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Ave Maria - Alex Cross 11 - - Thriller

James Patterson

 

Verlag Blanvalet, 2008

ISBN 9783894804060 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Geschichte der Wirtschaft
    Der Fluch des neuen Jahrtausends - Eine Bilanz
    Wer bin ich - und wenn ja wie viele? - Eine philosophische Reise
    Tokio - Roman
    In Liebe, Agnes - Roman
    Die Geisha - Roman
    Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Roman
    Die Schatten und der Regen - Roman
  • Der faule Henker - Ein Lincoln-Rhyme-Thriller
    Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen - Die Geschichte der Shirin-Gol

     

     

     

     

     

     

     

 

 

Erster Akt, erste Szene, dachte der Geschichtenerzähler und konnte den Schwindel erregenden Ansturm von Erwartung nicht unterdrücken. Die Wahrheit war, dass ganz gewöhnliche Menschen ständig perfekte Verbrechen und Morde begangen. Darüber hörte man aus dem schlichten Grund nichts, weil die Killer nie erwischt wurden.
Er selbstverständlich ebenfalls nicht. Das war die Grundvoraussetzung der Geschichte, die er erzählen wollte.
Was keineswegs bedeutete, dass der heutige Tag nicht nervenaufreibend war. Im Gegenteil, es war für ihn der intensivste Moment der letzten verrückten Jahre. Er war bereit, jemanden zu töten, einen völlig Fremden, und er hatte entschieden, dass New York City genau der richtige Ort für den ersten Mord sei.
Beinahe hätte der Mord vor der Toilette im Keller des Kaufhauses Bloomingdale's stattgefunden, aber dann hatte ihn bei diesem Ort ein ungutes Gefühl beschlichen.
Selbst um halb elf morgens waren dort zu viele Menschen.
Es herrschte zu viel Trubel, war aber nicht laut genug, um die nötige Ablenkung zu gewährleisten.
Außerdem missfiel ihm die Idee, auf die ihm nicht vertraute Lexington Avenue fliehen zu müssen, besonders hinunter in die U-Bahn-Tunnel, wo man Platzangst bekam. Wenn der Zeitpunkt richtig war, würde er das spüren und dementsprechend handeln.
Daher schlenderte der Geschichtenerzähler weiter. Plötzlich beschloss er, sich im Sutton Theatre an der East 57th, einem heruntergekommenen Kino, das offensichtlich schon bessere Tage gesehen hatte, einen Film anzuschauen.
Vielleicht war dies ein guter Ort für einen Mord? Ihm gefiel die Ironie, selbst wenn er der Einzige war, der diese sah. Ja, vielleicht könnte es hier großartig klappen, dachte er, als er sich in einen der kleinen Kinosäle setzte.
Dann schaute er sich mit sieben anderen Tarantino-Fans Kill Bill II an.
Welcher dieser nichts ahnenden Menschen sollte sein Opfer werden? Du? Du? Du, dort drüben? Der Geschichtenerzähler malte sich die Geschichte im Kopf genüsslich aus.
Da waren zwei Angeber mit identischen New-York-Yankee-Baseballmützen, selbstverständlich trugen sie diese mit dem Schirm nach hinten. Diese Nervensägen quatschten ununterbrochen während der unvermeidlichen unendlichen Reklamen und Vorschauen. Beide hatten den Tod verdient.
Aber ebenso das grauenvoll gekleidete ältere Paar, das überhaupt nicht miteinander sprach. Kein einziges Wort in den fünfzehn Minuten, ehe das Licht ausging. Die beiden zu töten wäre ein gutes Werk, beinahe ein Dienst für die Öffentlichkeit.
Eine zarte Frau, Anfang vierzig, zitterte ständig. Sie saß zwei Reihen vor dem scheintoten Paar. Sie schien - außer ihn - niemanden zu stören.
Dann war da noch ein hünenhafter Schwarzer, der die Füße auf die Reihe vor ihm gelegt hatte. Was für ein ungehobelter Mistkerl. Seine alte Highschool-Jacke war mindestens XXL.
Daneben saß ein schwarzbärtiger Filmbesessener, der Kill Bill wohl schon ein Dutzend Mal gesehen hatte und Quentin Tarantino natürlich anbetete.
Es stellte sich heraus, dass der bärtige Typ als Erster aufstand, gerade als der Film etwa zur Hälfte gelaufen war, gleich nachdem Uma Thurman lebendig begraben worden war. O Gott, wie konnte man bei der klassischen Szene rausgehen!
Pflichtschuldig folgte er ihm nur wenige Sekunden später. Hinaus ins schmuddelige Foyer, dann zur Herrentoilette, welche sich neben dem Theatre II befand.
Jetzt zitterte er tatsächlich. War es das? War das sein Moment? Sein erster Mord? Der Anfang dessen, wovon er seit Monaten träumte? Besser gesagt, seit Jahren.
Er war ziemlich auf Autopilot eingestellt und bemühte sich, über nichts anderes nachzudenken, als dass er die Sache hier durchziehen und danach ins Kino rein- und wieder rauskommen musste, ohne dass sich jemand sein Gesicht oder sonstige Details einprägte.
Der Bärtige stand am Urinal. Das sah doch gut aus! Außerdem konnte der Schuss im perfekten Rahmen und direkt mit künstlerischer Regie abgegeben werden.
Der Kerl trug ein zerknittertes schmutzig schwarzes T-Shirt, auf dem NYU FILM SCHOOL stand und dazu die Klappe als Logo. Er erinnerte ihn an eine Figur aus einem Comic von Daniel Clowes. Diese graphische Scheiße war derzeit total in.
»Und... Action!«, sagte er.
Dann schoss er den armen bärtigen Verlierer in den Hinterkopf und schaute zu, wie dieser wie ein schwerer Sack auf den Boden der Toilette fiel. Dann lag er da und rührte sich nicht mehr.
»He - was zum...? Was ist denn los? He?«, hörte der Geschichtenerzähler und wirbelte herum, als würde ihn in der Herrentoilette ein Publikum beobachten.
Zwei Typen vom Personal des Sutton Theatre waren hinter ihm hereingekommen. Wie standen seine Chancen jetzt? Wie viel hatten sie gesehen?
»Herzinfarkt«, rief er und bemühte sich, überzeugend zu klingen. »Der Mann ist über dem Urinal zusammengeklappt. Helft mir, ihn hochzuheben. Der arme Hund. Er blutet.«
Keine Panik, keine Gefühlsregung und schon gar keine Skrupel. Alles war jetzt reiner Instinkt. Richtig, falsch oder unentschieden.
Dann hob er die Waffe und erschoss die beiden Kinoleute, die mit großen Augen an der Tür standen. Er schoss noch einmal auf sie, als sie auf dem Boden lagen. Nur zur Sicherheit. Wie ein Profi.
Jetzt zitterten ihm die Beine tatsächlich wie Götterspeise, aber er bemühte sich, die Herrentoilette ganz ruhig zu verlassen.
Nachdem er das Sutton Theatre verlassen hatte, schlenderte er zu Fuß auf der 57th nach Osten. Draußen kam ihm alles total unrealistisch, wie aus einer anderen Welt vor, alles war so hell und freundlich.
Er hatte es durchgezogen. Gut, er hatte anstatt nur einen drei Menschen umgebracht. Seine ersten drei Morde. Es war nur eine Übung gewesen, aber er hatte es geschafft. Und - weißt du was? - er konnte es wieder tun.
»Übung macht den Meister«, flüsterte der Geschichtenerzähler leise, als er zu seinem Auto ging, seinem Fluchtauto, richtig? Herrgott, das war das schönste Gefühl seines Lebens. Das ließ sein bisheriges Leben allerdings in keinem besonderen Licht erscheinen, oder?
Doch von jetzt an, passt auf! Passt ja auf!
Für Mary, Mary, ganz im Gegenteil. Selbstverständlich war er der Einzige, der das kapierte. Bis jetzt zumindest.

Glaubst du, dass du eiskalt töten kannst, fragte er sich sehr oft nach den Morden in New York City.

Glaubst du, dass du damit jetzt aufhören kannst, nachdem du es angefangen hast? Glaubst du das?
Der Geschichtenerzähler wartete - beinahe fünf Monate quälte er sich, bis seine Zeit kam.