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Lust auf Sex

Anonymus

 

Verlag CARL STEPHENSON, 2016

ISBN 9783798607187 , 272 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,49 EUR


 

Serenade für Julio


Ein wunderbarer Tag liegt hinter uns. Doch zu meiner Überraschung und Enttäuschung ist Julio bereits in sein eigenes Hotelzimmer ein paar Türen neben meinem gegangen. Er hat sich verabschiedet wie ein Gentleman. Vielleicht wollte er nicht schon am ersten Tag den Eindruck eines Draufgängers erwecken. So hat er sich höflich zurückgezogen. Er hat nicht einmal einen kleinen Versuch unternommen, die Nacht über bei mir zu bleiben. Dabei hätte er nur zu fragen brauchen. (Es hätte nicht einmal irgendwelcher Überredungskünste bedurft.)

Irgendwie fühle ich mich euphorisch, überhaupt noch nicht müde. Ein milder Wind weht durch das offenstehende Fenster und streichelt mein Gesicht. Ich begebe mich ins Bad, um zu duschen. Nachher bemühe ich mich, ein Buch zu lesen. Doch ich bin viel zu sehr in meinen Träumen gefangen. Eine seltsame, unabweisbare Sehnsucht hat mich erfaßt. Da ich mich allein weiß, stehe ich auf und hake ganz ungezwungen den Gürtel auf, der um meine Taille gebunden ist. Ich öffne den Knoten, gleite aus den Ärmeln, streife den Frotteestoff über meine Schultern, so daß er zu meinen Füßen auf den Boden fällt. Ich trete aus dem Kreis, den der Mantel auf dem Teppich gebildet hat, nehme ihn auf und werfe ihn in einen der altmodischen Sessel. Dann lege ich mich versonnen auf das breite Bett zurück. Eine Weile bleibe ich so liegen, passiv und lediglich meinen Träumen nachhängend. Die verführerischen Bilder des Tages ziehen noch einmal an mir vorbei. Fast unbewußt ergreife ich den seitlichen Rand des Bikinihöschens, das vorn und hinten nicht mehr als ein schmales Dreieck ist, und ziehe es über mein Gesäß und meine Schenkel nach unten. Mit ein paar anmutigen Bewegungen schüttele ich das winzige Etwas über meine Beine, bis es über meine Füße hinweg auf den Boden segelt.

Ich liebe es, ganz nackt auf dem Bett zu liegen. Auch zu Hause verzichte ich nachts üblicherweise auf jedes Stückchen Textil auf meiner Haut. Schon immer habe ich das Gefühl der Freiheit genossen, das damit einhergeht. Nicht lange kann ich ruhig liegenbleiben: Bald wandert meine Hand hinab zwischen meine Beine, ich drücke ein wenig, dringe ein, ganz langsam und in Gedanken versunken, und beginne meine Klitoris zu streicheln. Ich hebe das linke Knie, und mein rechtes Bein, das eben noch parallel und dicht längs neben dem anderen lag, spreize ich weich zur Seite. Ich habe keine Hast, kein festes Ziel. Ich bin lediglich in Gedanken vertieft und lasse meine Hände auf Reisen gehen.

So habe ich Julio, der sein Zimmer verlassen hat, überhaupt nicht bemerkt. Auch er hat nicht in den Schlaf gefunden. Deshalb ist er herübergekommen, um mir noch etwas zu sagen. Ohne besonders leise zu sein, ist er über den Gang gelaufen und vor meine Tür getreten. Da er nicht weiß, ob ich schon schlafe, und um mich nicht unnötig aufzuwecken, hat er vorsichtig die Klinke meiner Zimmertür niedergedrückt. Das Bild, das sich seinen Augen bietet, nimmt ihm den Atem. Natürlich habe ich von alledem keine Ahnung. Er hat es mir später erzählt.

Mein Körper ist unter meinen Händen lebendig geworden. Ab und zu zuckt er wie ein nervöses Fohlen. Eine Hand habe ich hinab zwischen meine gespreizten Beine geführt, mit der anderen verwöhne ich sanft den Ansatz meiner Brüste. Ganz unbefangen, ohne jede Eile streichle ich die Innenseiten meiner Schenkel. Ich drehe ein paar Härchen um meinen Finger, dringe in die Furche ein, drehe mich unbewußt in Richtung der Tür. Von der Süße meiner Phantasie werde ich davongetragen. Ich finde auf den besonders sensiblen Punkt zurück, verweile auf der Schwellung, meine Hand vibriert wie eine Libelle mit schwingenden Flügeln. Ein stöhnender Laut entfährt meinen Lippen. Die Ruhe und Gelassenheit, mit der ich während der vergangenen Minuten meine Gefühle ausgekostet habe, beginnen zu weichen. Mein Körper spannt sich wie ein Bogen.

Die sinnliche Arbeit meiner Finger wird intensiver, heftiger. Der Mittelfinger meiner abgeknickten Hand taucht in meinen Schoß, kreist und tupft und massiert. Ich öffne meine Beine, so weit es geht, und strecke mich bis hinab zu den Fußspitzen. Von meinem Augenzeugen Julio habe ich immer noch keine Kenntnis. Vermutlich hat er noch nie gesehen, wie eine Frau tatsächlich, das heißt ohne Verstellung und nicht nur in dem schauspielerischen Gehabe eines Films oder auf Fotos, sich ihren eigenen Händen hingibt. Ich weiß nicht, wie das Geschehen ihn berührt. Ob er hingerissen oder eifersüchtig, eher fasziniert oder in seinem männlichen Stolz beleidigt ist.

Ein Knarren an der Tür unterbricht die Stille des Zimmers. Das Geräusch ist unüberhörbar und unterbricht für einen winzigen Augenblick den Zauber, der mich ergriffen hat. Trotz der Entrückung habe ich sowohl das Knarren wahrgenommen als auch Julio, der wie gebannt an der Tür verharrt. Obwohl ich völlig in lustvollen Phantasien versunken bin, habe ich, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde und unter meinen halbgeöffneten Lidern, den Eindringling entdeckt. Für einen kurzen Augenblick bin ich versucht zu ernüchtern. Ich stelle fest, wie Julio einer Statue gleich erstarrt. Der Gedanke, daß er ertappt sein könnte, schnürt ihm offensichtlich die Kehle zu. Dann aber scheint er zu glauben, daß ich so sehr in mein Spiel vertieft sein müßte, daß die Störung mich nicht beeinflußt hat. Wie sehr er sich irrt! Die Erkenntnis der Entdeckung stürzt mich zuerst in einen Abgrund der Irritation, in ein Chaos tiefster Verlegenheit. Doch merkwürdigerweise bin ich nicht nur erschreckt, sondern auch hingerissen, nicht nur gelähmt, sondern auch stimuliert: Genauso groß wie meine Scham ist plötzlich auch das exhibitionistische Vergnügen, mein Treiben unter dem Deckmantel der Ahnungslosigkeit vor seinen Augen fortzuführen. Genauso wie den Schock der Verlegenheit verspüre ich plötzlich auch die Macht und das Verlangen, erst recht und mit noch größerer Verruchtheit das Begehren meines Betrachters noch anzustacheln.

Ich reagiere, wie ich es nie vermutet hätte: Mit geschlossenen Augen und scheinbar bewahrter Arglosigkeit setze ich meine begonnene Reise unter geänderten Vorzeichen fort. Unter der Gewißheit des Gedankens, daß jede meiner intimsten Berührungen jetzt einen Zuschauer hat, werde ich erst recht davongetragen. Plötzlich erregt es mich, Julio als Zeugen an der Tür zu wissen. Ein buntes Gemisch von Provokation und Lust nimmt von mir Besitz. Ich wölbe meine Lenden zu einem Bogen, lege den Kopf zurück, spreize in besonderer Zügellosigkeit meine Schenkel. Mit meiner Fingerkuppe umkreise ich zärtlich die emporgerichteten Spitzen meiner Brüste, mit einem anderen Finger liebkose ich meinen Schoß. In der Vorstellung, daß ich meine vorhin noch einsam genossenen Wonnen plötzlich in Anwesenheit eines anderen fortsetze, erschauere ich selbst, und der Gedanke setzt meinen Körper in Flammen.

Meine Initiative, die Julio entzünden soll, entzündet mich selbst plötzlich so stark, daß ich ein weiteres Hinhalten, ein taktisches Verzögern nicht mehr ertrage. Jetzt, da ich ohnehin ertappt bin, verliere ich jede Scheu. Warum auch soll ich mich vor Julio, dem das Zusehen doch offensichtlich Freude bereitet, anders verhalten, als ich mich auch ohne die zufällige Entdeckung seiner Zeugenschaft verhalten hätte? Erklingt eine Serenade, die einen Zuhörer erreicht, nicht viel reicher und eindrucksvoller? Erstrahlt ein Gemälde in seiner ganzen Schönheit nicht erst in der Betrachtung eines Zuschauers? Finden Künstler und Redner und Sportler nicht erst durch eine Kulisse, durch Beifall, durch Resonanz zu ihren Höchstleistungen ? Erst im Geben und Nehmen, in der Gegenseitigkeit liegt das Geheimnis jeder Animation. Und darüber hinaus: Besteht nicht im Verbotenen oft erst der besondere Reiz? Ja, ich gestehe: Mit der ungewöhnlichen Situation finde ich mich nicht mehr nur ab. Ich spiele mit ihr, beziehe sie mit ein, nutze sie für meine Zwecke, werde von ihr mitgerissen. Ich beiße mir auf die Lippen. Mein Finger, der wie eine Libelle erzittert, wird forscher, taucht ein, kommt zurück, reibt und streichelt und findet den kundigen Rhythmus, der meinen ganzen Körper gefangennimmt. Als ich wieder eintauche, stoße ich unwillkürlich einen langen, wohltuenden Seufzer aus. Da ich vollkommen nackt auf dem Bett liege, kann ich meine Liebkosungen ungehindert auf meinen ganzen Körper erstrecken. Ohne von meinem Rhythmus abzurücken, streichele ich mit einer Hand meine Brüste, die unter der Heftigkeit wogen und noch fester geworden sind. Ich drehe meinen Kopf. Meine Haare liegen ausgebreitet auf dem Kissen. Von meiner eigenen Lust emporgehoben, vergesse ich einen Augenblick die Umgebung, die Wirklichkeit, sogar Julio. Oder doch nicht ganz? Dieses Mal ist es Absicht, daß ich mich in seine Richtung wende. Mit geschlossenen Lidern öffne ich weit meine Beine. Das Wissen, daß er mir zusieht und mein Begleiter ist, katapultiert mich in ein grenzenloses Verlangen, in den geradezu besessenen Drang, mich ohne weiteren Umweg dem Gipfel zu nähern. Meine Finger finden den Punkt, der meine empfindlichste Stelle ist. Ich reibe mit immer regelmäßigeren, tieferen Bewegungen über ihn hinweg, immer schneller und intensiver und druckvoller und so lange, bis das Gefühl heranbraust. Ich kann mich nicht mehr halten und bringe mit letzten, fahrigen Stößen die schon ausgelöste und aus meinem Becken heraufziehende Ekstase zum Bersten. Es ist, als ob die Welt hinter einen nebligen Vorhang zusammenstürzt.

In dem animalischen Gefühl der Wollust schwinden mir die Sinne. Ich bemerke noch, daß ich keuche. Ich bäume mich auf. Gegen den Ansturm bin ich machtlos. Wilde, heftige Kontraktionen überschütten meinen Leib. Wahrscheinlich liegt die Lust auf meinem...