen Meer her ins Land und sorgte dafür, dass es nicht zu heiß wurde. Die Bäume standen in vollem Laub, die Äpfel färbten sich rot und die Birnen gelb. Auf den weiten Koppeln grasten die Pferde. Vom Meer her strichen Möwen kreischend ins Land, flogen tief über Hof und Stallungen hinweg, hoben sich dann wieder hoch in den Himmel und verschwanden als kleine weiße Punkte am Horizont.

Wie schön es hier ist, dachte Pat, und wie glücklich ich hier bin!

Sie lehnte am Zaun einer Weide und sah ihrer Stute Fairytale zu, die sie, wie im vergangenen Jahr, in einem Transporter mitgebracht hatte. Fairytales Fell glänzte wie eine reife rote Kastanie in der Sonne. Das Pferd hob den Kopf und wieherte lange und fröhlich. Neben Pat lag ihr Hund Tobi. Tobi war ein Mischling undefinierbarer Abstammung; ein Tierarzt hatte einmal gemeint, zumindest einen Berner Sennenhund und einen Collie in ihm zu erkennen, im Laufe der Generationen könnten sich jedoch auch noch eine Menge anderer Rassen hineingemischt haben, hatte er behauptet. Auf jeden Fall war Tobi fast so groß wie ein junges Kalb, hatte zotteliges graues, schwarzes und braunes Fell und riesige weiße Pfoten. Er und Pat hingen wie die Kletten aneinander. Er war ein kleines Hundebaby gewesen, als sie ihn kennengelernt hatte, er hatte gerade seine ersten tapsigen Schritte gemacht, und Pat hatte ihn von der ersten Sekunde an geliebt. Es ging ihm damals nicht gut: Seine Besitzer misshandelten ihn und hielten ihn angekettet. Bei Nacht und Nebel hatte Pat versucht, ihn zu befreien, und war dabei Hals über Kopf in eine gefährliche Geschichte hineingeraten, hatte schließlich sogar mit ihren Freunden zusammen eine ganze Einbrecherbande gestellt. Tobi war dann für immer bei ihr geblieben.

Sie lächelte in der Erinnerung daran und wandte sich um, als sie Schritte hörte. Zwei blonde Mädchen kamen über die Wiese. Pat winkte ihnen zu. »Hallo, Angie! Hallo, Diane!«

Die Schwestern traten heran. Sie und Pat waren vor einem Jahr zum ersten Mal als Gäste auf der Eulenburg gewesen. Gemeinsam mit Tom und mit Chris, dessen Eltern in der Nähe eine Pension hatten und der Toms bester Freund war, hatten sie damals das Geheimnis um die Einbrecher gelöst. Im Winter waren sie dann erneut auf dem Reiterhof zusammengekommen. Alles war tief verschneit gewesen, den Pferden war weißer Atem aus den Nüstern gequollen, wenn sie mit ihnen durch den Schnee galoppierten. Und wieder hatten sich erstaunliche Dinge ereignet, um einen legendären Schatz war es gegangen, und die Leute, die ihn finden wollten, schreckten vor keinem Mittel zurück, um in den Besitz der vermeintlich unermesslichen Reichtümer zu kommen.

»Weißt du was Neues von Tom?«, fragte Angie.

Pat schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollte euch gerade dasselbe fragen.«

»Es darf immer noch niemand zu ihm«, sagte Diane. »Frau Andresen sieht aus, als sei es etwas Ernstes, sie läuft mit einem wahnsinnig besorgten Gesicht herum. Angeblich hat Kathrin sich nun auch krank gemeldet!«

»Ach nee!« Pat grinste böse. »Wenn ihr mich fragt, sie will sich nur um die Reitstunde drücken, wie üblich!«

Kathrin war nicht besonders beliebt. Aber jetzt schüttelte Diane den Kopf. »Ich habe sie gesehen. Sie scheint wirklich Fieber zu haben. Außerdem haben noch drei andere über Übelkeit geklagt.«

»So ein Mist«, meinte Pat bedrückt. »Wenn hier irgendeine Krankheit ausgebrochen ist – dann gute Nacht! Am Ende schicken sie uns alle wieder nach Hause.«

»So weit wird es hoffentlich nicht kommen!«, sagte Angie erschrocken.

Die drei Mädchen beobachteten noch eine Weile die Pferde, dann machten sie sich auf den Weg zur Reitstunde. Auf dem Hof sahen sie ein fremdes Auto stehen.

»Der Arzt«, sagte Diane.

Auf einmal hatten sie alle das Gefühl, dass die Dinge nicht so harmlos lagen, wie sie gedacht hatten.

»Tja«, sagte der Arzt und sah Frau Andresen bedeutungsvoll an, »das ist eine ernste Sache. Ihr Sohn hat Scharlach.«

»Was?«

»Das gibt’s doch nicht«, sagte Tom matt.

»Doch, mein Junge. Leider. Es besteht überhaupt kein Zweifel. Du wirst jetzt ungefähr drei Wochen im Bett liegen müssen.«

»Es sind Ferien!«

»Darum kümmern sich Krankheiten nicht«, sagte der Arzt schulmeisterhaft. Dann wandte er sich an Frau Andresen. »Ich würde gerne die drei anderen Kinder, die sich krank gemeldet haben, auch noch untersuchen. Ich fürchte allerdings, ich werde das Gleiche feststellen.«

Frau Andresen war ganz blass geworden. »Das ist natürlich eine ziemliche Katastrophe, Doktor. Ich werde alle Feriengäste nach Hause schicken müssen.«

»Das ist dringend notwendig, ja. Sonst haben Sie in einer Woche hier das reinste Lazarett.«

Wie vorausgesehen hatten sowohl Kathrin als auch die drei anderen ebenfalls Scharlach. Bis zum Abend kam noch ein Mädchen aus der Küche hinzu. Sie stellte sich als die Urheberin des Übels heraus, denn ihre Schwester daheim hatte Scharlach, wie sie arglos berichtete, und sie hatte keineswegs daran gedacht, sich von ihr fern zu halten. Nach diesem Geständnis legte sie sich ins Bett und war gleich darauf vom Fieber geschüttelt.

Die Nachricht vom Scharlach machte in Windeseile ihre Runde in der Eulenburg. Schon am nächsten Morgen trafen die ersten Eltern ein, die ihre Kinder sofort abholen wollten. Vorher hatte Frau Andresen während des Frühstücks im großen Speisesaal erklärt, die Reitschule müsse leider für diese Ferien geschlossen bleiben.

»Es tut mir sehr leid, aber es wäre völlig unverantwortlich, euch hierzubehalten«,...