dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Selina: Liebesnächte in Florenz - Erotischer Roman

Mona Vara

 

Verlag Plaisir d'Amour Verlag, 2014

ISBN 9783864950988 , 164 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

6,99 EUR


 

Florenz um 1480

 

 

Ankunft in Florenz

 

„Das geht niemals gut!“, jammerte Francoise und zerknüllte verzweifelt ein feines Tuch in der Hand. „Niemals! Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich mich darauf eingelassen habe, Selina. Ich hätte niemals nachgeben sollen! Die Idee ist verwerflich! Sie werden uns sofort durchschauen!“

„Aber nein“, wiederholte Selina nun schon zum hundertsten Mal. Sie liebte Francoise, ihre Gesellschafterin und Vertraute, wie eine Schwester, aber in diesem Moment hätte sie sich eine charakterlich stärkere Begleiterin gewünscht. „Wie sollen sie uns durchschauen, Francoise? Sieh doch, meine Liebe, ich habe es dir schon so oft erklärt: Mein Großvater kennt mich so wenig wie der Rest der Familie meiner Mutter. Sie haben mich noch nie gesehen – abgesehen von einem Bild, das Mutter vor fast zehn Jahren nach Florenz geschickt hat. Damals war ich fünfzehn – wie soll man da noch eine Ähnlichkeit erkennen? Und außerdem“, sie musterte ihre Freundin mit kritischem Blick, „finde ich, siehst du diesem Bild ohnehin viel ähnlicher. Du hast fast meine Haarfarbe, ungefähr die gleichen dunkelbraunen Augen, und wir sind gleich groß. Deine Nase ist hübscher als meine und dein Mund etwas zierlicher, aber auf diese Kleinigkeiten wird niemand achten.“ Es gab auch noch andere Ungleichheiten zwischen Selina und Francoise, aber auf die mochte sie im Moment nicht eingehen. Da war zum Beispiel Francoises Haar, das in der Sonne golden leuchtete, während ihres ein gleichmäßiges Haselnussbraun aufwies. Und dann noch gewisse Unterschiede in der Figur. Selina streifte die zarte Erscheinung ihrer Freundin mit einem wehmütigen Blick. Sie selbst war zwar ebenfalls schlank, was daher kam, dass sie ihre Tage lieber zu Pferd oder auf der Jagd verbrachte als im Zimmer, aber sie hatte es oft bedauert, dass sie so weit vom Schönheitsideal entfernt war, das kleine runde Brüste als Merkmal der Vollkommenheit bezeichnete. Ebenso wie einen kleinen Mund. Selinas Mund war zu breit und zu voll, ihre Hüften dagegen nicht breit genug und ihre Hände ein wenig zu groß. Nein, sie war bei Weitem nicht so schön anzusehen wie Francoise, aber keiner dort in Florenz würde den Unterschied bemerken. Wie sollte der Großvater auch auf die Idee kommen, dass seine Enkelin nicht als diejenige auftrat, die sie war? Er würde gewiss keinen Verdacht schöpfen. Und vor allem konnte sie sich in Ruhe in der Stadt aufhalten, ohne von diesem unerwünschten ...

„Frag mich noch einmal“, unterbrach Francoise ihre Gedanken.

„Also gut. Wie heißt du?“

„Ich bin Selina Giovanna Arabelle de Valière“, leierte ihre Freundin herunter.

„Gut. Und wer sind deine Eltern?“

„Mein Vater war der Comte de Valière, er starb als ich zwölf Jahre alt war. Meine Mutter war Giovanna Santini, die Tochter von Bene Santini, dem florentinischen Kaufmann ... oh Gott“, jammerte Francoise, „ich bin sicher, wenn ich dort ankomme, werde ich alles vergessen haben!“

„Du wirst nichts vergessen“, erwiderte Selina freundlich. „Wenn du nämlich einen Fehler machst, und wir entdeckt werden, dann schneide ich dir die Ohren ab.“

Francoise sah ihre Freundin zuerst entsetzt an, dann kicherte sie.

„Lach nicht, ich meine es ernst“, sagte Selina finster, musste dann jedoch selbst kichern. Sie wollte es vor Francoise nicht zugeben, aber sie war ebenfalls aufgeregt. So sehr sogar, dass sie fast wünschte, die Fahrt durch die liebliche Landschaft der Toskana wäre noch lange nicht zu Ende. Dabei waren sie jedoch, wie ihnen der von hier stammende Kutscher versichert hatte, schon bald am Ziel. Ihr Großvater hatte ihn gesandt, zusammen mit einigen bewaffneten Knechten, die über die Reise seiner Enkelin wachen sollten. Sie hatten sich diesseits der Alpen getroffen, und Selina hatte ihre eigenen Begleiter zurück nach Burgund geschickt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden jungen Frauen bereits die Rollen getauscht gehabt.

„Vielleicht ist er gar nicht so unangenehm wie du denkst“, sagte Francoise plötzlich. Sie sprach ebenso wie ihre Freundin in ihrem heimatlichen Dialekt, damit die florentinischen Begleiter sie nicht verstehen konnten.

„Wer?“

„Nun, dieser Mann mit dem dein Großvater dich verheiraten will! Möglicherweise, wenn du ihn näher kennenlernst ...“

„Es genügt mir schon, was ich von ihm weiß“, erwiderte Selina abfällig. Sie zog den Brief des Großvaters aus ihrer Kleidertasche, öffnete ihn und hielt ihn Francoise hin. Er war beidseitig mit einer kleinen, fast zierlichen Handschrift beschrieben, und kaum ein Fleckchen war frei geblieben. Der Großvater – oder sein Schreiber – war sogar so weit gegangen, noch um den Rand herum zu schreiben. Ein ziemlich sparsamer Mann, fand Selina. „Hier“, sagte sie zu Francoise, „du hast es ja selbst gelesen: Ein verarmter Adeliger, den mein Großvater mit seinem Geld kaufen will, um mit seiner Hilfe Beziehungen zu knüpfen, die ihm jetzt noch verschlossen sind.“ Bene Santini hatte mit der Herstellung von Wollstoffen ein Vermögen verdient, es jedoch trotz seines Geldes offenbar nicht geschafft, in die Kreise der alteingesessenen Florentiner Patrizierfamilien Eingang zu finden.

„Das steht so aber nicht da“, wandte Francoise ein.

„Natürlich nicht!“, rief Selina ungeduldig aus. Manchmal war Francoise doch wirklich zu einfältig! „Aber selbst, wenn er es anders darstellt – ich weiß, dass es so ist. Außerdem habe ich gehört, wie sich die beiden Knechte unterhielten, die er geschickt hat. Meine geplante Heirat mit einem mittellosen Lebemann ist schon Stadtgespräch in Florenz!“

„Aber was wir vorhaben, ist gewiss Unrecht“, versuchte die wohlerzogene Francoise einen letzten, schüchternen Versuch, um ihre Freundin von dem tollkühnen Plan abzuhalten. „Es ist unsere Bestimmung, Ehefrau und Mutter zu sein und einem Mann anzugehören, der uns beschützt.“

„Ich bin über fünfundzwanzig Jahre alt und schon lange kein dummes Gänschen mehr, sondern eine erwachsene Frau, die einen nicht unbeträchtlichen Besitz verwaltet“, antwortete Selina fest. „Mein Vater war kein armer Mann – und obwohl nach seinem Tod das meiste seiner Familie zugefallen ist, da Mama nochmals geheiratet hat, habe ich genug geerbt, um auch ohne Gatten mit allen Annehmlichkeiten auf dem Landgut zu leben und mein eigener Herr zu sein. Eher würde ich ins Kloster gehen als zu heiraten! Das tun viele adelige unverheiratete Damen, die sich einen Tyrannen im Haus ersparen wollen.“

Francoise warf ihrer Freundin einen schrägen Blick zu. Es stimmte schon, dass es viele adelige Fräuleins gab, die das Leben im Kloster einer Ehe mit einem ungeliebten Mann vorzogen, aber für Selina kam ein solcher Schritt niemals in Frage. Alleine schon die Vorstellung, ihre ebenso lebenslustige wie eigensinnige Freundin könnte sich in die Bescheidenheit eines demütigen Klosterlebens einfügen, war absurd.

„Wolltest du nicht noch einmal alles wiederholen?“

„Ja.“ Francoise seufzte. „Meine Mutter starb vor sechs Jahren, dann lebte ich gemeinsam mit meinem Stiefvater auf unserem Besitz. Er wurde jedoch vor drei Jahren getötet, und ich wohne seitdem mit einer Tante und meiner Gesellschafterin“, sie deutete dabei mit einem unglücklichen Lächeln auf Selina, „alleine. Und nun hat mein Großvater mir geschrieben, dass ich nach Florenz kommen soll.“

„Und einen adeligen Nichtsnutz heiraten“, ergänzte Selina grimmig.

„Du hättest auch einfach antworten können, dass du lieber bei deiner Tante bleibst“, wandte Francoise ein. „Es war nicht notwendig, die Einladung anzunehmen und diese Maskerade zu betreiben.“

Selina zuckte mit den Schultern. „Es ist doch nicht für immer, Francoise. Ich habe gewiss nicht vor, den Rest meines Lebens in Florenz zu verbringen. Wir bleiben einige Wochen dort, sehen uns alles an, lassen uns von den Florentinern bewundern, und dann reisen wir wieder heim. Aber ich wollte doch so gerne in den Süden! Etwas von der Welt sehen! Und welche bessere Gelegenheit könnte sich da noch bieten? Florenz! Stell dir vor, meine Liebe, dort gibt es gewiss keine kalten Winterstürme, keine feuchten Mauern. All diese Kirchen, von denen ich in den Reiseberichten gelesen habe und von denen gesprochen wurde! Die Kunstwerke, die geschaffen wurden! Kannst du dich nicht erinnern, was der alte Père Albert erzählt hat über die wunderbaren Fresken in den Kirchen von Florenz? Er hat dort fast zwei Monate in einem Kloster gelebt, dessen Mönche ebenfalls malten.“

„Alle Mönche?“, fragte Francoise mit großen Augen.

„Nun, zumindest einer von ihnen“, schränkte Selina ein. „Dessen bin ich mir aber ganz sicher. Auch wenn ich denke, dass er schon gestorben ist. Aber Père Albert hat dort in diesem Kloster gewohnt, bevor er nach Rom weitergezogen ist.“

„In Rom lebt der Papst“, sagte Francoise leise, die Kunstwerken weniger Reize abzugewinnen vermochte als dem Gedanken, einmal den Vertreter Christi auf Erden zu sehen. „Ach, ich wollte, wir führen nach Rom.“

„Dir war die Reise hierher ja schon zu anstrengend“, hielt ihr Selina vor, die sich noch gut erinnern konnte, wie Francoise bei der Überquerung der Berge gejammert hatte. Obwohl Selina am liebsten...