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Zwischen Himmel und Hölle - Das Kommando ›Plantage‹ des Konzentrationslagers Dachau

Daniela Seidl

 

Verlag Herbert Utz Verlag , 2008

ISBN 9783831607297 , 190 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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24,99 EUR

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2 Strukturen und Bedingungen des Konzentrationslagers (S. 25)

2.1 Methoden des Terrors

2.1.1 Politische Voraussetzungen


Am 20. März lässt Heinrich Himmler in seiner Funktion als kommissarischer Polizeipräsident vor der Münchner Presse eine Konferenz abhalten, auf der er die Errichtung eines Konzentrationslagers bei Dachau mit einem Fassungsvermögen für 5 000 kommunistische und sozial demokratische Funktionäre ankündigte.

Als geeigneter Ort für ein solches Vorhaben gerät eine Munitionsfabrik bei Dachau in den Blick, die durch die Bestimmungen der »Versailler Verträge« stillgelegt werden musste. Ab dem 30. März begann die Internierung angeblicher Regimegegner in das »Umer ziehungslager«, das – so die offiziellen Verlautbarungen – die Gesellschaft vor kriminellen und politisch gefährlichen Elementen schützen sollte. Innerhalb kürzester Zeit ist so das erste staatliche Konzentrationslager entstanden.

Nachdem Heinrich Himmler am 1. April die Führung der politischen Polizei in Bayern übernommen hatte, wurde einige Tage später auch das Lager Dachau der SS unterstellt. Mit der Übernahme des Lagers durch die Schutzstaffel verloren die Gefangenen jegliche juristischen Rechte und waren somit der Willkür ihrer Bewacher schutzlos ausgeliefert.

Schon in der ersten Nacht nach der Übergabe der Bewachung in SS-Hände kam es zu Exzessen, der Terror sollte von nun an den Alltag der Gefangenen prägen. Dass Himmler in Personalunion bayerischer Polizeichef und Reichsführer der SS war, ermöglichte ihm durch die Vermengung von Staats- und Parteiamt, »die Gesetze unter Berufung auf ein ›revolutionäres‹ Recht zu übertreten«.

Ein weiteres Instrument zur Durchsetzung seiner politischen Interessen war die Verknüpfung der Staatspolizei mit der Parteiorganisation der SS sowie mit dem Sicherheitsdienst.

Gemeinsam mit der Aufhebung der bürgerlichen Rechte und Freiheiten auf Grundlage der Notverordnungen vom 28. 2. 1933 bildeten diese Konzeptionen die Voraussetzung zu einem nahezu eigen ständigen Unterdrü ckungsapparat. Himmler bemühte sich hinsichtlich des Lagers Dachau um hermetische Abschottung nach außen.

Das Lager sollte nach seinem Willen zu einer von der richterlichen Gewalt des Staates unab hängigen Institution gemacht werden. Mit der Einsetzung des SS-Ober führers Theodor Eicke , als zweitem Kommandanten nach dem abgesetzten Hilmar Wäckerle durch Himmler am 26. Juni 1933 begann die systematische Ent wicklung und Ausformung des Terrors.

2.1.2 Das »Modell-KZ« Dachau unter Theodor Eicke
Das KZ Dachau wurde unter der Ägide Theodor Eickes zum nationalsozialistischen Musterlager gestaltet und damit zum Vorbild für das gesamte nationalsozialistische KZ-System. In Dachau entwickelte Eicke im Auftrag Himmlers alle typischen Merkmale der SS-Konzentrationslager: die Organi sation und die Verwaltungsstruktur des Lageraufbaues, eine Dienstvorschrift für die Wachmannschaften sowie eine Lagerordnung für die Häft- linge.

Wesent liche Punkte bildeten die Systematisierung der Vorschriften, die Tren nung von Kommandantur und Wachtruppe sowie der Arbeitseinsatz der Gefangenen als Unterdrückungsinstrument. Arbeit bildete ein zentrales Moment der »Umerziehung« und vereinigte in sich das erklärte Ziel, den körperlichen und geistigen Widerstand der politischen Gegner zu brechen.

Durch den Erlass einer Disziplinar- und Strafordnung schuf Eicke ein Instrumentarium, mit dem die bisher praktizierte Willkür in systematische Gewalt verwandelt werden konnte.

Dieser scheinbar geregelte Strafvollzugskatalog sollte den Wachtruppen eine einheitliche Handhabe gegen die Gefangenen geben. All dies führte aber keinesfalls zu einer Verbesserung der Zustände oder zum Nachlassen des unberechenbaren Terrors.