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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Bruno Jonas

 

Verlag Heyne, 2009

ISBN 9783641020101 , 257 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

  • Die Mittwochsbriefe - Roman
    Die Wuchtbrumme
    Das Zeitalter der Fünf 1 - Priester
    Das Zeitalter der Fünf 2 - Magier
    Das Zeitalter der Fünf 3 - Götter
    Verblendung - Roman
    Vergebung - Roman
    Verdammnis - Roman
  • Alles umsonst - Roman
    Sein letzter Fall - Roman

     

     

     

     

     

     

     

 

 

Indianer (S. 43-45)

Ich habe mich natürlich gefragt, woran es liegen könnte, dass ich keinen Lachimpuls verspüre. Ich habe überlegt. Dass ich möglicherweise eine schwere Kindheit gehabt habe, oder zu wenig Fernsehen, oder die Frau? Ich habe mir wirklich gedanken darüber gemacht, weil es mich selber interessiert hat, warum ich nicht lachen kann. Und auf einmal habe ich die Erklärung dafür gehabt. Es liegt daran, dass ich ein Indianer bin. Von der Mentalität her.

Da habe ich auch gestaunt, aber einen anderen grund kann es nicht geben. Oder haben Sie den Winnetou einmal lachen sehen? Das würde nicht zu ihm passen. Ein Indianer kann nicht lachen. Der weint auch nicht. Der zeigt keine gefühlsregung. Das weiß man ja, dass ein Indianer keine gefühle hat. Die gefühllosigkeit ist das Herzstück des indianischen Ideals. Haben Sie sich noch nie gefragt, warum der ideale Indianer keine gefühle zeigt?

Na, weil er in dem Moment die Beherrschung verlieren würde. Wer weint oder lacht, verliert die Beherrschung, verliert die Fas sung, gerät außer Kontrolle, und das kann er überhaupt nicht haben. Drum beherrscht er sich immer. Kontrolle ist alles beim Indianer. Weil er glaubt, wenn er die Kontrolle über sich verliert, zeigt er Schwäche. Und da hat er recht. Wer lacht, ist ja auch schwach, der lässt eine Reaktion zu, die ihn einen Moment aus der Fassung bringt. Das Zwerchfell zieht sich zusammen und schon ist ein Lacher entstanden! Wer lacht, zeigt Schwäche. Bei den Indianern ist das so. Ich habe mich kundig gemacht.

Der claude LéviStrauss, ein Menschenforscher, hat die Indianer in Südamerika besucht und einen indianischen Mythos über die Entstehung des Lachens gefunden. Für die Indianer entsteht das Lachen, weil der Weltenschöpfer, der Demiurg Nedamik, die Menschen einer Prüfung unterzieht. Er kitzelt sie. Und diejenigen, die lachen, werden in Landtiere verwandelt oder in Wassertiere. Die Landtiere werden die Beute des Jaguar und die Wassertiere können dem Jaguar entkommen, durch Flucht ins Wasser. Was heißt das? Wer lacht, muss schwimmen können, oder er gehört der Katz! Lachen ist in jedem Fall gefährlich und kann den Tod bedeuten.

Und diejenigen, die es schaffen, nicht zu lachen, die werden in Jaguare verwandelt. Also, sie erlangen gleich eine höhere Stufe des Daseins. Haben Vorteile. Sind schnell und schlau und dürfen jagen! Und diejenigen, die sich überhaupt nicht zwingen müssen, nicht zu lachen, weil diese Regung bei ihnen gar nicht angelegt ist, die werden zu Jägern des Jaguar. Höchste Stufe des Daseins! Also Indianer. Und da scheine ich dabei zu sein.

Aber ich bin ein ganz moderner Indianer, meine Prärie befindet sich in der Wirtschaft, drum bin ich ja Unternehmensberater geworden. Wie gesagt, es ist von Vorteil, wenn man sich nicht aus der Fassung bringen lässt. Und schon gar nicht von Kabarettisten, die nur versuchen, die Leute aus der Fassung zu bringen. Der auf unserem Fest war wirklich gut. Er hat alles probiert und alle Register gezogen. Und als er dann auf Ackermann gekommen ist, da war kein Halten mehr.