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Sie haben Ihr Ziel erreicht! - Missgeschicke, die passieren, wenn Technik voll auf Blödheit trifft

Norbert Golluch

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2015

ISBN 9783732506262 , 287 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Abenteuer unter Wasser


Warum landen nur immer wieder Menschen mit elektronischen Orientierungshilfen in den Fluten irgendeines Gewässers? Handelt es sich bei ihren Navigationsgeräten um die Ökoversion mit eingebauter Wünschelrute, immer auf der Suche nach dem Lebensspender Wasser? Welche uns unbekannten Gründe mag es für Besitzer dieser versagenden Orientierungsprothesen geben, den gesunden Menschenverstand abzuschalten und mit Schmackes samt Automobil und Insassen in einen Fluss zu rasen? Welche biochemischen Vorgänge im Gehirn sorgen dafür, dass der Intellekt eingeschläfert und alle alarmierenden Sinneswahrnehmungen ignoriert werden, bis es zu einem Handlungs-Blackout kommt? Oder ist Navi-Diving der neue angesagte Volkssport?

Zweimal nasse Füße ■■■■□

Gleich zwei Autofahrer landeten am 7. November 2010 zu früher Morgenstunde im Flüsschen Wiesent, das mitten durch Forchheim fließt. Der erste ortsunkundige Fahrer hatte seinem Navi vertraut und war in der Nähe des Marktplatzes im Wasser gelandet. Er rief einen Freund zu Hilfe, der ebenfalls von außerhalb kam und sich von der Technik leiten lassen musste – mit dem gleichen Resultat an anderer Stelle des Flusslaufes. Niemand wurde glücklicherweise verletzt, es ging nur recht feucht zu.

Der Fluss Wiesent scheint im Übrigen ein beliebtes Ziel für desorientierte Navigationssysteme zu sein, vielleicht umweht ihn ein rätselhafter Magnetismus. Schon am 15. Dezember 2011 lockte diese rätselhafte Kraft wieder einen Autofahrer in den Fluss. Ein 55-jähriger Mann aus Erlangen ging unter elektronischer Anleitung über die Fischtreppe am Marktplatz samt Automobil baden.

Eine regelrechte Falle ■■■■■

Eine vergleichbar rätselhafte Anziehungskraft wie die der schönen Loreley einige Flusskilometer weiter südlich scheint auch am Rhein bei Köln-Langel zu existieren. Immer wieder fahren Autos in den Fluss.

Am 16. November 2010 lenkte ein Navigationsgerät den Wagen eines älteren Herrn über die Rampe in den Rhein – ohne jede Vorwarnung. Fahrer und Beifahrer konnten sich retten, das Auto versank im Strom und verschwand in den Fluten. Die Bergung war zu gefährlich.

2011 landete an derselben Stelle ein LKW-Fahrer (59) mit seinem Fahrzeug im Fluss, der Fahrer starb. Ursache: Das Navigationsgerät des Fahrzeugs soll die Straße zum Fluss als durchgehende Landstraße dargestellt haben. Das Navi war fehlerhaft programmiert, wie Ermittler der Polizei herausfanden. Sie hatten mit einem baugleichen Gerät den Weg des Lastwagens zum Fähranleger in Langel nachvollzogen und dabei festgestellt, »dass sowohl optisch als auch akustisch nicht auf den Anleger der Fähre Hitdorf-Langel hingewiesen wird«.

Am 12. Juli 2012 nahm eine Frau samt Fahrzeug denselben feuchten Weg. Zwei Jetski-Fahrer retteten ihr das Leben. Leider berichteten die Medien nichts über die Marke des jeweils verwendeten »älteren Navigationsgerätes«, sodass dieses teuflische Stück Elektronik weiter Menschen in ein nasses Grab locken könnte.

Sie lieben weite Flusslandschaften und das Abenteuer? Dann lassen Sie sich doch einmal von Ihrem Navi

Ab in die Jümme! ■■□□□

Am 7. September 2009 unterlief einem 71-jährigen Taxifahrer auf dem Weg von Pewsum nach Rhaudermoor der schwere Fehler, sich an die Vorschläge eines Navigationsgerätes zu halten. Offenbar ignorierte das Ding die Tatsache, dass man an dieser Stelle den Fluss mit einer Fähre überqueren muss, und zeigte eine durchgehende Straße an.

Die Folge: Das Taxi landete bei Leer-Wiltshausen in der Jümme. Der Fahrer konnte sich unverletzt befreien, er erwartete seine Retter auf dem Dach des fast versunkenen Fahrzeuges. Der Sachverhalt, dass der Senior am Steuer seinen gesamten Erfahrungsschatz irgendwo verloren haben muss, ist schon erstaunlich. Er dürfte diesen Weg doch nicht das erste Mal gefahren sein …

Aber da lichtet sich der Nebel mangelnder Erkenntnis: Dass sich dieses Ereignis in Ostfriesland abspielte, wird bei manchem Leser ein verstehendes »Ach so!« zur Folge haben.

Bleiben wir noch eine Weile in dieser geistverdunkelten Gegend an den Ufern der schönen Jümme und beobachten die Ereignisse weiter. Es lohnt sich!

Bad in der Jümme, die Zweite ■■□□□

Heften wir also unseren Blick auf die Jümme, einen Nebenfluss der Leda, beides Flüsse, die zurzeit noch kein Mensch kennt. Doch werden die folgenden Beiträge diese Fließgewässer aus der Anonymität reißen und zu enormer Popularität führen – oder auch nicht. Die berichtenswerten Ereignisse überschlagen sich nicht gerade in Ostfriesland … Doch da, kaum sind zwei Jahre vergangen, tut sich schon etwas:

Gleich eine ganze Familie landete am 16. August 2011, wie zuvor schon der Taxifahrer, an derselben Stelle bei Wiltshausen mitsamt ihrem Automobil in der Jümme. Eigentlich wollte besagte Familie zu einem Angelausflug, nicht zum Schwimmen oder Autowaschen. Alle Familienmitglieder konnten sich retten, denn die Jümme ist alles andere als ein reißender Strom. Der Traktor eines Bauern zog den Wagen später aus den Fluten. Wie wir bereits wissen, war das Navigationsgerät schuld, auch dieses Modell – vielleicht war es das Gleiche wie im Falle des Taxifahrers – hatte eine durchgehende Landstraße angezeigt.

Bad in der Jümme, die Dritte ■■□□□

Man könnte entweder über die rätselhafte Anziehungskraft des Flüsschens Jümme staunen oder den Kopf darüber schütteln, dass man es in Ostfriesland mit geeigneten Sicherungsmaßnahmen an einer so gefährlichen Stelle nicht sehr eilig hat. Nachdem bereits zwei Fahrzeuge den Weg des Wassers genommen hatten, fuhr am 26. Mai 2012 auch noch eine betrunkene 18-jährige Frau in den Fluss. Sie habe die Orientierung verloren, erklärte die Wagenlenkerin, deren Fahrkünste allerdings auch noch von 1,92 Promille Alkohol im Blut eingeschränkt wurden. Da konnte ironischerweise auch kein Navi helfen. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei schoben ihr Fahrzeug zurück aufs Trockene, ihren Führerschein dürfte sie für einige Monate losgeworden sein.

Und dann, endlich: Am 15. Januar 2013 verkündete die Ostfriesen-Zeitung, dass der Landkreis Leer die Autofahrer auf der Kreisstraße 18 mithilfe von Schildern auf einen bedeutenden Sachverhalt aufmerksam machen wolle: Vorsicht, liebe Mit-Ostfriesen, hier kommt gleich ein Fluss! Ihr wisst schon, so ein langes Ding mit Wasser drin …

Nicht mehr zu bremsen ■■□□□

Wenn vierzig Tonnen einmal in Fahrt sind, lassen sie sich nur schwer bremsen. Diese in seinem Beruf an sich triviale Erfahrung machte ein Lastwagenfahrer aus Rumänien am 9. Februar 2010 unangenehm realitätsnah, als er in der Nacht bei Kappel-Grafenhausen auf die Böschung zur Rheinfähre für PKWs geriet. Eine Vollbremsung hinderte den Wagen zwar an einem Vollbad im Fluss, doch musste der Lastzug anschließend mit Spezialmaschinen geborgen werden. Was weder der Fahrer noch das Navi wussten: Über den Rhein zwischen Deutschland und Frankreich führt bei Kappel-Grafenhausen keine Brücke. Tagsüber kann man den Fluss mit einer Autofähre überqueren, nachts an dieser Stelle wunderbar schwimmen -mitsamt Auto.

Magische Anziehungskraft? ■■□□□

Wasser scheint besonders Lastkraftwagen mit Navigationsgeräten anzuziehen. Der 46-jährige Fahrer eines 40-Tonners dürfte allerdings keine Abenteuer unter Wasser im Sinn gehabt haben, als er am 13. September 2013 in Filderstadt-Bernhausen (Kreis Esslingen), blind auf sein Navigationsgerät vertrauend, seinen Sattelschlepper von der Karl-Benz-Straße kommend über immer enger werdende Feldwege in Richtung des Stadtteils Bonlanden lenkte.

Obwohl die Fahrbahn kaum noch Platz für das schwere Fahrzeug bot, kam der Kraftfahrer nicht auf die Idee, dass er sich auf Abwegen befand. Und falls er es doch bemerkt haben sollte, war es vermutlich für ein Wendemanöver zu spät. Als sich der Wagen schließlich auf einem unbefestigten Weg im weichen Untergrund festfuhr und in einen Entwässerungskanal zu kippen drohte, hatte das teuflische Navi sein Ziel fast erreicht. Ein herbeigerufenes Abschleppunternehmen konnte Fahrer und Fahrzeug aber gerade noch vor einer feuchten Erfahrung bewahren.

Kleinbus als U-Boot ■■□□□

Sie hatten genug Fliesen für diese Woche gelegt und wollten eigentlich nur noch ins Wochenende, die zwei Fliesenleger aus Wismar, von denen hier die Rede sein soll. Ihre Heimfahrt am 12. Oktober 2013 endete dann aber in einem Seitenarm der Elbe in Hamburg-Neuengamme. Ihr Kleinbus versank in den Fluten, weil dessen Fahrer den Anweisungen des Navigationssystems folgte und geradeaus auf einen Bootssteg fuhr, statt links zur Hauptverkehrsstraße abzubiegen. Fahrer und Beifahrer kamen leicht unterkühlt mit dem Schrecken davon, jedoch brauchte man die Hilfe von Tauchern und einen Kran, um das im Schlamm des Flussgrundes festsitzende Fahrzeug wieder auf festes Land zu befördern. Sicherlich war es nach diesem Tauchgang innen so feucht, dass man es besser gekachelt hätte …

Über die Treppe in den See ■■□□□

Ein recht gespaltenes Verhältnis zu ihrem Navigationssystem dürfte zwischenzeitlich eine 27-jährige Autofahrerin haben, die am Abend des 12. August 2013 in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) von ihrem Navigationsgerät in einen flachen See gelotst wurde. Möglicherweise hatte das Gerät ja einen Sensor und wollte seiner Besitzerin zu einem erfrischenden und reinigenden Bad verhelfen. Als sie gegen 22 Uhr auf der Silberpappelstraße von ihrem Navi aufgefordert wurde, nach links abzubiegen, folgte sie brav den Anweisungen und fuhr über einige Treppenstufen in das flache Gewässer in einer...