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Verlängert - 50 Jahre Lach- und Schießgesellschaft

Till Hofmann

 

Verlag Blessing, 2009

ISBN 9783641016968 , 288 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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19,99 EUR


 

Kein Unbekannter – Über Klaus Peter Schreiner (S. 171-172)


»Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele, denen das Leben ganz leise viel echter gelingt.«

Diese Lied-Strophe Konstantin Weckers könnte als Motto über der Lebensgeschichte des Klaus Peter Schreiner stehen. Schreiner hat zwar sein Leben lang für das Kabarett geschrieben und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen, dem großen Publikum aber ist er bis heute fast ein Unbekannter.

Das mag auf den ersten Blick, im Zeitalter der Comedians in den Werbepausen, nicht verwundern, auf den zweiten allerdings schon. Bedenkt man, dass Klaus Peter Schreiner, 1930 in der Pfalz geboren, von 1959 bis 1999 der Text- Haus- und Hauptlieferant der »Münchner Lach- und Schießgesellschaft« war, der gemeinsam mit Dieter Hildebrandt und Autoren vom Schlage eines Martin Morlock für eine Vielzahl von Erfolgsprogrammen verantwortlich zeichnete, kann man sich nur wundern, dass heute seine sporadischen Auftritte mit »Einmal Deutschland und zurück«, einer Text-Auslese quasi als Best-of-Programm, nicht mehr Beachtung finden.

Schreiners Manko und zugleich so etwas wie sein berufl iches Lebenstrauma: von Ausnahmen abgesehen stets der hinterm Vorhang, der im Dunkeln gewesen zu sein, dessen Soli andere zum Glänzen gebracht haben. Die Herking, der Havenstein, der Basedow, der Busse. Dieter Hildebrandt, ja, den kennt (fast) jeder, sein Gesicht ist den Fern-Sehern, dem Kabarett- und dem Lesepublikum vertraut, Schreiners Texte kennt zwar auch (fast) jeder Kabarettbegeisterte, nur das Gesicht dazu…

Nun ist es nicht so, dass Klaus Peter Schreiner darunter leidet, nicht permanent im Mittelpunkt gestanden zu sein – er hatte und hat seine Anerkennung, seinen Erfolg –, aber irgendwie nagt es schon, dass ein dummer Wink des Schicksals dazu führte, dass der bekennende Schwabinger sein berufl iches Dasein in der Dichterklause statt auf der Bühne zubringen musste. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen in Mainz 1950, teilt uns der Autor in seiner Geschichte der »Lach- und Schießgesellschaft« mit: »In diesem Sommerhalbjahr (…) ereignete sich für den Chemiestudenten Klaus Schreiner (…) Entscheidendes.

›Weißt du was‹, hatte ein Bekannter zu ihm gesagt, ›heute Abend gehen wir zum Hüsch.‹ ›Worüber spricht denn der?‹, wollte Klaus Schreiner wissen. (…) ›Mann, der hält doch keinen Vortrag!‹, sagte der Bekannte, ›der gibt einen kabarettistischen Abend!‹ (…) Schreiner war hingerissen, Hüsch sang seine Liedchen so, als fi elen sie ihm gerade erst ein. (…) Der Student Schreiner lag an diesem Abend schlaflos in seinem Bett. Konnte man das, was der Hüsch da machte, lernen? Sicher nicht. (…) Er konnte weder Klavier spielen noch komponieren, zudem haftete ihm der heimatliche Dialekt zäh an. Also musste er sich mehr aufs Literarische verlegen, beschloss er und ließ sein Chemiestudium von nun an etwas links liegen.«

Die »zehnte Muse« hatte Klaus Peter Schreiner in ihren Bann geschlagen. Er vertauschte die Stadt seiner Jugend, »ein Muster an Anstand und Tugend/und äußerst real«, mit München, fand erst Unterkunft im Lehel, dann im ersehnten Schwabing, wurde Gast in der »Kleinen Freiheit«, begegnete einem der Gro ßen, Erich Kästner, und wurde alsbald selbst Vortragender in der »Seerose«. Schreiner textete für und spielte mit beim Studentenkabarett »Die Seminarren« und später dann bei den »Namenlosen«, gemeinsam mit Dieter Hildebrandt, mit dem er auch das Studienfach Theaterwissenschaft teilte.