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Hochgeschlafen - Caprice - Erotikserie

Anabella Wolf

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2014

ISBN 9783732501083 , 80 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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0,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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»Wir sind sehr glücklich, dass die Koalition sich so schnell einig geworden ist«, äffte Sophie den Pressesprecher des Bundestags nach und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Die Türen schlossen sich, und Sophie warf empört ihre kupferroten Locken über die Schulter. »Sie sind sich einig über ein Autobahngesetz. Herzlichen Glückwunsch!« Sie schnaubte.

Maren lehnte sich hinter Sophie an die Wand und lächelte. »Als wärst du nicht auch froh, dass es so schnell ging.«

Sophie drehte sich um und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir sind seit drei Tagen in Berlin. DREI Tage! In welcher Zeitrechnung ist das schnell? In drei Tagen werden andere Menschen weltberühmt.«

»Und andere werden vergessen«, fügte Maren an und massierte sich gähnend die Schläfen.

Sophie nickte zustimmend. »Ganz genau. Deshalb bin ich zur BLITZ gegangen. Wegen den großen Dramen der Schönen und Berühmten. Nicht wegen einer blöden Autobahn.«

»Jetzt ist’s ja vorbei«, sagte Maren und sah zur Stockwerkanzeige. Zweite Etage, dritte Etage … »Und gib’s zu: Du hast deinen Aufenthalt hier im Adlon doch genossen, oder nicht?«

Sophie wog ihren Kopf hin und her. »Schon, aber ich hätte es noch mehr genossen, wenn ein Hollywoodstar der Grund für unseren Trip nach Berlin gewesen wäre.«

»Sophie, das Leben besteht nicht nur aus Ruhm und Glamour, sondern auch aus politischen Entscheidungen. Die betreffen uns doch alle.« Der Fahrstuhl hielt im vierten Stock des Berliner Luxushotels, und Maren trat auf den Flur hinaus.

Sophie folgte mit klackernden Absätzen. »Natürlich. Ich habe nichts gegen Politik, schick mich zur Merkel oder zum Obama, und ich liefere dir ein feines Interview. Aber ich will nicht über die Länge von Autobahnen und die Höhe von Mautgebühren schreiben. Ich will nicht mal was davon hören!« Sie schnaufte und stöckelte dann an Maren vorbei. Ihre Krokoledertasche schlug gegen ihre Beine, und ihre Locken wehten hinter ihr her, als sie überholte. Schließlich stellte sie sich Maren in den Weg, die Hände in die runden Hüften gestemmt. Die olivgrüne Tasche baumelte an ihrem Handgelenk, ihre Fingernägel waren im gleichen Grünton lackiert und das knallrote Kleid bot wie immer einen atemberaubenden Kontrast. »Aber lassen wir das.«

Maren lachte leise auf. »Genau, lassen wir es. Ich will jetzt nur noch in die Badewanne und ins Bett, bevor wir morgen den ersten Flieger nach Hamburg nehmen und uns auf dieses Festival im Hafen stürzen, über das Stein gern auch noch eine Reportage hätte.«

»Bist du verrückt?«

»Ich? Die Flüge hat doch Lori gebucht. Ich war von Anfang an nicht begeistert von diesen Zeiten.«

»Was?« Sophie runzelte die Stirn. »Nein, ich meine deinen Plan, jetzt schlafen zu gehen. Es ist Samstagabend. Wir gehen heute noch feiern.« Sie nickte wie eine Kaiserin, die einen Befehl erlassen hat.

Maren schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Du kannst gern allein gehen und Party machen. Ich treff dich dann morgen am Flughafen.« Sie wollte an Sophie vorbeigehen, aber die legte ihre sorgfältig manikürten Fingernägel auf Marens Unterarm.

»Du kommst mit. Wir gehen ins Berghain.«

»Berghain?«, fragte Maren.

»Süße?« Sophies Stimme klang streng. »Wann warst du das letzte Mal tanzen?«

Maren runzelte die Stirn, strich ihre kinnlagen blonden Haare zurück und wollte gerade antworten, als Sophie triumphierend den Finger hob. »Ha! Zu lange überlegt. Wenn du erst noch die Wochen in deinem Kopf zählen musst, dann ist es allerhöchste Eisenbahn. Du bist doch keine fünfzig. Schmeiß dich in Schale, in einer Stunde gibt’s Drinks an der Hotelbar und dann geht’s auf nach Friedrichshain.«

»Also ich weiß nicht …«, begann Maren, aber sie hörte selbst, dass sie nicht mehr so ablehnend klang. Sie war schon wirklich eine Weile nicht mehr tanzen gewesen.

»Aber ich«, sagte Sophie, drehte sich auf dem Absatz um und hielt die Schlüsselkarte an den Sensor neben ihrer Zimmertür. Wenig später war sie verschwunden, und Maren stand noch immer auf dem Flur der vierten Etage des Adlon und fragte sich, ob sie überhaupt was Passendes zum Anziehen dabei hatte.

Natürlich war Sophie die Einzige in der Schlange vor dem ehemaligen Heizkraftwerk, die 12-cm-Pfennigabsätze trug. Jeder andere hätte wahrscheinlich aufgetakelt und overdressed gewirkt, immerhin war das Berghain keine Schicki-Micki-Adresse. Hier ging man zum Tanzen und Feiern hin. Die Fetischvergangenheit des freizügigen Clubs war noch immer zu spüren, und manikürte Fingernägel oder teure Designerkleidung zählten hier wenig.

Aber Sophie war eben Sophie, weshalb sie dem Türsteher mit den Piercings im Gesicht auch nur ein müdes Lächeln schenkte, als sie an der Reihe waren. Er hatte seine tätowierten Arme vor der Brust verschränkt, trug eine speckige Lederjacke und musterte Maren und Sophie hinter seinen dunklen Brillengläsern.

Innerlich war Maren nicht ganz so ruhig, wie sie hoffte, dass es nach außen wirkte. Sie fragte sich wieder, warum sie eigentlich mitgekommen war. Warum hatte sie sich mit Drinks an der Hotelbar bis nach Mitternacht wachgehalten? Warum hatte sie eine Stunde lang versucht, irgendein Berghain-taugliches Outfit aus ihrem Koffer zu zaubern? Damit sie jetzt vor einem neoklassizistischen Gebäude stand, aus dem Techno wummerte und in das sie vielleicht nicht einmal reinkamen? Und selbst wenn man sie einließ, ging der abschätzige Blick des Türstehers Maren gehörig auf die Nerven. Was bildeten sich diese Typen eigentlich ein?

Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, nickte der Türsteher schon, und Sophie stöckelte an ihm vorbei in den Club. Sie gaben ihre leichten Sommermäntel an der Garderobe ab und betraten die neoklassizistische Halle mit den bunten Lichtinstallationen und den hunderten tanzenden Menschen. Sophie holte Drinks, während Maren zwischen Hipstern und Halbnackten in Nietenledergarnitur umherstreifte. Sie spürte die Bässe der Musik in ihrem ganzen Körper, aber vor allem spürte sie Müdigkeit. Sie seufzte und strich sich die Haare zurück. Sie sah sich nicht tanzen, nicht heute.

Sophie kam zurück und hielt ihr eine Bierflasche hin. Sie selbst hatte ebenfalls ein Bier in der Hand und prostete Maren zu. Maren hob eine Augenbraue. »Kein Cocktail?«

Sophie warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Doch nicht hier.« Sie trank einen Schluck und wiegte ihre Hüften bereits im Takt der Musik. »Spürst du den Sex in der Luft?«, fragte sie und zwinkerte Maren zu.

»Äh …«, machte Maren und ließ ihren Blick durch die tanzende Menge gleiten. Einige bewegten sich sehr aufreizend, und an einer der Säulen am Rand stand ein knutschendes Pärchen. Maren wollte schon ein »Na ja« anfügen, als der Mann an der Säule seine Freundin mit plötzlicher Heftigkeit an die Säule presste, seine Hand in ihre Jeans schob und ihr Mund ein lustvolles, für Maren nicht zu hörendes »Oh« formte. Der Techno wummerte weiter. Maren schluckte.

Sophie trat ganz nah an sie heran. »Doch, du spürst es«, raunte sie in Marens Ohr und nickte lächelnd zu einer dunklen Tür im hinteren Teil der Halle. »Und wenn du da runtergehst, wirst du noch mehr spüren.«

Maren räusperte sich und riss den Blick von dem Pärchen los. Sie schaute nur kurz auf die dunkle Tür, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich hab kein Interesse an diesem Darkroom.«

»Wie kannst du das wissen? Du warst ja noch nie unten.«

Maren seufzte. »Ich hätte wirklich im Adlon bleiben sollen.«

Wieder lachte Sophie ihr gurrendes Lachen. Sie gab Maren einen Klaps auf den Hintern und ging mit wiegenden Hüften zur Tanzfläche. Dort schloss sie die Augen und legte los. Innerhalb eines Augenblicks war sie eins mit der Musik, so sah es für Maren jedenfalls aus.

Sie trank ihr Bier, holte sich ein neues und schlenderte dann hinter den Säulen den Gang entlang, als etwas – oder besser jemand – ihren Blick gefangen nahm. »Jonathan Reckless?!«, murmelte sie fassungslos.

Nein, es gab keinen Zweifel. An einer Säule fünf Meter weiter lehnte der berühmte Hollywoodstar. Er trug stonewashed Jeans und ein weißes T-Shirt mit relativ weitem V-Ausschnitt. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Blick über die tanzende Menge gleiten ließ. Vor ihm rieben sich schwitzende Körper aneinander, und sein Bein wippte leicht im Takt. Seine muskulösen Arme waren vor der Brust verschränkt, und Maren sah sein markantes Kinn vielleicht einen Augenblick zu lange an.

Sie straffte die Schultern und ging zu ihm hinüber. Jonathan stand ganz weit oben auf ihrer Liste von Promis, die sie noch nicht interviewt hatte. Und jetzt stand er hier, wenige Meter von ihr entfernt.

Natürlich war das Berghain weltberühmt und zog als solches Stars wie Rihanna oder Justin Timberlake an. Alles, was in L.A. oder NYC einen Namen hatte, hatte auch schon im Berliner Berghain gefeiert. Aber dennoch jagte Jonathans Anwesenheit Maren einen kleinen Schauer über den Rücken.

»Jonathan Reckless?«, fragte sie lächelnd, als sie vor ihm stand.

Er wandte den Kopf und schenkte ihr statt einer Antwort ein weißes Lächeln. Unmerklich streifte sein Blick ihre enge Jeans und das Paillettentop mit dem tiefen Ausschnitt. Und was er erblickte, schien ihm zu gefallen. Er sah ihr fragend in die blauen Augen.

»Maren Janson von der BLITZ«, stellte sie sich auf Englisch vor. »Bitte entschuldige, du bist nicht zum Arbeiten hier, aber ich kann diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.« Sie lächelte ihn strahlend an.

Er drehte sich zu ihr, stützte einen Arm an der Säule ab und stemmte den anderen in die Hüften. »Du willst ein...