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Macht, Ressourcen und Gewalt - Zur Komplexität zeitgenössischer Konflikte

Armando Geller, Albert A Stahel

 

Verlag vdf Hochschulverlag AG, 2008

ISBN 9783728132000 , 432 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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39,99 EUR

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8 Zeitgenössische Konflikte: ein komplexes Phänomen (S. 317-318)

Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel, zeitgenössische Kon.ikte besser verstehen zu lernen. Dazu wurde vor dem Hintergrund einer aktuellen Forschungsdiskussion ein intuitives Modell (iCSM) eingeführt und anhand von zehn Fallstudien validiert. Das validierte Modell wurde anhand bereits vorliegender Forschungsergebnisse weiterentwickelt (eiCSM) und als Vorlage für ein agenten-basiertes Modell (CSM) verwendet.

Der Arbeitsaufwand dieses Validierungsprozesses rechtfertigt sich im Bestreben, ein möglichst konstruktvalides agenten-basiertes Modell zu entwickeln. Die Validation der Simulationsergebnisse kann Ausdruck eines konstruktvaliden Modells sein, erst aber die Validierung des Modells verleiht den Ergebnissen erhöhte Signifikanz. Im Spiegel der forschungsleitenden Fragestellung und der Forschungsergebnisse kann festgestellt werden, dass das CSM zum besseren Verständnis zeitgenössischer Kon.ikte beiträgt. Die vorliegende Untersuchung hat darüber hinaus zentrale Fragen bezüglich der Theorie und Methode zur Untersuchung zeitgenössischer Kon.ikte aufgeworfen und teilweise beantworten können.

8.1 Implikationen für zeitgenössische Konflikte

Unter dem Vorbehalt, dass Verallgemeinerungen nach den Gesetzen der Logik nie vollständig durchführbar sind, sollen im Folgenden einige generalisierende Aussagen zu zeitgenössischen Konflikten auf der Basis der erarbeitenden Forschungsresultate formuliert werden. Zeitgenössische Kon.ikte sind, entgegen weitläufig verbreiteten Vorurteilen, nicht chaotisch, sondern komplex. Der Unterschied zwischen Chaos und Komplexität besteht darin, dass komplexe Systeme im Rahmen einer gewissen Bandbreite (eines Parameterbereichs) Aussagen über den Zustand des Systems und seine Entwicklung zulassen.

In Validation mit der Realität hat das CSM aufgezeigt, dass zeitgenössische Konflikte sowohl ontologisch als auch temporal eine Struktur aufweisen. Zeitgenössische Kon.ikte können in ihrer temporalen Entwicklung in Bezug auf die Gewalt einer Lognormalverteilung folgen. Dieser Verlauf kann in vier Phasen unterteilt werden. Auf eine erste, bereits von Gewalttätigkeiten begleitete und Organisation ausdifferenzierende Phase folgt eine «heisse» Phase hoher Konfliktintensität. Diese beginnt in Bezug auf die Gewaltintensität bereits nach kurzer Zeit in einer dritten Phase wieder abzu.auen und in eine vierte Phase langandauernder Gewalt mit niedriger Gewaltintensität überzugehen.

Das CSM beleuchtet ein gewichtiges Dilemma. Der idealtypische, lognormale Vier-Phasen-Verlauf ist ein statistisches Produkt, zutreffend für eine aggregierte Betrachtung zeitgenössischer Konflikte. Der konkrete Einzelkonflikt kann sowohl in der Simulation als auch in realiter davon abweichen. Zudem zeigt das Fallbeispiel Irak, dass sich Phasen verschieben oder überlagern können. Dies gilt insbesondere für die vierte Phase, die zugleich eine erneute Organisationsphase sein kann.

Die Implikation daraus ist, dass das Wissen um den arti.ziellen idealtypischen Kon.ikt nicht die Analyse des zeitgenössischen Einzelkonflikts ersetzen kann. Die Grenzen einer gleichsam nomothetischen Interpretation zeitgenössischer Kon.ikte offenbaren sich in deren idiographischen Mannigfaltigkeit. Das erweist sich auch für eine weitere, mittels des CSM aufgedeckte Gesetzmässigkeit von Bedeutung. Dass die zivilen Opferzahlen in zeit genössischen Konflikten power law verteilt sind, erlaubt zwar eine Aussage über die Häufigkeit der zu erwartenden Verluste, nicht aber über ihr konkretes zeitliches Eintreffen.