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In seinen Händen - Thriller

Harlan Coben

 

Verlag Page & Turner, 2011

ISBN 9783641045111 , 448 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"ZWEITER TEIL (S. 196-197)

FÜNFUNDZWANZIG


Beerdigungen liefen immer sehr ähnlich ab. Man sprach dieselben Gebete, las die üblichen Bibelstellen, es wurden die vermeintlich tröstenden Worte gesprochen, die, besonders in solchen Situationen, in den Ohren eines Außenstehenden oft entweder wie banale Ausflüchte oder wie fast schon obszöne Rechtfertigungen klangen. Auf der Kanzel passierte auch immer das Gleiche - echte Unterschiede gab es eigentlich nur bei den Reaktionen der Trauernden.

Die Beerdigung Haley McWaids hatte sich wie eine bleierne Decke über das Viertel gelegt. Der Kummer lastete auf allen, erschwerte jede Bewegung und füllte die Lunge mit Glasscherben, so dass jeder Atemzug zur Qual wurde. Im Moment litten alle, die hier wohnten, aber Wendy wusste genau, dass das nicht so bleiben würde. Sie hatte es bei Johns vorzeitigem Tod erlebt. Kummer hatte eine verheerende Wirkung, er zerfraß die Menschen.

Aber bei Freunden, selbst bei den engsten Freunden, kam der Kummer nur zu Besuch. Bei der Familie blieb er länger, oft ging er nie ganz - aber das sollte wahrscheinlich auch so sein. In der Kirche hatte Wendy sich ganz hinten in die Ecke gestellt. Sie war spät gekommen und früh wieder gegangen. Sie hatte Marcia oder Ted nicht angesehen. Das würde sie sich jetzt »echt nicht antun«, wie Charlie, der noch am Leben war, so gerne sagte. Es war einfach eine Art Selbstschutz, und für sie war das so in Ordnung.Die Sonne brannte vom Himmel. Auch das schien bei Beerdigungen immer gleich zu sein.

Ihre Gedanken wollten wieder zu John zurückkehren, an seinen geschlossenen Sarg, aber sie unterdrückte auch diesen Impuls. Sie ging die Straße entlang. An der Ecke blieb sie stehen, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, so dass ihr die Sonne ins Gesicht schien. Es war elf Uhr, Zeit, sich mit Sheriff Walker im Büro der Gerichtsmedizinerin zu treffen. Die Gerichtsmedizin für die Countys Essex, Hudson, Passaic und Somerset befand sich in Newark in einem deprimierenden Teil der Norfolk Street.

Mit Newark war es in letzter Zeit tatsächlich wieder etwas bergauf gegangen, allerdings nur im Osten der Stadt. Hier hingegen hatte sich nicht viel getan. Eigentlich recht passend für die Gerichtsmedizin. Sheriff Walker erwartete sie auf der Straße. Er wirkte wie immer ein bisschen unsicher wegen seiner Größe, ließ die breiten Schultern herabhängen. Sie erwartete fast, dass er sich zu ihr herunterbeugen und mit ihr dann wie mit einem kleinen Mädchen reden würde, und irgendwie machte ihn das noch liebenswerter. »Wir haben beide ein paar arbeitsreiche Tage hinter uns, was?«, sagte Walker."