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Einsatz von Hunden in der offenen Kinder- und Jugendarbeit: Durch tiergestützte Interventionen die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben erleichtern

Réjane Zumbrunnen

 

Verlag Diplomica Verlag GmbH, 2015

ISBN 9783958501423 , 77 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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29,99 EUR

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Textprobe: Kapitel 2.1.1, Psychische Entwicklungen ('Qualifizieren'): Bei der Entwicklung von intellektuellen und sozialen Kompetenzen geht es nach Hurrlemann & Quenzel (2012, S. 28f) um die Entfaltung der kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten sowie der sozialen Umgangsformen. Der Erwerb von Wissen und dessen Anwendung hilft, Selbstverantwortung zu übernehmen und sozial zu handeln. In dieser Phase gilt die intrinsische (selbstgesteuerte, innere) Motivation für die Erbringung von Leistungen als wichtige Voraussetzung. In die Entwicklungsaufgabe des Qualifizierens gehört auch der Erwerb von altersgerechten Kommunikationsformen. Zentraler Prozess der Kommunikation ist laut Watzlawick et al. (1969, S. 50ff) die Umwandlung von Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen in Worte, Symbole oder Zeichen, die dann wiederum vom Gegenüber verstanden werden. Diese sogenannt digitale Kommunikation kann nur stattfinden, wenn alle Beteiligten die gleich Sprache sprechen und verstehen. Gleichzeitig spielen daneben auch individuelle Signale eine wesentliche Rolle. In Bezug auf die Sprache sind dies nach Vernoij & Schneider (2013, S. 16f) beispielsweise der Tonfall, die Lautstärke und die Betonung. Individuelle Signale wie die Mimik und die Gestik gehören auch dazu. Mimik und Gestik gelten als sprachbegleitende Signale in der menschlichen Kommunikation und werden unter dem Begriff der nonverbalen oder analogen Kommunikation zusammengefasst. 'Analoge Kommunikation hat ihre Wurzeln offensichtlich in viel archaischeren Entwicklungsperioden und besitzt daher eine weitaus allgemeinere Gültigkeit als die viel jüngere und abstraktere digitale Kommunikationsweise' (Watzlawick, Beavin, & Jackson, 1969, S. 63). Sobald zwei Personen einander wahrnehmen, findet zwischen ihnen Kommunikation statt, denn jegliches Verhalten hat kommunikativen Charakter. Da man sich nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich, in Gegenwart anderer nicht zu kommunizieren. 'Man kann nicht nicht kommunizieren', schlossen also Watzlawick et al. (1969, S. 53) daraus. Wir Menschen kommunizieren somit jederzeit unbewusst analog. Kommunizieren wir bewusst, ergänzen sich laut Vernoij und Schneider (2013, S. 19f) die digitale und analoge Kommunikation. Je besser diese übereinstimmen, desto authentischer wirkt das Gegenüber. Kongruentes Verhalten entwickelt sich, wenn ein Mensch gelernt hat, sich sowohl seiner Kognitionen als auch seines inneren Erleben gewahr zu werden. Das heisst, wenn der Mensch sowohl seine positiven wie auch seine problematischen Eigenschaften erkennt und mittels analoger Kommunikation zum Ausdruck bringen kann, hat er die Möglichkeit, mit sich selbst als auch für andere authentisch zu sein. Diese Fähigkeiten sind wichtig, um sich in sozialen Gefügen zurechtzufinden und aktiv teilzuhaben (S. 20). 2.1.2, Physische Entwicklungen ('Binden'): Hierbei geht es um die Entwicklung der Körper- und Geschlechtsidentität sowie um die Bindungsfähigkeit (Hurrelmann & Quenzel, 2012, S. 28). Schröder (2013, S. 112f) bezeichnet die Adoleszenz als jene Zeit, welche Pubertierende brauchen, um sich mit dem Stress zu arrangieren, der durch den pubertären Umbruch hervorgerufen wurde. Es ist die Zeit, die junge Menschen benötigen, um sich in ihrem neugeformten Körper wohl und 'zu Hause' zu fühlen und sich dann einen Platz im gesellschaftlichen Gefüge zu verschaffen. Die Adoleszenz ist ein Konstrukt des Menschen und somit durch Kultur und Werte geprägt. In einigen Kulturen waren Initiationsriten ein wichtiger Teil dieser Lebensphase. Hierbei wurde den Jugendlichen gezeigt, wie sie sich von ihrer Kindheit zu verabschieden und sich in der Gesellschaft einzugliedern hatten. In sogenannt 'kalten Kulturen' war diese Phase im Vergleich sehr kurz, da sich die Jugendlichen möglichst schnell anzupassen hatten und Veränderungen (der Kultur) nicht erwünscht waren. 'Heisse Kulturen', so Schröder, unterstehen hingegen starkem Wandel und lassen somit den Jugendlichen viel mehr Spielraum. Allgemeinverbindlichen Rituale und Kulte gelten nicht mehr und die damit verbundenen Rechte und Pflichte gehen verloren. Sie müssen ausgehandelt werden und zeigen somit die neuen, vielfältigen Möglichkeiten auf. Beck (1994, S. 11ff) beschreibt diesbezüglich die 'Wahlbiographien' oder 'Bastelbiographien', da die Jugendlichen im Gegensatz zur vorhergehenden 'Normalbiographie' keine fixen Lebensentwürfe mehr befolgen müssen und sich ihren Weg selber 'zusammenbasteln' können. Nur wenig Jugendliche müssen das heimische Handwerk übernehmen oder folgen noch dem klaren Weg der 'Normalbiografie': Schule, Lehre, Arbeit, Heirat, Haus, Kinder und schliesslich Tod. Junge Menschen unserer Zeit können diesen Weg wählen, sind aber nicht mehr durch Traditionen und gesellschaftlichen Druck dazu gezwungen. In der Adoleszenz suchen Jugendliche also ihre Rollen und es herrscht aufgrund der schier unbegrenzten Möglichkeiten grosse Unsicherheit betreffend Status und dem eigenen Selbstbild. Für einige ist diese Freiheit ein Segen für andere bedeutet sie Stress pur, da sie dazu gezwungen werden, sich unentwegt entscheiden zu müssen. Zur Pubertät gehören auch die körperlichen Veränderungen bei der Entwicklung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Nach Silbereisen & Weichhold (2012, S. 235) verändert sich die gesamte Körpersilhouette, zudem restrukturieren sich verschiedene innere Organsysteme sowie das Gehirn. Äusserlich ändert sich auch vieles, es wachsen die ersten Pickel und es finden Wachstumsschübe statt, wobei diese zum Teil ungleichmässig von statten gehen. Pubertierende müssen sich und ihren Körper neu entdecken, was nicht allen gleich gut gelingt. Bei einigen Mädchen wachsen früh Brüste und einigen Jungen fällt der Musikunterricht unglaublich schwer, da sie zu den ersten mit Stimmbruch gehören. Haare spriessen an den verschiedensten Stellen und nicht alle sind zufrieden mit den Zwischenstadien ihrer Entwicklung. Die vergleichenden Blicke der Gleichaltrigen können Stress, Scham, aber auch Angst auslösen. Die Adoleszenz ist generell mit vielen Stressoren verbunden; der bereits erwähnte Umgang mit dem reifenden Körper und dem damit einhergehenden Schönheitsideal, biografische Übergänge wie Schulwechsel (bspw. in die Oberstufe oder Berufsschule) und der Berufseinstieg (S. 239). Die Jugendlichen lösen sich von ihren Familien ab und wenden sich der Peergroup zu. Peergroups dienen der Selbstoffenbarung, stabilisieren die neugewonnene, eigene Identität durch Rückmeldung von Ehrlichkeit, Vertrauen und Verständnis. Das Selbstbewusstsein wird gesteigert, sofern die Jugendlichen die Vorteile einer Peergroup nutzen können, denn sie bietet auch Nachteile: Auf einmal herrscht ein grosser Gruppendruck, Grenzen werden ausgetestet und die Normen der Gruppe müssen befolgt werden; wenn getrunken oder geraucht wird, kann beispielsweise verlangt werden, dies nachzutun oder die Gruppenzugehörigkeit zu verlieren. Jugendliche suchen sich ihre Freunde in erster Linie aufgrund von Ähnlichkeit. Hier kann eine Negativspirale beginnen: gefährdete Jugendliche bauen eher Freundschaften zu normbrechenden Gleichaltrigen auf (S. 245).