dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Die Fragebogen-Methode

Hans Dieter Mummendey, Ina Grau

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2008

ISBN 9783840919480 , 224 Seiten

5. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

28,99 EUR

  • «Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt» - Urlaub in der Hölle
    Im Notfall Buch aufschlagen - Tipps für alle möglichen Katastrophen
    Beschränkt ist der große Bruder von blöd - Klüger werden leichtgemacht
    Zeitreisen - Die Erfüllung eines Menschheitstraums
    Die Logik des Misslingens - Strategisches Denken in komplexen Situationen
    Eine Zierde in ihrem Hause - Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell
    Pierre Bourdieu - 2. Auflage
    Ein Strandkorb für Oma - Ein Föhr-Roman
  • Messerscharf
    Triangulation - Eine Einführung
    Patientenorientierte Forschung
    Technische Unterstützung bei Demenz
    Lehrbuch Theorien und Methoden der Skalierung
    Instrumentenkoffer für den Praxisforscher
    Auszeit Afrika - Zu zweit mit dem Motorrad von Ost nach West
    Ich bin Zeugin des Ehrenmords an meiner Schwester
 

 

8 Antworttendenzen in Fragebogen: Das Problem der Sozialen Erwünschtheit (S. 165-166)

8.1 Fragebogen als reaktive Messinstrumente

Legt man einer Person einen Fragebogen vor, mittels dessen sie sich selbst, ihre Einstellungen oder ihre Selbstkonzepte beschreiben soll, so wird die betreffende Person aufgefordert, ihr subjektives Urteil zu etwas im Grunde sehr „Persönlichem" abzugeben. Damit liegt auf der Hand, dass Messungen mittels Persönlichkeitsfragebogen niemals objektiv sind, sondern bei näherem Hinsehen in mehrfacher Weise subjektiv: Einmal geht es um einen subjektiven Gegenstand, also um etwas, über das zumeist nur das Individuum selbst Bescheid wissen kann, und zum anderen legt die antwortende Person bei der Beurteilung dieses Gegenstandes einen subjektiven Maßstab an.

Erfährt die urteilende Person somit, dass ihr subjektives, prinzipiell offensichtlich nicht nachprüfbares Urteil gefragt ist, und weiß sie beispielsweise, dass sie beobachtet wird und Objekt einer wissenschaftlichen Untersuchung ist, so steht ihr die Möglichkeit offen, ihre Reaktionen bzw. Antworten auf den Fragebogen absichtlich oder unabsichtlich in bestimmter Richtung zu beeinflussen. Wir werden uns mit dem Problem der Eindrucksmanipulation bei der Selbstdarstellung in Fragebogen noch näher in Kapitel 10 beschäftigen.

Fragebogen werden daher gewöhnlich als reaktive Messinstrumente bezeichnet, d. h. die antwortende Person weiß, dass sie gerade Gegenstand einer Untersuchung ist. Sie kann somit das Ergebnis der Messung wissentlich oder unabsichtlich beeinflussen. Je nach dem Grad der Absichtlichkeit und je nach dem Ausmaß der Veränderung des Antwortverhaltens aufgrund des Wissens um die eigene Rolle als Versuchsperson kann man von Beschönigungstendenzen bis hin zu Verfälschungstendenzen sprechen.

8.2 Die Unangemessenheit des Lügenbegriffes

Manche Autoren haben in diesem Zusammenhang auch von Lügen gesprochen, denen der Fragebogenforscher mit entsprechenden Untersuchungsstrategien mehr oder weniger angemessen begegnen könne. Der Begriff des Lügens erscheint jedoch nicht als angemessen, um reaktive Tendenzen von Versuchspersonen bei Urteilsprozessen in Fragebogen zu bezeichnen. Er ist vielleicht in bestimmten Situationen am Platze, in denen Personen grob simulieren oder Falschaussagen machen, also in Situationen, in denen man nach unserer Auffassung ohnehin nicht mit Fragebogen arbeiten sollte.

Bei den meisten Gegenständen der Items von Fragebogen geht es aber gar nicht um Inhalte, bezüglich derer es „Wahrheit" – und dementsprechend auch „Lüge" – gibt. Beispielsweise dürfte es schwer festzustellen sein, ob eine Person das Item „Ich bin ein geselliger Mensch" in „wahrer" Weise oder im Sinne von „Lüge" beantwortet, denn es können der Person möglicherweise sichere Anhaltspunkte für ein wahrheitsgemäßes oder nicht wahrheitsgemäßes Antworten fehlen. Selbst wenn die Person den Eindruck hat, dass z. B. die Mehrzahl ihrer Bekannten und Freunde sie für „gesellig" hält, muss dies nicht „wirklich" ihre eigene Auffassung sein.

Noch schwieriger wird es, wenn es um echte Meinungssachverhalte geht, also um Gegenstände, hinsichtlich derer jede Person sich eine unterschiedliche, individuell gültige Meinung bilden kann. Es ist sowohl bei der Persönlichkeits- als auch bei der Einstellungsmessung kaum zu ermitteln, ob eine Person „lügt". Es lässt sich höchstens feststellen, ob jemand in einer bestimmten Situation so (z. B. „gesellig") und in einer bestimmten anderen Situation so (z. B. „nicht gesellig") antwortet bzw. reagiert oder eingeschätzt wird. Je nachdem, wie diese beiden Situationen beschaffen sind bzw. worin sie sich offensichtlich unterscheiden, könnte man dann die eine der beiden Antworten als eine „beschönigende" interpretieren, und dies wäre ein deutlich relativer Begriff.