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Michael Douglas - Die Biografie

Marc Eliot

 

Verlag LangenMüller, 2016

ISBN 9783784481876 , 368 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR


 

Einführung

Herrgott! Ich sah meinen Vater als Gladiator, an ein Kreuz genagelt, als Maler, der sein Ohr abschnitt – man zeigte all die übermenschlichen Heldentaten, die er vollbrachte. Und ich dachte, wie kann ich unter diesen Umständen jemals zum Mann werden? Zu einem Mann wie er?

MICHAEL DOUGLAS

Sohn oder Tochter einer Hollywood-Ikone zu sein, kann sich als Segen oder Fluch erweisen. Von den Sprösslingen berühmter Eltern fordert der Kampf, aus dem übermächtigen Schatten herauszutreten und eine eigene Identität zu entwickeln, oft einen hohen Preis.

Paul Newmans Sohn Scott, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war, aber nicht über dessen einzigartiges Talent verfügte, führte ein Schattendasein und starb mit 28 Jahren an einer Überdosis. Gregory Pecks Sohn konnte den Starrummel um seinen Vater ebenso wenig verkraften und erschoss sich. Auch der Sohn von Charles Boyer setzte seinem Leben ein Ende. Marlon Brandos Tochter Cheyenne beging Selbstmord, nachdem ihr Halbbruder Christian, Marlons ältester Sohn und erfolgloser Schauspieler, ihren Freund erschossen hatte und zu einer Haftstrafe verurteilt worden war.

Es gibt zahlreiche Fälle, die gleichermaßen dramatisch sind, aber weniger tragisch enden. Sydney Earle Chaplin, Sohn des legendären Charlie Chaplin und ein guter, ehrgeiziger Schauspieler, war unfähig, sich mit dem Talent seines Vaters zu messen; seine Erfolge auf der Leinwand und auf der Bühne hielten sich in Grenzen. Das Gleiche galt für Sydneys Halbschwester Geraldine: Sie hatte ähnliche schauspielerische Ambitionen, aber auch für ihre Karriereziele stellte der immense weltweite Ruhm des Vaters eine Belastung dar. Dieses Schicksal teilte auch Peter Fonda, der trotz seines einzigartigen Beitrags zum Kultfilm Easy Rider (1969) nie den Starstatus oder das Prestige seines legendären Vaters erreichte. Obwohl Henry Fonda zu diesem Zeitpunkt als Schauspieler noch ungemein aktiv war, schien er kein Bedürfnis zu verspüren, mit seinem Sohn zusammenzuarbeiten (mit Ausnahme eines kurzen Auftritts in Wanda Nevada, einem Independent-Film, der unmittelbar nach der Erstaufführung im Juni 1969 in der Versenkung verschwand – vielleicht ein längst überfälliger und gescheiterter Versuch von Fonda Senior, das Talent und die Fähigkeiten seines Sohnes als Schauspieler und Regisseur anzuerkennen). Peters Schwester Jane schnitt in dieser Hinsicht besser ab. Obwohl sie sich mit ihrer ›Hanoi-Jane‹-Protestaktion gegen den Vietnamkrieg einen Karriereknick einhandelte, stand sie schließlich mit Vater Henry in Mark Rydells Film Am goldenen See (1981) vor der Kamera, dem Abgesang von Fonda Senior, der ihm wenige Monate vor seinem Tod einen Oscar einbrachte.

Auf Jane wartete eine lange und erfolgreiche berufliche Laufbahn, von zwei Oscars gekrönt, dennoch musste sie stets gegen die Dämonen ihres politischen Engagements und die lebenslange Legende ihres Vaters ankämpfen. Ihre Geschlechtszugehörigkeit, Attraktivität und die Fähigkeit, ihre Begabungen perfekt in Szene zu setzen, halfen ihr, dem dynastischen Fluch Hollywoods zu entgehen. Und dass sie als Star wesentlich bekannter war als Peter, schadete nicht. 1981 brauchte Henry die Aussöhnung auf der cineastischen Ebene im gleichen Maße wie sie.

Der in Kanada geborene Donald Sutherland, der 1970 in Robert Altmans satirischer Filmkomödie Mash Bekanntheit erlangte, mehr als 160 Filme drehte und zahlreiche Auszeichnungen (aber keinen Oscar) erhielt, ist der Vater von Kiefer Sutherland, einem erfolgreichen TV- und Filmschauspieler, dem der große internationale Durchbruch jedoch verwehrt blieb, was nicht zuletzt auf sein begrenztes Repertoire, seinen Jähzorn, seine Drogenprobleme und den Mangel an spektakulären Leinwandrollen zurückzuführen war. Kiefer machte sich in der TV-Echtzeitserie 24 einen Namen, die insgesamt fast neun Jahre lang lief.

Tom Hanks wurde in Hollywood als Schauspieler und Produzent im Film- und Fernsehbereich zu einer festen Größe, während sich sein Sohn Colin in der Filmbranche erst noch die Sporen verdienen muss. Sean Connery, der ursprüngliche James-Bond-Darsteller, hat einen Sohn namens Jason, der als Schauspieler relativ unbekannt ist. Zur endlos langen Liste gehören auch John Wayne und sein Sohn Patrick, der in seine Fußstapfen zu treten versucht; Lana Turner und ihre Tochter Cheryl; und die Sheens: Der relativ ›normale‹ Vater Martin, der relativ abgedrehte Sohn Charlie Sheen, und Charlies Bruder Emilio Estevez, Mitglied des ›Brat Pack‹ (Schauspieler, die sich während der 1980er-Jahre in sogenannten ›Cliquen-Filmen‹, in denen sie häufig zusammen mitwirkten, zu etablieren versuchten). Es gibt Dutzende weiterer Beispiele von Filmwelt-Sprösslingen, die von ihren berühmten Eltern in den Schatten gestellt wurden.

Es gibt natürlich auch bemerkenswerte Ausnahmen. Jeff Bridges und sein Bruder Beau sind die Söhne des TV- und Filmstars Lloyd Bridges, ein Familienmensch und dem Vernehmen nach ein guter Vater; bekannt wurde er auf dem Bildschirm als Mike Nelson in der Low-Budget Independent-Fernsehserie Abenteuer unter Wasser (1958-61) und auf der Leinwand als verbitterter, unreifer Deputy in Fred Zinnemans Western-Klassiker Zwölf Uhr mittags (1952), aber auch durch seine komischen Rollen in Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980, Regie Jim Abrahams, David Zucker und Jerry Zucker) und Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff (1982, Regie Ken Finkleman). Den beiden Brüdern gelang es, aus Lloyds Schatten zu treten – der zugegebenermaßen nicht ganz so groß war wie der anderer Hollywoodlegenden. Jeff schaffte es relativ spät in seiner Karriere, an seinen Status als Kultfilmstar anzuknüpfen, den er mit seiner erinnerungswürdigen Rolle in Joel Coens Filmkomödie The Big Lebowski (1998) erworben hatte.[1] Seine meisterhafte Leistung als Bad Blake in Scott Coopers Regiedebüt Crazy Heart (2009), die mit einem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, machte ihn zu einem Star, der auch die Kinokassen zum Klingeln brachte.

Ben Stiller wurde zum Superstar, der den TV-Erfolg seiner Standup-Comedian-Eltern »Stiller & Meara«, der spätabendlichen Sitcom seines Vaters Jerry und dessen Karriere als Werbespot-Sprecher weit übertraf. James Brolin war als Schauspieler eher in Nebenrollen zu sehen; sein Sohn Josh, Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent, spielt als einer der führenden Hollywoodgrößen unseres Jahrzehnts in der ersten Liga. Es gibt also auch in Hollywood Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Richten wir den Blick nun auf die Douglas-Dynastie, beginnend mit Kirk, dem Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, dem der internationale Durchbruch als Schauspieler gelang; dabei warf er einen Schatten, aus dem seine Nachfahren mit unterschiedlichem Erfolg herauszutreten versuchten. Vielleicht errichtete er unbewusst Hürden und Hindernisse auf ihrem persönlichen ›gelben Ziegelsteinweg der Filmträume‹ von Ruhm und Reichtum.

Kirk heiratete seine erste Frau, die Society-Lady Diana Love Dill, als er noch ein unbekannter Schauspieler war, der sich auf dem Broadway zu behaupten versuchte. Er war von einem gnadenlosen Ehrgeiz besessen, und was ihm an angeborenen Talenten fehlte, machte er mit seiner eisernen Entschlossenheit wett.

Sein Interesse an einem häuslichen Leben war dagegen gering. Er hatte zwei Kinder mit Diana: Michael wurde 1944 geboren, Joel 1947. Zu beiden hatte er ein distanziertes Verhältnis, war meistens abwesend und für seine Frau auch emotional unerreichbar, während er sich selbst nach Zuneigung und Anerkennung seines in Russland geborenen Vaters sehnte. Nach einer mittelmäßigen Bühnenlaufbahn machte sich Kirk alleine auf den Weg nach Hollywood, ließ seine Frau mit dem zweijährigen Michael zurück. Als bekennender Schürzenjäger fühlte er sich bei seiner Ankunft in der Traumfabrik wie auf einem Tummelplatz der Schönheiten, ein Angebot ohne Grenzen.

Nach seiner ersten Rolle in Lewis Milestones Film Die seltsame Liebe der Martha Ivers (1946) fand er regelmäßig Arbeit in immer größeren und besseren Produktionen. Nach einigen heißen Affären begannen Diana und er, eine Scheidung in Erwägung zu ziehen. Diana hatte das »untrügliche Gefühl, dass ständig etwas lief zwischen ihm und seinen wechselnden Filmpartnerinnen, vor allem einer bestimmten«. Kirk stritt nichts davon ab: »Ich gebe zu, ich hatte ein Faible für Frauen. Mir gefiel Marilyn Maxwell, sie war schön … Ja, ich hatte es faustdick hinter den Ohren, hatte viele Frauen.«

Diana flehte ihn wiederholt an, auf seine ständigen Affären zu verzichten, und als Kirk dazu nicht bereit oder fähig war, reichte sie 1950 die Scheidung ein.

Michael, zum Zeitpunkt der elterlichen Trennung sechs Jahre alt, wurde zutiefst geprägt durch den ›Verlust‹ des Vaters, das Gefühl, im Stich gelassen zu werden. Die emotionale Bindung und Abhängigkeit von der Mutter wuchs. In seinen ersten Memoiren, The Ragman’s Son, beschreibt Kirk eine Szene unmittelbar vor der Scheidung, als er seine Frau und seine beiden Kinder in New York besuchte: »Als Diana und ich in der Küche einen erbitterten Streit hatten, kam Michael herein, der damals ungefähr sechs Jahre alt war. Wir verstummten auf der Stelle, aber er brach in Tränen aus … In diesem Moment wurde uns bewusst, dass es nicht funktionieren würde, wenn wir nur wegen der Kinder zusammenblieben.«

Michael erinnerte sich: »Ich glaube, meine früheste Erinnerung geht ungefähr auf das dritte Lebensjahr zurück, auf einen Schlagabtausch zwischen den beiden....