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Interventionen bei Kindern psychisch kranker Eltern - Grundlagen, Diagnostik und therapeutische Maßnahmen

Albert Lenz

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2008

ISBN 9783840920424 , 184 Seiten

Format PDF, OL

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21,99 EUR

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4 Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen (S. 100-101)

Der Umgang mit stressreichen Ereignissen und kritischen Lebensumständen hängt wesentlich davon ab, welche Mittel und Wege vorhanden sind, das heißt welche personalen und sozialen Ressourcen verfügbar und mobilisierbar sind, um konstruktive Bewältigungshandlungen einzuleiten. Starke Ressourcen befähigen eine Person die Probleme und Belastungen erfolgreich zu bewältigen. So zeigen beispielsweise die Ergebnisse aus der Stress- Bewältigungsforschung und Resilienzforschung, dass zahlreiche Kinder, die mit einem psychisch kranken Elternteil aufwachsen, sich positiv entwickeln und allenfalls nur kurzzeitig mit Verhaltensauffälligkeiten bzw. psychischen Störungen auf die belastende familiäre Situation reagieren (siehe Kapitel 2.3). Schwache Ressourcen machen hingegen die Person vulnerabel und empfänglich für Belastungen, die längerfristig zu klinisch relevanten psychischen oder körperlichen Symptomen führen können, wie die Risikoforschung bei den Kindern psychisch kranker Eltern nachweisen konnte (siehe Kapitel 1.1).

Betrachtet man die Ergebnisse sowohl der Risikoforschung als auch der Stress-Bewältigungsforschung und Resilienzforschung so wird deutlich, dass gezielte Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen für Kinder psychisch kranker Eltern vor allem auf eine Aktivierung und Stärkung der personalen und sozialen Ressourcen der Kinder abzielen sollten. Die Meta-Analysen von Grawe und seinen Mitarbeitern (1994) zeigen, dass durch die Ressourcenaktivierung und -stärkung die Grundlage für die Bewältigung der Probleme und Stresssituationen geschaffen wird. „Wo sollen Kraft und Mittel für die Veränderung herkommen, wenn nicht aus dem, was der Patient und seine Lebenssituation bereits an Intentionen und Möglichkeiten mitbringen bzw. enthalten?" (Grawe, 1998, S. 96).

Ressourcen stellen nicht nur eine wichtige Rolle in Bewältigungsprozessen dar, sondern bewirken darüber hinaus eine Verbesserung des Wohlbefindens der Person. Häufig wird nur am Rande oder in indirekter Form auf die Funktion von personalen und sozialen Ressourcen als zentrales Mittel zur individuellen Bedürfnisbefriedigung verwiesen und ihre Bedeutung für die psychosoziale Anpassung und für die physische und psychische Gesundheit hervorgehoben. Grawe (1998) hat den bedürfnisbezogenen Aspekt umfassend herausgearbeitet. Er greift in seinen Überlegungen auf die integrative Persönlichkeitstheorie von Epstein zurück, in der die Grundbedürfnisse des Individuums eine zentrale Stellung innehaben. Die Grundbedürfnisse bilden gewissermaßen die Eckpfeiler, an denen sich die gesamte psychische Aktivität einer Person ausrichtet. Epstein (zit. nach Grawe, 1998) unterscheidet vier gleichrangige Grundbedürfnisse des Menschen:

• Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle: Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle der aktuellen Situation, sondern auch um die Sicherstellung eines möglichst großen Handlungsspielraumes (positive Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeitserwartungen).
• Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung: Dieses Grundbedürfnis beinhaltet das Bestreben, positive Emotionen herbeizuführen und negative Emotionen zu vermeiden.
• Das Bedürfnis nach Bindung: Die Bindungstheorie betont das Bedürfnis nach sicherer Bindung, nach Trost, Schutz, Fürsorge und Feinfühligkeit für Signale.
• Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz: Menschen möchten ein positives Bild von sich selbst haben, sich als kompetent, von anderen geachtet und geliebt sehen.

Ressourcen werden von Grawe also nicht nur als Mittel zur Bewältigung von kritischen Lebensereignissen und Belastungen betrachtet, sondern darüber hinaus als positive Potenziale und Möglichkeiten verstanden, die einer Person zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse zur Verfügung stehen. Die Grundbedürfnisse Kontrolle, Lustgewinn, Bindung und Selbstwerterhöhung, die von Grawe als zentral für den Bereich der Psychotherapie angesehen werden, decken sich im Wesentlichen mit den kindlichen Grundbedürfnisse wie sie beispielsweise von Brazelton und Greenspan formuliert worden sind (siehe Kapitel 1.1.4). Im Kindesalter kommt noch das Bedürfnis nach Schutz und Versorgung als ein zusätzliches Grundbedürfnis hinzu.