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Im Zeichen des himmlischen Bären

Federica Cesco

 

Verlag cbt Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641017071 , 241 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR


 

11 (S. 194-195)

Die Sonne stand schon hoch, als Susanoo sein erschöpftes Pferd zügelte und langsamer gehen ließ. Die Gegend, die sich von Tatsuda nach Süden aus dehnte, war dicht mit Schilf und Buschwerk bewachsen. Es war ein Sumpfgebiet, von unterirdischen Bächen durchzogen, die sich manch mal in trägen Wasserläufen vereinigten. Susanoo hatte seinen Hengst lange galoppieren lassen. Er wusste von der seltenen Fähigkeit der Ainu, rasch und aus dauernd wie Tiere zu laufen. Auf diese Weise musste Kubichi einen großen Vorsprung gewonnen haben.

Spuren hatte Susanoo um die Festung herum nicht bemerkt, doch sein Instinkt sagte ihm, dass sie in Richtung der Wälder geflohen war. Er führte Kuro-Uma an einen seich ten Wasser lauf, stieg ab, um das Tier zu tränken. Während der Hengst eine Weile verschnaufte, betrachtete Susanoo das Land um sich herum. Das Schilf raschelte im Wind. Die grelle Sonne hob jede einzelne Bewegung der Gräser und Halme hervor. ,

Wie in einem Ozean ragten, dunklen Klippen gleich, erloschene Vulkankegel auf, deren versteinerte Lavakuppen wie Kronen aus schwarzem Schaum glänzten. Kuro-Umas Flanken dampften. Susanoo pflückte eine Hand voll nasses Gras und rieb da mit das verschwitzte Fell unter dem Harnisch ab. Die Erfrischung beruhigte das Pferd, und gleich da rauf schwang sich Susanoo erneut in den Sattel, schnalzte mit der Zunge und ließ das Tier wie der aus greifen.

Die Sonne stieg höher, der Himmel war türkis blau, die Luft klar und kühl. Wind stöße fegten wie Wellen über das Schilf. Das Pferd trabte einen feuchten Hügel hang hinauf, als Susanoo plötzlich so heftig die Zügel anzog, dass Kuro- Uma vor Schmerz schnaubte. Der König von Izumo glitt aus dem Sattel und untersuchte aufmerksam den Boden. Zwischen den Grashalmen fand er, was er suchte: den kaum sichtbaren Abdruck eines Fußes mit leicht einwärts gekrümmten Zehen. Ein Lächeln huschte über Susanoos Gesicht. Die Spur war noch frisch. Das Ainu-Mäd chen musste vor nicht allzu lan ger Zeit hier vor bei ge kommen sein.

Susanoo ergriff die Zügel und stieg wie der in den Sattel. Er hoffte, Kubichi ein zu holen, bevor der Nachtfrost den Boden verhärtete und jede Spur verwischte. Es war ihm klar, dass er sein Leben aufs Spiel setzte: Je tiefer er in das Ainu-Gebiet vor drang, desto größer war die Ge fahr, von einem Speer oder einem vergifteten Pfeil getroffen zu werden. Er wusste auch, dass Kubichi bewaffnet war. Bald fand er eine neue Spur: Es waren nur ein paar geknickte Halme, eine kaum sichtbare Fährte, die sich durch das Schilf schlängelte. Susanoos Augen such ten aufmerksam den Boden ab. Das trockene Rohr raschelte, während er hin durch ritt, und schlug ihm ins Ge sicht. Dann tat sich vor ihm eine Lichtung auf. Er spürte, wie Kuro-Uma erbebte, und hielt so fort an. Der Hengst ließ nervös die Ohren spielen. Seine samt weichen Nüsternsogen die Luft ein.