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Mein Essbuch - Vom Abnehmen und Schlankbleiben - Das 10-Punkte Programm

Ingrid Amon

 

Verlag nymphenburger Verlag, 2016

ISBN 9783485061025 , 224 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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14,99 EUR


 

Meine letzte Diät

Meine persönliche Diätkarriere

Ich sehe mich als Teenager mit 14, 15 Jahren am Familientisch zu Hause. Traditionelle, gutbürgerliche Küche für fünf von uns. Ich esse Knäckebrot mit Magerkäseaufstrich. Natürlich bin ich wieder einmal zu dick. Man schrieb die 70er-Jahre. Twiggy-Zeit. Ich hatte Größe 38. Ich erinnere mich klar, dass sich mein Übergewicht natürlich auf mein Selbstbewusstsein auswirkte, meine Wirkung auf das männliche Geschlecht gleich null. Das zeigte sich unbarmherzig beim Tanzkurs. Die attraktiven Gleichaltrigen hatten kein Interesse an mir – ich schob es auf mein pummeliges Äußeres.

Mein 19. Geburtstag. Diät während des Studiums an der Pädagogischen Hochschule. Ein auberginefarbenes Kleid – selbst genäht – bekam einen ebensolchen Gürtel. Nach drei Wochen vier Löcher enger geschnallt. Wow. Ausgerechnet dem dicksten Professor fiel es auf: Amon – Sie sehen aus wie eine Bohnenstange. Wie haben Sie das gemacht? Ich faselte irgendwas von Brigitte-Diät. Ich wollte ihm nicht auf die Nase binden, dass ich damals parallel zum Hungern eine Schlankheitswärmebehandlung gebucht hatte. Schwitzpackungen, für die fast mein ganzes Gehalt aus dem Studentenjob draufging.

Lange hielt das nicht an, denn in den folgenden Studienjahren kam es ganz dick, im wahrsten Sinn des Wortes. Ich hatte nebenbei begonnen, als Radiomoderatorin zu arbeiten. Mein Arbeitspensum sah etwa so aus: »Morgenwecker« moderieren von sechs bis acht Uhr, Vorlesungen von neun bis 17 Uhr, eventuell noch ein Nachrichtenspätdienst von 18 bis 22 Uhr. Am Wochenende »Tanzmusik auf Bestellung« von 20 bis 24 Uhr. Livesendung. Noch ein Interview am Sonntag. Dann lernen für die Prüfungen.

Während meine Studienkollegen und -kolleginnen sich trafen und ausgingen, war ich in der Arbeit. Ich fühlte mich natürlich ausgeschlossen und war das auch, mit mir konnte man sich nicht verabreden, ich hatte »Dienst«. Mein einziger Trost blieb die Hochschulkonditorei. Bei der deckte ich mich ein für die Nachrichtendienste und futterte ganz gehörig in den Pausen. »Logisch«, würde ich heute sagen. Essen war mein treuer Begleiter. Dafür blieb immer Zeit. Größe 44.

23. Geburtstag. Während meiner Berufstätigkeit als Lehrerin kamen zu dem Mammutprogramm beim Radio noch Abendkurse in Stimm- und Sprechtechnik dazu, die ich regelmäßig gab. Derweil gingen die Kolleginnen und Kollegen zum Kegeln oder ins Kino. Ich holte aus der kleinen Bäckerei belegte Mayonnaisebrötchen, Ananaspralinen und Champagnertrüffel als Mitternachtsimbiss. Ich war wohl ein bisschen einsam. Meine Pfunde überdeckten gekonnt meine Gefühle.

Ganz sicher war ich damals nicht wahrnehmbar traurig oder depressiv. Im Gegenteil: Als jüngste Moderatorin des Studios war ich eine sehr begehrte Präsentatorin für Modeschauen, Konzerte, Galas etc. Und trotz mittlerweile fast 75 Kilo glänzte ich in der Öffentlichkeit. Ich trug Designermode in Größe 44/46, die Models zeigten Größe 34/36. Das kam irgendwie gut an. Ich war niemals eine Konkurrenz für die Mannequins. Ich interviewte im Ballkleid mit Hochsteckfrisur die superschlanken Kandidatinnen der Misswahl in unserem Heimatland. Natürlich sah ich nicht wie 22, sondern wie 42 aus.

Galamodenschau im Designerkleid
© Dietmar Mathis

Mit dem vordergründig zur Schau getragenen Lebensmotto »Rund und g’sund – na und« spielte ich die Ulknudel für meine Schulklasse von Zehn- bis 14-Jährigen. Ich liebte meine Mädels wirklich. Mit den beiden Dicken der Klasse litt ich heimlich mit und forderte sie nie zu viel beim Turnen. Gab ihnen gute Noten für ihre Bemühungen – ich konnte mich doch selbst nicht besonders elegant oder gar schnell bewegen.

Traurig bin ich erst in den schlanken Jahren geworden. Gelegentlich wird mir bewusst, dass ich manches versäumt habe: jung und schlank zu sein – ich war irgendwie ständig »schon älter«. Im Nachhinein tut das manchmal noch weh.

Der Weg nach »unten« auf der Waage hatte viele Etappen und viele Schwankungen. Aus Karrieregründen machte ich mich mit 25 Jahren und 67 Kilo auf den Weg vom Bodensee nach Wien. Ich wollte unter anderem vom Radio ins Fernsehen. Die Vollwertetappe begann. 63 Kilo. Heirat mit 27. Runterhungern für die Hochzeit. Ohne System, aber mit eisernem Willen. 58 Kilo im Brautkleid. Zwei Jahre später schwere Ehekrise. Ich schämte mich als betrogene Ehefrau so sehr. 63 Kilo. Scheidung. Neue Liebe. Neuer Job. Mayr-Kur. 57 Kilo. Fernsehsendung. Viel Stress bei der neuen Aufgabe. 62 Kilo. Fastenerfahrungen im Alter von 30 bis 35. Gewicht rutscht auf 56 Kilo. Die Hildegard-Küche kommt in mein Leben. Mit Dinkel, Esskastanien und Gemüse nähere ich mich 53 Kilo. Angekommen in meinem gewichtsmäßigen Heimathafen.

25. Geburtstag: kurz vor der Abreise nach Wien
© privat

Ich realisiere nach zwei Jahren, dass sich mein Gewicht dort eingependelt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist Essen einige Zeit kein Thema mehr für mich. Ich esse alles, was es gibt und was ich will. Offensichtlich habe ich meine esstechnische Festplatte erfolgreich neu aufgesetzt.

DIE PRAXIS

Bitte beantworten Sie jetzt zwei Fragen.

  • Wenn ich Ihnen 10 000 Euro bezahle, können Sie dann in drei Wochen fünf Kilo abnehmen?
  • Wenn ich Ihnen 10 000 Euro bezahle, können Sie dann in drei Wochen fünf Kilo zunehmen?

Sehen Sie, was ich sehe? Sie können das schon. Ich motiviere Sie in diesem Buch, Ihr Training auf einem anderen Gebiet fortzusetzen.

Ein Hoch auf alle Diäten dieser Welt

Diäten sind eine feine Sache. Sie helfen, in mehr oder weniger vorgegebener Zeit, das Gewicht um eine gewisse Anzahl von Kilos zu reduzieren. Weitere Vorteile: Ich erspare mir durch exakte Mengenangaben das Kalorienzählen. Das spart Zeit, da sich andere Menschen den Kopf über einen abwechslungsreichen Speiseplan zerbrochen haben. In vielen Fällen dürfen wir auch davon ausgehen, dass die Vitaminzufuhr passt, die Kohlenhydrat-/Eiweißausgewogenheit vorhanden ist und es zu keinen Mangelerscheinungen kommt.

Sie können eine Diät auswählen, die zu Ihrem Lifestyle passt. Kochen Sie gerne, gibt es eine mit leckeren Rezepten. Beruflich stark engagiert wählen Sie eine Variante mit Essen zum Mitnehmen. Auch Fasten oder eine Obst-Reis-Ananas-Diät ist leicht durchzuführen, weil Sie sich für eine gewisse Zeit um wenig kümmern müssen, außer ausreichend zu trinken oder eben genügend Reis im Haus zu haben.

Sie begeben sich hoffentlich mit viel Bewusstheit in das fremde Regelsystem, in die Ordnung eines anderen. Fremdbestimmung für eine gewisse Zeit – völlig in Ordnung.

Die meisten Diäten funktionieren tadellos, weil wir dabei grundsätzlich weniger Energie zu uns nehmen, als wir normalerweise verbrauchen. Sie enthalten oft auch noch psychologische Tipps gegen Heißhunger-Attacken, praktisches Wissen über gesunde Ernährung und Vitamine und so weiter. Wunderbar. Selbst für kleine Diätsünden oder Ausrutscher gibt es meist Trost, Ermutigung und Ratschläge.

Was Diäten nie oder fast nie bieten, ist Gewichtsstabilität. Tipps und Anregungen, wie Sie das Wunschgewicht in Balance halten. Und das ist auch nicht ihr Ziel.

Diäten sind die falschen Pfeile für die Zielscheibe Gewichtsbalance. Gewicht halten ist eine andere Zielsetzung. Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass Abnehmen und Gewichtsbalance zwei Paar Schuhe sind. Die meisten Diäten schießen daneben, wenn es um die Stabilität und das Balancehalten geht. Manche landen einen Zufallstreffer auf der Stabilitätsscheibe. Diese Unschärfe zwischen Diät und Balance kostete mich viel Zeit.

DIE PRAXIS

Welche war Ihre erfolgreichste Diät?

Gewichtsfragen

Was ist Übergewicht?

Die Körper der Menschen sind in einer solchen Vielfalt und Unterschiedlichkeit gebaut, dass es mich immer wieder mit Respekt, Achtung, Staunen, Bewunderung und Dankbarkeit erfüllt. Wir sind groß und klein unterwegs. Mit blauen, grünen, braunen, grauen Augen. Mit vielfältigen Hautpigmentierungen und Hauttönungen. Nasen, Oberkörperlängen, Kopfhaare in ihrer unglaublichen Diversität sind ein Schauspiel – die Frisuren noch nicht mal mitgezählt. Menschliche Unterschiedlichkeit ist eine Realität. So wie die Vielfalt der Tiere und Blumen.

Problematisch wird es erst bei der Wertung. Rose oder Papageienblume, was ist besser? Giraffe oder Kugelfisch? Tomate oder Karotte? Bei den Tieren oder Gemüsesorten kommt uns so eine Frage bald wirklich dumm vor. Aber bei Menschen stellen wir sie – und wir glauben auch noch an die Antworten!

Auf die Gestalt und das Aussehen des menschlichen Körpers können wir Einfluss nehmen. Wir können Haare lang...