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XXL-Leseprobe: Kein Rockstar für eine Nacht

Kylie Scott

 

Verlag LYX, 2014

ISBN 9783802597350 , 80 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2


Lauren saß neben mir im Flugzeug und spielte an meinem iPhone herum. »Ich begreife einfach nicht, wie du so einen schlechten Musikgeschmack haben kannst. Wir sind doch schon so lange befreundet. Hast du nichts von mir gelernt?«

»Doch. Dass ich keinen Tequila trinken sollte.«

Sie verdrehte die Augen.

Über unseren Köpfen leuchteten die Anschnallzeichen auf und eine freundliche Stimme bat uns, unsere Sitze für die in wenigen Minuten bevorstehende Landung in eine aufrechte Position zu bringen. Ich schluckte den Rest des abartigen Flugzeugkaffees hinunter und schüttelte mich. Tatsache war: Heute konnte mir Koffein nicht helfen, egal welcher Qualität.

»Ich meine es todernst«, bekräftigte ich. »Außerdem werde ich, solange ich lebe, keinen Fuß mehr in den Staat Nevada setzen.«

»Findest du diese Reaktion nicht ein wenig übertrieben?«

»Ganz und gar nicht.«

Lauren war knapp zwei Stunden vor unserem Rückflug wieder im Hotel aufgetaucht. In der Zwischenzeit war ich damit beschäftigt gewesen, meine kleine Tasche wieder und wieder zu packen, in dem Versuch, zumindest ein wenig Ordnung in mein Leben zu bringen. Ich freute mich, Lauren bei ihrer Rückkehr so glücklich zu sehen. Die Fahrt zum Flughafen wurde allerdings zu einem Wettlauf mit der Zeit. Sie und der niedliche Kellner, den sie kennengelernt hatte, würden wohl in Kontakt bleiben. Lauren war es schon immer leichtgefallen, mit Jungs ins Gespräch zu kommen. Ich dagegen war eher ein Mauerblümchen. Mein Plan, mich in Las Vegas vögeln zu lassen, hätte dieser tristen Existenz eigentlich ein Ende bereiten sollen. So viel dazu.

Lauren studierte Wirtschaftswissenschaften und ihr Äußeres wie auch ihre Persönlichkeit waren einfach bezaubernd. Ich dagegen war eher unförmig. Deswegen ging ich zu Hause in Portland auch so viel wie möglich zu Fuß und verkniff mir, die Kuchen in der Auslage des Cafés, in dem ich arbeitete, zu probieren. So blieb zumindest meine Taille einigermaßen im Rahmen. Meine Mutter sah das allerdings anders. Sie predigte mir ständig Schlankheitsweisheiten, zum Beispiel, keinen Zucker in meinen Kaffee zu geben. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass davon augenblicklich meine Oberschenkel explodieren würden oder so.

Lauren hatte drei ältere Brüder und wusste daher, wie man mit Jungs reden musste. Sie ließ sich nie einschüchtern und versprühte überall Charme. Ich hatte ebenfalls einen älteren Bruder, doch seit dem Tag, an dem er von zu Hause ausgezogen war und nur einen Zettel hinterlassen hatte, sahen wir uns nur noch an wichtigen Feiertagen. Nathan war ein aufbrausender Mensch mit einem Talent dafür, sich permanent in Schwierigkeiten zu bringen. In der Highschool war er der Bad Boy gewesen, hatte ständig geschwänzt oder sich in Prügeleien verwickeln lassen. Allerdings wäre es ungerecht, meine Misserfolge bei Jungs auf die nichtexistente Beziehung zu meinem Bruder zu schieben. Meine Unzulänglichkeiten hatte ich mir schon selbst zuzuschreiben – zumindest zum Großteil.

»Hör dir das mal an.« Lauren stöpselte meine Kopfhörer in ihr Smartphone. In meinem Schädel explodierte der heulende Klang von E-Gitarren. Ein unglaublicher Schmerz. Meine Kopfschmerzen erwachten hämmernd wieder zum Leben. Von meinem Gehirn war nichts weiter übrig als blutiger roter Matsch.

Ich riss mir die Kopfhörer aus den Ohren. »Nicht. Bitte.«

»Aber das sind Stage Dive.«

»Und sie sind wirklich großartig, aber lass uns das vielleicht auf ein andermal verschieben.«

»Manchmal mache ich mir ernsthaft Sorgen um dich. Nur, damit du es weißt.«

»Nichts spricht gegen leise Countrymusik.«

Lauren gab ein Schnauben von sich und fuhr sich durch ihre langen, schwarzen Haare. »Es spricht aber auch nichts für sie, egal, welche Lautstärke sie hat. Aber jetzt erzähl mir doch mal, was du gestern Nacht so erlebt hast – mal abgesehen von der Zeit, die du durch die Gegend getorkelt bist.«

»Eigentlich gibt es nicht viel mehr zu berichten.« Je weniger ich ihr verriet, desto besser. Wie hätte ich ihr auch jemals erklären können, was ich angerichtet hatte? Trotzdem fühlte ich mich schuldig und rutschte unruhig auf meinem Sitz herum, wogegen sofort meine tätowierte Pobacke protestierte.

Ich hatte Lauren nicht in meinen glorreichen Vegas-Sex-Plan eingeweiht. Bestimmt hätte sie mir helfen wollen, aber Sex ist meiner Ansicht nach keine Sache, bei der man Hilfe annehmen sollte – außer vom betreffenden Sexualpartner natürlich. Wahrscheinlich hätte ihre Unterstützung darin bestanden, dass sie mich zu jedem süßen Kerl in Sichtweite geschleppt und mit meiner sofortigen Verfügbarkeit geworben hätte.

Ich liebte Lauren und hätte ihre Loyalität niemals infrage gestellt, aber Zurückhaltung war nun wirklich nicht ihre Stärke. In der fünften Klasse hatte sie einem Mädchen eins auf die Nase gegeben, weil es sich über mein Gewicht lustig gemacht hatte. Seitdem waren wir Freundinnen. Bei Lauren wusste man immer, woran man war. Und das schätzte ich die meiste Zeit an ihr, nur nicht, wenn Diskretion angebracht war.

Erfreulicherweise verkraftete mein angeschlagener Magen die unsanfte Landung recht gut. In der Sekunde, in der das Fahrwerk auf die Rollbahn traf, atmete ich erleichtert auf. Ich war wieder in meiner Heimatstadt. Du wundervolles Oregon, du bezauberndes Portland, nie wieder werde ich euch untreu sein. Die Silhouette der Berge in der Ferne und die vielen Bäume verliehen dieser Stadt eine einzigartige Schönheit. Vielleicht wäre es ein wenig übertrieben, mein ganzes Leben hier verbringen zu wollen, aber dennoch war es großartig, wieder zu Hause zu sein. Nächste Woche würde ich mit einem außerordentlich wichtigen Praktikum beginnen, das mein Vater mir aufgrund seiner Beziehungen organisiert hatte. Zudem musste ich mich mit meinem Stundenplan fürs nächste Semester beschäftigen.

Alles würde gut werden. Ich hatte meine Lektion gelernt. Normalerweise beschränkte ich mich immer auf drei Drinks. Drei Drinks waren eine gute Menge. Sie beschwingten mich, animierten mich jedoch nicht dazu, mich kopfüber in eine Katastrophe zu stürzen. Nie wieder würde ich diese Grenze überschreiten. Ich war wieder mein gutes altes, durchorganisiertes Selbst. Abenteuer waren nicht cool. Diesen Punkt hatte ich endgültig abgehakt.

Wir standen auf, um unser Handgepäck aus den Fächern zu holen. Alles drängte in Richtung Ausgang. Die Flugbegleiterinnen verfolgten routiniert lächelnd, wie wir an ihnen vorbei in den Passagiertunnel stapften. Von der Passkontrolle ging es weiter zur Gepäckausgabe. Glücklicherweise mussten wir uns dort nicht aufhalten, denn wir hatten nur Handgepäck mitgenommen. Ich konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen.

Vor uns erhob sich Geschrei. Blitzlichtgewitter. Offenbar hatte ein Prominenter mit uns im Flugzeug gesessen. Die Leute vor uns blieben stehen und drehten sich um. Ich sah ebenfalls hinter mich, entdeckte jedoch kein bekanntes Gesicht.

»Was ist denn los?«, wollte Lauren wissen und ließ den Blick durch die Menge schweifen.

»Ich weiß nicht.« Ich balancierte auf Zehenspitzen und spürte schon, wie ich von der Aufregung um uns herum angesteckt wurde.

Dann hörte ich ihn. Meinen Namen. Unaufhörlich wurde er gerufen. Lauren spitzte verwundert die Lippen. Mir klappte die Kinnlade herunter.

»Wann kommt das Baby?«

»Evelyn, ist David bei Ihnen?«

»Wird es noch eine weitere Hochzeitsfeier geben?«

»Wann beabsichtigen Sie, nach L.A. zu ziehen?«

»Werden Sie David Ihren Eltern vorstellen?«

»Evelyn, bedeutet das das Aus für Stage Dive?«

»Stimmt es, dass Sie sich Ihre jeweiligen Namen tätowieren ließen?«

»Wie lange kennen Sie und David sich schon?«

»Was sagen Sie zu den Anschuldigungen, dass Sie die Band zerstören würden?«

Mein Name und seiner und eine Unzahl Fragen vermischten sich zu einem chaotischen Rauschen, einem kaum zu ertragenden Klangteppich. Ich stand mit offenem Mund da und starrte fassungslos und geblendet in die Blitzlichter, während die Menschenmassen sich um mich drängten. Mein Herz hämmerte wie wild. Ich konnte Menschenansammlungen noch nie leiden und ein Fluchtweg war nicht in Sicht.

Lauren kam als Erste wieder zu sich.

Sie setzte mir ihre Sonnenbrille auf die Nase, packte mich an der Hand und manövrierte mich durch die Meute, wobei sie großzügig von ihren Ellbogen Gebrauch machte. Die Welt um mich herum verschwamm, was wohl an den optischen Gläsern in ihrer Brille lag. Ich konnte von Glück sagen, dass ich nicht hinfiel. Wir flüchteten aus dem Flughafen und drängten uns an einer Schlange wartender Menschen vorbei zu einem Taxi. Sie schimpften uns hinterher, doch wir achteten nicht darauf.

Die Paparazzi waren uns auf den Fersen.

Wir wurden tatsächlich von Paparazzi verfolgt. Wenn ich sie nicht selbst gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt.

Lauren schubste mich auf den Rücksitz des Taxis. Ich kroch über die Sitzbank, kauerte mich zusammen und versuchte, mich möglichst unsichtbar zu machen. Nichts wünschte ich mir in diesem Augenblick mehr, als tatsächlich verschwinden zu können.

»Los! Schnell!«, rief Lauren dem Fahrer zu.

Der Taxifahrer nahm sie beim Wort und schoss aus der Parklücke. Wir rutschten über den spröden Kunststoffbezug der Rückbank. Mein Kopf stieß gegen die (glücklicherweise gepolsterte) Rückseite des Fahrersitzes. Lauren...