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Demokratie in den Gemeinden - Der Einfluss der Gemeindegrösse und anderer Faktoren auf die Qualität der lokalen Demokratie

Andreas Ladner, Marc Bühlmann

 

Verlag Verlag Rüegger, 2007

ISBN 9783725308583 , 312 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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3 Die Gemeinde – Ort der sozialen Integration (S. 67)
Seit Beginn der politikwissenschaftlichen Analysen des individuellen politischen Verhaltens stellt die soziale Integration eine zentrale Erklärungsgrösse dar (Campbell et al. 1976, Key 1952, Lazarsfeld et al. 1949). Insbesondere das lokalpolitische Verhalten wird stark beeinflusst von der Einbindung in das kommunale Leben. Die Gemeinde ist dabei mehr als eine reine Verwaltungseinheit. Neben dem gemeinsamen Territorium sind die Einwohnerinnen und Einwohner – gemäss den traditionellen Konzepten der Gemeinde – auch durch soziale Bindungen und Interaktion im kommunalen Umfeld verankert (vgl. dazu Ladner 1991a: 10ff.).

Starke kommunale Bindungen und Interaktionen haben – so die gängige These – positive Auswirkungen auf die verschiedenen Elemente, welche als Bestandteile einer funktionierenden Demokratie gelten. Sie tragen aber auch selber zu einer hohen Demokratiequalität bei. Eine starke Verbundenheit mit der Gemeinde und den dort ansässigen Personen, durch gutnachbarschaftliche Kontakte und in Form von Mitgliedschaften in Vereinen und politischen Gruppierungen fördert die Mobilisierungsbereitschaft.

Soziale Integration stellt die Basis für lokale Demokratie dar. Soziale Desintegration führt demgegenüber zu politischer Apathie oder zu Protestverhalten ausserhalb der vorgesehenen konventionellen demokratischen Bahnen. Gewährleistet wird die soziale Integration auf verschiedenen Wegen. Wichtige Integrationsleistungen finden vor allem dort statt, wo die Einzelnen mit ihrer Umwelt in Kontakt kommen und persönliche Interessen tangiert sind. Es wird hier vermutet, dass dies insbesondere über persönliche Lebensverhältnisse, nachbarschaftliche soziale Kontakte oder über organisatorische Einbindung z.B. in Vereine oder Parteien geschieht. Wichtig sind aber auch die selbst empfundene Verbundenheit mit der eigenen Gemeinde und die Ortsansässigkeit.

Diesen Aspekten wird in diesem Kapitel nachgegangen:

a) Persönliche Lebensverhältnisse: Wohneigentum, eigene Kinder.

b) Nachbarschaftliche Einbettung: Kontakte mit den Nachbarn, Einschätzung Hilfsbereitschaft der Menschen im unmittelbaren Wohnumfeld.

c) Organisatorische Einbindung: Mitgliedschaft in einer Partei, Mitgliedschaft in Vereinen.

d) Ortsansässigkeit (Wohnsitzdauer) und Verbundenheit mit der Gemeinde.

Von all diesen Merkmalen kann erwartet werden, dass sie der sozialen Integration förderlich sind und sich positiv auf die Teilhabe an der lokalen Demokratie auswirken.

Was den Einfluss der Gemeindegrösse anbelangt, so lautet die nahe liegende Hypothese, dass mit zunehmenden Einwohnerzahlen die soziale Integration zurückgeht. Eine grössere Gemeinde führt zu mehr Anonymität, man ist nicht mehr immer mit denselben Leuten konfrontiert und es fällt einem leichter, sich zurückzuziehen. Oder etwas anders formuliert: Die gemeinschaftlichen Bindungen sind weniger ausgeprägt, die sozialen Kontakte selektiver und die Leute weniger stark in die Gemeinschaft integriert. Diese Vorstellung entspricht dem «Decline-of- Community»-Modell von Verba und Nie (1972), welches eine Abnahme der gemeinschaftlichen Integrationsfähigkeit mit zunehmender Gemeindegrösse postuliert. Dem kann allenfalls entgegengehalten werden, dass kleine Gemeinschaften zu einer hermetischen Abschottung tendieren, sodass die soziale Integration in einer kleinen Gemeinde nicht zwingend leichter fallen muss.

In einem ersten Schritt interessiert uns, wie sich die Schweiz hinsichtlich der sozialen Integration von den anderen drei Ländern unterscheidet und ob es Unterschiede zwischen grossen und kleinen Gemeinden, zwischen den Sprachregionen und Konfessionsgebieten in der Schweiz gibt. Danach werden wir untersuchen, wie weit für allfällige Unterschiede die Grösse der Gemeinde verantwortlich gemacht werden kann.

3.1 Soziale Integration in unterschiedlichen Kontexten

3.1.1 Die persönlichen Lebensverhältnisse

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die persönlichen Lebensverhältnisse Auswirkungen auf die verschiedenen Voraussetzungen für eine funktionierende Demokratie haben.