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Das Wissen der Leute - Bioethik, Alltag und Macht im Internet

Anne Waldschmidt, Anne Klein, Miguel Tamayo

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN 9783531913612 , 314 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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42,25 EUR


 

"8 Wissen–Macht–Alltag: Wissenssoziologische Anschlüsse (S. 166-167)

Zwischenergebnisse der bisherigen Untersuchung haben immer wieder auf die Bedeutung der Kategorie‚Wissen’ aufmerksam gemacht. So wurde in der Auseinandersetzung mit der Foucault’schen Diskurstheorie (Kap. 3) die enge Verbindung von Diskurs und Wissen deutlich. Diskurse stellen Wissensordnungen dar, sie repräsentieren Politiken des Wissens. Außerdem stießen wir bei der empirischen Analyse auf die zentrale Bedeutung von Wissen, beim Offenen Codieren konnten wir die auffällige Häufung unterschiedlicher Wissensbestände und die Anwendung verschiedener Wissensformen feststellen (Kap. 7).

Und nicht zuletzt ließ die diskurstheoretische Verortung des 1000 Fragen Forums als Ereignis im Interdiskurs zwei Aspekte aufscheinen, die für eine wissenssoziologische Akzentuierung der Studie sprechen: So stimuliert die thematische Vorgabe „Bioethik"" spezialdiskursiveBezüge,dasBesondereamDatenkorpusistaber,dassmanhier typischerweise auf alltagsbezogenes Wissen trifft.

Um die Spezifität des medial vermittelten, partizipativ angelegten und öffentlich inszenierten Diskursereignisses „1000 fragen.de"" herauszuarbeiten, bietet es sich also an, die weitere Untersuchung wissenssoziologisch zu fokussieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine interdiskursive, alltagsnahe Rahmung, wie sie das 1000 Fragen-Forum charakterisiert, geeignet ist, andere Wissensbestände und Wissensformen und damit ein anderes Wissen hervorzubringen als z.B. der Expertendiskurs. Um diese These zu überprüfen, ergeben sich folgende Fragestellungen: Wie wird über Bioethik im Alltag gesprochen? Welche Wissensformen treten auf?

Und: Wird in dieser öffentlichen Rede neues, überraschendes oder ungewöhnliches Wissen produziert? Bei der Suche nach Antworten haben wir feststellen müssen,dass ein an Foucault orientiertes, diskursanalytisches Vorgehen, das hauptsächlich darauf ausgerichtet ist, spezial diskursives Wissen zu erfassen, an Grenzen stößt. Möglicherweise sind aber die Beschränkungen nicht allein der Eigenart des untersuchten Gegenstandes geschuldet, sondern verweisen auch auf allgemeine Leerstellen der Diskursforschung. Auf der einen Seite haben sich Diskurstheorie und Analyse bislang nur ansatzweise mit Alltagswissen beschäftigt, und zwar offensichtlich deshalb, weil alltags weltliches Sprechen imengeren Sinne keine öffentliche Rede darstellt und somit nicht als bedeutungsvolle, d.h. auch mächtige und einflussreiche Diskursformation gilt. "