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Sandkastenliebe verzweifelt gesucht

Rosie Blake

 

Verlag LYX, 2016

ISBN 9783736301665 , 340 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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2


Vier Stunden später hatte ich geduscht und braune Baumwollshorts und ein Tanktop übergestreift. Das Haar hatte ich mir aus dem Gesicht frisiert, und als ich mein Bild im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich wieder ein klein wenig mehr wie ich selbst. Ich rieb mir Feuchtigkeitscreme auf die Haut, die von dem guten Wetter in letzter Zeit gebräunt war, atmete langsam aus und ließ die Schultern sinken. Es war ein langer Tag gewesen. Obwohl Mel versucht hatte, mich aufzumuntern, indem sie so tat, als wäre sie die »Killergarnele«, und Celine die Promenade entlanggejagt, sie angeknurrt und mit den Scheren nach ihr geschnappt hatte. Celine hatte angefangen zu schreien und versucht, Mels schwingenden Gliedern auszuweichen, ein nettes Bild mit wehendem Haar und hüpfenden Brüsten. Dabei hatte sie eine ihrer Meeresmuscheln verloren und wollte den Rest des Nachmittags nicht mehr mit uns sprechen, selbst nachdem Mel sich entschuldigt hatte – indem sie ihr eine Gabel brachte, die Gabel ein Dingsbums nannte und ihr etwas aus Die kleine Meerjungfrau vorsang. Die Stunden hatten sich dahingeschleppt und mir war immer heißer und unbehaglicher geworden, während die Sonne halsstarrig über uns stand, ohne dass vorbeiziehende Wolken ihr Strahlen abgemildert hätten.

Ich ging die Treppe hinunter und kuschelte mich auf das Sofa neben Stewie, der zuvorkommend vorgeschlagen hatte zu kochen und dann etwas vom Chinesen mitgebracht hatte. Während ich an einem kalten Garnelentoast knabberte, (reib es mir noch unter die Nase, Stewie) versuchte ich, Interesse an dem Film aufzubringen, den er sich gerade ansah (irgendetwas über einen liebesfähigen Roboter), langweilte mich aber bald und griff nach einer Zeitschrift. Als ich ziellos durch die Seiten blätterte, wurde ich immer niedergeschlagener, denn mein Körper war definitiv nicht bereit für einen Bikini – WAS BEDEUTET DAS ÜBERHAUPT, BIKINI-BEREIT –, ich kannte keine »zehn Methoden, meinen Mann zu beeindrucken« und hatte auch nicht genug vom Gelb dieser Saison in meiner Garderobe. Ich warf das Magazin zur Seite und bettete den Kopf an Stewies Schulter.

Ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden, flüsterte er mit leiser Stimme: »Du weißt, was ich mag, Baby.« Fischatem auf meinem Gesicht, während eine Hand über meinen Schenkel kroch.

Ich schloss die Augen und seufzte. Wirklich? Heute Abend? Jetzt?

»Hm«, brummte ich und legte einen Arm um ihn, um Zeit zu schinden.

Ich drückte ihn fest und hoffte, der Roboter auf dem Bildschirm würde ihn ablenken.

Er rückte näher heran. »Komm schon, Baby, es ist eine Ewigkeit her«, sagte er mit seinem Ostküsten-Akzent, bei dem seine Stimme am Ende höher wurde.

Ich riss den Arm weg. »Ich habe einfach …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was ich einfach hatte. Ich kann einfach nicht, war das, was ich dachte. Ich war einfach nicht in Stimmung. Ich konnte es einfach nicht ertragen. Ich hatte einfach … Stewie war allerdings eine Weile weg gewesen, zwölf Tage, um genau zu sein (das hatte er verkündet, als er an diesem Abend auf meiner Türschwelle erschienen war). Ich befeuchtete mir die Lippen, versuchte, mich aufzuraffen, innerlich darauf vorzubereiten. Ich konnte es schaffen. Es machte Spaß, war ein Spiel. Er liebte es.

Seine Hand kroch an meinem Schenkel hoch, er drehte sich zu mir und schnüffelte an meinem Hals wie ein aufgeregtes Ferkel. Ich ließ es zu, lag auf dem Sofa, versuchte, mich zu entspannen, versuchte, den Tag hinter mir zu lassen. Er zog an meinem Tanktop und entblößte eine Brust, auf die er sich voller Freude stürzte. Ich musste das hier tun, ich musste mir ins Gedächtnis rufen, warum Stewie gut für mich war. In letzter Zeit war ich so gemein zu ihm gewesen, und er hatte eigentlich gar nichts falsch gemacht. Es war meine Schuld, und niemand verdiente so etwas.

Also begann ich, mit einem Seufzen und geschlossenen Augen: »Goose, du toller Heeeeeengst.« Ich spürte, wie Stewies Hand sich erwartungsvoll verkrampfte, wie sein Mund über meiner Brustwarze erstarrte, und hielt kurz inne, bevor ich fortfuhr: »Schaff mich ins Bett, sonst …« Stewie fummelte am Gummiband meines Slips. Ich verstummte und schob seine Hand weg.

Er schaute zu mir auf. Er hatte einen Klecks Sojasauce im Mundwinkel.

Ich atmete langsam aus und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich kann nicht, ich bin mit dem Herzen nicht dabei«, erklärte ich.

»Aber du liebst dieses Zitat doch sonst immer«, antwortete Stewie, rümpfte die Nase und wirkte verloren. »Du kriegst Meg Ryans Akzent immer hundertprozent hin.«

»Hundertprozentig.«

»Hab ich doch gesagt.«

»Können wir heute Abend nicht einfach Sex haben, statt dieses ganzen …« Ich breitete die Arme weit aus, »… dieses ganzen Rollenspiels. Ich bin einfach nicht in Stimmung. Ich war den ganzen Tag lang eine Garnele, Stewie, EINE GARNELE. Ich habe genug Schauspielerei hinter mir.«

Ich zog mein Top wieder runter. Stewie rückte ein Stück von mir ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine schmalen Schultern und sein übergroßer Kopf ließen ihn wie ein wütendes »i« aussehen.

»Na schön, außerdem bin ich jetzt auch nicht mehr in Stimmung.«

Du bist nicht in Stimmung?

»Gut, na, dann sind wir ja quitt«, stellte ich fest, stand vom Sofa auf, zog meine Shorts zurecht und ging in die Küche. Dabei versuchte ich, einen Hauch von Würde zu bewahren.

Ich lehnte mich an die Theke und nahm zur Kenntnis, dass Stewie nebenan schmollend in meinen Zeitschriften auf dem Couchtisch stöberte, seine Unterlippe vorgeschoben, als hätte ich ihm seine Eisenbahn weggenommen. Ich wandte mich um und drehte den Wasserhahn auf, um so zu tun, als würde ich abwaschen, und ließ den Lappen zornig über einen Teller kreisen. Stewie hatte sich wieder aufs Sofa gesetzt und sah sich Wrestling an, sein mattbraunes Haar war gerade noch zu sehen. Ein weiterer Abend mit ihm lag vor mir. Konzentrier dich nicht auf die negativen Dinge, Iz. Warum musst du in Gedanken immer so eine gemeine Kuh sein? Denk an Stewies gute Eigenschaften. Zum Beispiel, dass er nett zu dir ist, dich nach deinem Beruf fragt, Interesse zeigt. Aber gegen all das rebellierte meine Unsicherheit: Wie war es so weit gekommen? War das wirklich alles?

Im Vereinigten Königreich, bevor ich den Schritt nach Amerika getan hatte, war es ganz gut gelaufen – ich hatte mit dem Verkauf von Staubsaugern und Schmuck morgens um drei Uhr Erfahrung bei Live-Kanälen gesammelt und ein paar Monate lang bei ITV West im Nachrichten- und Sportressort gearbeitet. Aber ich wollte den großen Durchbruch, und ich war ledig und brauchte ein Abenteuer. Mit wilden Hoffnungen hatte ich mich auf L. A. gestürzt, Hoffnungen auf Ruhm, Reichtum und einen gut aussehenden Einheimischen, der mein Herz im Sturm eroberte. Aber das Einzige, was ich tatsächlich gefunden hatte, war ein winziger Schuhkarton von einem Apartment in einem heruntergekommenen Stadtteil, eine Teilzeitbeziehung mit Stewie und den »vorübergehenden« Job als Reklamemädchen, während mein Demoband auf den Schreibtischen verschiedener Produzenten ignoriert wurde.

Ich hörte Stewie nebenan laut seufzen, betont unauffällig, und versuchte mich daran zu erinnern, was ich an ihm anfangs attraktiv gefunden hatte. Wir hatten uns auf einer Party in West Hollywood kennengelernt, als ich meinen besten Partytrick vorgeführt hatte (die Titelmelodie von Der Prinz von Bel Air rappen und dann ein Glas Sambuca herunterkippen, ohne die Hände zu benutzen). Er hatte total umwerfend und weltmännisch ausgesehen, wie er da neben einer Marmorsäule gestanden hatte, die schimmernden Lichtreflexe des Außenpools auf ihm. Er hatte mir einen Drink gebracht, mir erzählt, er sei in dieser Nacht hergeflogen und würde am nächsten Morgen wieder abfliegen. Ich war von seiner sexy Piloten-Nummer hingerissen gewesen (er hatte eine Jacke mit Streifen darauf angehabt – sehr Top Gun), und ich hatte außerdem mehr als den einen Sambuca getrunken. Irgendwie fand ich mich dann in einem Gästezimmer wieder, an ihn gedrückt, während er meinen Hals küsste und mir sagte, ich sei schön.

Seitdem hatten wir uns in den letzten acht Monaten immer mal wieder getroffen. Er flog Inlandflüge für Cheapee, eine Billigfluglinie, deshalb standen keine kostenlosen Transatlantikflüge auf dem Plan. Er mochte Videospiele, Wrestling und Wiederholungen von Airport. Wenn er mich küsste, hielt er gern mein Gesicht zwischen beiden Händen und sah mich an. Das fand ich ziemlich nervtötend. Er wurde nie laut oder wütend auf mich, weder sagte er gemeine Dinge noch verletzte er mich. Er war süß, er brachte mir frisch gepressten Orangensaft, weil er wusste, dass ich das mochte, er massierte mir die Füße, wenn ich sagte, dass sie wehtaten. In letzter Zeit war ich diejenige gewesen, die unfreundlich war. Manchmal hasste ich mich, wenn ich mich in einem Moment des Ärgers ertappte, und spürte, wie Schuldgefühle an mir nagten. Eine leise Stimme sagte mir, dass er es nicht verdiente, dass er nichts getan hatte, was meine miese Laune rechtfertigte.

Ich schluckte. Es lag an mir. Acht Stunden als Garnele können einen echt runterziehen. Ich musste versuchen, nicht anderen die Schuld daran zu geben. Stewie war hier, nicht wahr? Er meinte es gut mit mir, und er hatte sich so gefreut, mich nach zwölf Tagen wiederzusehen.

Ich setzte ein Lächeln auf und stellte mich an die Küchentür. Dann räusperte ich mich und schaute zum Sofa. »Schaff mich ins Bett, sonst wechsle ich das Revier.«

Sein Kopf fuhr herum.

Ich...