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Psychopathologie und Neuropsychologie der Demenzen

Pasquale Calabrese, Hans Förstl

 

Verlag Pabst Science Publishers, 2000

ISBN 9783933151568 , 219 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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14,99 EUR

  • Gesellschaft und seelische Gesundheit. Mentalhygiene in Forschung, Theorie, Praxis und Ausbildung
    Verhaltenstherapie bei Depressionen
    Persönlichkeitspsychologie
    Persönlichkeitstests im Personalmanagement. Grundlagen, Instrumente und Anwendungen
    Lehrbuch der Entwicklungspsychologie, in 2 Bdn., Bd.1, Grundlagen und Methoden
    Grundriß der Sozialpsychologie (Band 1) Grundlegende Begriffe und Prozesse

     

     

     

 

 

DEPRESSION UND ALZHEIMER-DEMENZ (S. 68-69)
von Gabriela Stoppe, Psychiatrische Klinik und Poliklinik, Georg August Universität Göttingen

Depressionen und Demenzen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter und kommen schon aufgrund dieser Tatsache gehäuft zusammen vor. Während oft die Frage danach gestellt wird, wie der eine vom anderen Prozess möglichst früh differenziert werden kann, soll es in diesem Beitrag darum gehen, welche Bedeutung Depressionen für die Entstehung der Alzheimer-Demenz haben, welches Erscheinungsbild sie bei dieser Erkrankung haben, welche neurobiologischen Korrelate hierfür bekannt sind und welchen Einfluss eine depressive Symptomatik auf Prognose und Therapie hat.

DEPRESSION IM VORFELD DER ALZHEIMER-DEMENZ

Querschnittsuntersuchungen, die einen hohen Zusammenhang zwischen depressiven und dementen Symptomen darlegen, sagen noch nichts über deren kausale Beziehung. Spätestens seitdem erkannt wurde, dass die neuropathologischen Veränderungen der Alzheimer-Demenz (AD) dem Beginn klinischer Symptome um mindestens 10 und wahrscheinlich 30 Jahre vorausgehen (Price & Morris, 1999) wurden Depressionen im Vorfeld des Demenzbeginns neu bewertet. Was ursprünglich einmal als unabhängiger Prädiktor betrachtet werden konnte, muss heute immer mehr auf dem Hintergrund einer durch die hirnorganischen Veränderungen erhöhten Vulnerabilität für die Depressionsentstehung gesehen werden. Andererseits muss auch erwogen werden, ob diese Depressionen nicht durch psychoreaktive Komponenten wie bei anderen schweren Krankheiten auch erklärt werden können (Emery & Oxman, 1992). Immerhin ist der Anteil dementer Menschen in Stichproben alter Patienten mit Major Depression etwa 10mal höher als in der Allgemeinbevölkerung (Sano et al., 1989; Reifler et al., 1986). Somit ist die Beobachtung von Interaktionen beider Krankheitsbilder sowie von Schwelleneffekten von besonderer Bedeutung (Emery & Oxman, 1992).

Unter diesem Aspekt sind Längsschnittuntersuchungen von Interesse. Bei der Betrachtung der Studienergebnisse ergibt sich ein relativ schlüssiges Bild, wenn darauf geachtet wird, welche alten depressiven Patienten einbezogen wurden. So ist anzunehmen, dass die Klientel einer Memory-Klinik von vornherein eine größere Häufigkeit an kognitiven Störungen mit sich bringt als z.B. stationär psychiatrisch behandelte Patienten, die wiederum eher stärker depressiv sind. So ist es nicht verwunderlich, daß verschiedene Studien keine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für eine Demenz im Verlauf zeigten (Meats et al., 1991; Hinrichsen, 1992; Alexopoulos et al., 1996). Studien, in denen alte, depressive Patienten mit einem zusätzlichen Demenz-Syndrom daraufhin im Längsschnitt untersucht wurden, wieviele von ihnen dement wurden, seien im folgenden aufgeführt:

In einer ersten Untersuchung von Murphy (1983) (n = 124) waren nach einem Jahr 3 % dement. In einem jeweils zweijährigen Beobachtungszeitraum wurden bei Rabins et al. (1984) (n = 17) 12 %, bei Reynolds et al. (1986) (n = 16) 50 %, sowie bei Pearlson et al. (1989) (n = 11) 9 % dement. Bei Reding et al. (1985) (n = 27) wurden innerhalb von drei Jahren 57 %, bei Bulbena & Berrios (1986) (n = 22) 52 % dement. Ähnliche Raten ergab auch eine große Liverpooler Bevölkerungsstudie (Copeland et al., 1992) (n = 21). Nach 3 Jahren waren 24 % dement, und 28 % zeigten eine stärkere bzw. zumindest persistierende kognitive Beeinträchtigung. Daß die Länge des Follow-ups eine Rolle spielt, zeigt eindrucksvoll die Untersuchung von Kral & Emery (1989) (n = 44), wobei 43 % nach zwei Jahren und 89 % nach 8 Jahren dement geworden waren.