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Muschelseide - Roman

Federica Cesco

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641012199 , 417 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR

  • Der Täuscher - Ein Lincoln-Rhyme-Thriller
    Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin
    Stille spricht - Wahres Sein berühren
    Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1
    Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2
    Der letzte Dandy - Roman
    Sexualmagie - Freisetzung und gezielte Anwendung der Kräfte des Eros
    Ruth - Erzählung
 

 

16. Kapitel (S. 160-162)

Ricardo fühlte sich nicht wohl. Herzrhythmusstörungen. Die Anfälle traten gelegentlich auf, waren harmlos, aber unangenehm. Er nahm sie leider als Vorwand, um nicht in den Country-Club zu gehen, und wurde dabei immer blasser und dicker. Da er krank aussah und unsicher auf den Beinen war, sagte ich ihm, er solle sich ausruhen. Er schluckte seine Tabletten und zog sich früh zurück. Als ich später mit Francesca zu Abend aß, hätte ich sie gern gefragt, ob sie etwas über die japanische Gedenksäule wusste. Vielleicht hätte ich Glück: Es gab Momente, in denen ihr die Worte glatt von der Zunge rollten, ohne dass sie sich sehr anzustrengen brauchte. Und wiederum andere, in denen sie nur ihre Arbeit im Kopf hatte und ein Gespräch mit ihr wenig Sinn hatte. Letzteres war gerade der Fall: Sie war übel gelaunt.

Sie fand die Suppe zu salzig, beklagte sich über den Rinderbraten – der tatsächlich zäh war – und rauchte, bis es auch mir den Appetit verdarb. Ich ließ sie beim Portwein allein. Am Morgen erschien Ricardo wie gewohnt zum Frühstück und ließ sich die Zeitung bringen. Francesca erkundigte sich schnodderig nach seinen Befinden. Er antwortete freundlich. »Danke, Francesca. Mir geht es wieder gut.« Sie beließ es dabei. Ihr Leben schien erfüllt zu sein, erfüllt von Dingen, von denen sie nicht sprach. Ich kannte sie wirklich nicht gut. Sie war eine Fremde, von weither gekommen. Manchmal genügte eine Kleinigkeit, ein falsches Wort, dass sie zornig wurde.

Zorn begriff ich, was mir an ihr nicht gefiel, war, dass sie die Menschen so leichtfertig kränkte. Doch war ich nicht einmal sicher, dass sie es bewusst darauf angelegt hatte. Offen bar machte ihr die Malerei zu schaffen. Ihre Knochen womöglich auch. Ich fragte Ricardo, ob er seine Tabletten genommen hatte. »Du solltest einen Spaziergang machen, so lange es noch kühl ist.« Er murmelte, dass er es sich überlegen wolle. Ich bewahrte meine Geduld, ein Nachklang aus der Zeit meiner Kindheit. Mein Vater war es gewohnt, dass man ihm gehorchte. Und wo blieb mein eigener Wille? Dass ich den Friedhof der Marine aufsuchen wollte, verschwieg ich ihm. Kazuo wartete vor dem Eingang seines Hotels. Ich hielt ein paar Schritte von ihm entfernt und beugte mich aus dem Fenster. »Schnell, ich darf hier eigentlich nicht halten!«

Ich fuhr rasch an, bog korrekt ab und reihte mich in den Verkehr ein. Es war halb acht, Fahrzeuge und Abgaswolken erfüllten den Platz. Vor den stinkenden Inselbussen standen die Menschen geduldig Schlange. Langmut und Disziplin war das britische Erbe Maltas. Überall, nur nicht auf der Fahrbahn. »Ich stelle fest«, sagte Kazuo, »dass es hier morgens genauso gefährlich ist wie abends.« »Wir sind eben ein mordlustiges Volk«, erwiderte ich fröhlich. »Ich werde dir mal unsere ›Experience-Keller‹ vorführen, Maltas Geschichte als Horrortrip. Die Belagerungen, die Gefängnisse, die Folter und die Hinrichtungen. Realistisch bemalte Leichen und Körbe voller abgehackter Köpfe, Hände und Füße. Alles akkurat aus Wachs nachgebildet. Die Touristen finden es toll.«