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Den Teufel an die Wand - Roman

Claudia Keller

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641010355 , 343 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

22 (S. 225-227)

Heute, nur heute lass dich nicht fangen. So bist du hundert Mal entgangen.

Lisa Herrwinkel hatte die Adventszeit immer geliebt. Ebenso wie die Tätigkeiten im Frühling, wenn die Fensterkästen neu bepflanzt und die Gartenmöbel ins Freie getragen wurden, liebte sie es, das Haus weihnachtlich herauszuputzen. Adventskränze gab es gleich drei im Haus: einen (silber- weiß) in der Diele, einen (rot-grün) im Esszimmer und einen kleinen, über und über mit Zapfen und Beeren bestückt, in der Küche. Sobald man das Haus.

An den Hainbuchen betreten hatte, sollte man von einem Gefühl des Friedens und dem Duft frisch gebackener Plätzchen empfangen werden, und bei der Verabschiedung sollte sich jeder Gast eines der goldverschnürten Päckchen aussuchen dürfen, die in der Diele auf einem weihnachtlich geschmückten Tablett bereitlagen. Mathias Herrwinkel war die Dekorationslust seiner Frau stets auf die Nerven gegangen. »Lisas Dekowahn« hangelte sich an den kirchlichen Festen entlang, tobte an den Geburtstagen der Famili enmitglieder und steigerte sich zur Weihnachtszeit zu einem gigantischen Finale. Mathias hatte zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Schmücken des Hauses zu jenen Beschäftigungen gehörte, die Lisa sich nicht nehmen ließ, zumal, wie er verbittert feststellte, die Zeitabstände kürzer zu werden schienen.

Kaum dass der Tannenbaum entsorgt war, so saßen die ersten Osterhasen auf der Fensterbank, und kaum war Ostern überstanden, kam das Fest der Rhododendrenblüte (eine Erfindung Lisas, um die Gartensaison zu eröffnen), gefolgt von diversen Grillpartys, die ihn durch den Sommer begleiteten. Im Herbst gab es ein Erntedankfest, dem das Kartoffelfeuer folgte, und zu seinem Schrecken standen plötzlich ausgehöhlte Kürbisse mit Angst einflößenden Visagen auf den Fensterbänken herum, umgeben von allerlei Schnickschnack in den Farben Gelb und Orange. Ein neues Ritual war geboren: Halloween!

Er hatte sich in sein Arbeitszimmer geflüchtet und Lisa angedroht, auf der Stelle auszuziehen, wenn er dort eine einzige Dekoration vorfände, einschließlich Blattpflanzen und Familienfotos im Silberrahmen. In diesem unruhigen Jahr jedoch, in dem die Gefühle auf eine Weise durcheinander geraten waren, die Besorgnis erregend war, begrüßte er die vertrauten Rituale erstmalig als beruhigende Wohltat. Er schämte sich seiner Aussteigergedanken, die ihren Höhepunkt im Wunschdenken eines gemeinsamen Lebens mit Bergit Laustroem erreicht hatten. Das Schriftstellerpaar auf Lesereise.

Dichterischer Paarlauf … Wie gut, dass er niemandem von seinen Fantasien erzählt hatte. Auch in Richtung Evelyn dachte er mit unguten Gefühlen. Was sollte er mit dem jungen Ding, das sich die Liebesabenteuer mit jungen Künstlern von einem alten Lüstling finanzieren ließ? Denn darauf war es ja letztendlich hinausgelaufen. Auf eine erneute Einladung zur Weihnachtsvernissage »Christmas alternativ« hatte er entsprechend reagiert: »Ich bin Anhänger des traditionellen Weihnachtsfests, rechne also nicht mehr allzu oft mit meinem Beitrag.« Zufrieden hatte er den Brief in den Kasten geworfen. Erledigt!