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Hard & Heart 4: Ein Macho fürs Mäuschen

Sara-Maria Lukas

 

Verlag Plaisir d'Amour Verlag, 2016

ISBN 9783864952685 , 115 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

2,99 EUR


 

Kapitel 1


 

„Mist!“ Wütend donnert Anna die Fäuste gegen das Lenkrad. Stau. Ausgerechnet heute. Was für ein Scheiß! Stöhnend legt sie den Kopf an die Nackenstütze und starrt gegen die hässlich beige Sonnenblende des unauffälligen Mittelklasse-Audi. Sie wird unpünktlich sein, und das ausgerechnet bei Pascal Engel, dem Geheimtipp, dem Superausbilder der besten Bodyguards Deutschlands, dem Ausbilder, dem man auf Knien danken darf, wenn man es nur auf die Warteliste schafft. Peinlich, oberpeinlich, scheiß-mist-superpeinlich.

Wenigstens muss sie keine Angst haben, aufzufliegen. Alles hat reibungslos geklappt. Christian wird erst Ende der Woche wiederkommen und das gebrauchte Auto fährt zuverlässig, obwohl der Händler einen ziemlich dubiosen Eindruck gemacht hat. Ihr Plan funktioniert.

Im Schritttempo geht es weiter. Ein Blick auf die Uhr lässt sie mit den Augen rollen. Das Handy surrt. Genervt tippt sie auf den Knopf der Freisprecheinrichtung. „Ja.“

„Hi Anna, ich bin’s, Caro!“

„Hi, was gibt‘s?“, seufzt Anna.

„Meine Güte, wie bist du denn drauf?“

Anna lacht. „Sorry, Carola, liebste Freundin. Ich steh im Stau und bin genervt. Hat nichts mit dir zu tun.“

„Na, da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Am Freitag hat Maria Geburtstag. Wir wollen sie mit einer Schampusparty überraschen. Bist du dabei?“

„Sorry, Caro, ich bin diese Woche auf Fortbildung und weiß nicht, wie lange es am Freitag geht. Kann sein, dass ich erst Samstag wieder in Berlin bin.“

„Och Mensch! Da ist dein Mann endlich mal verreist und du kannst trotzdem nicht. Wie blöd! Was für eine Fortbildung?“

„Ähm …“ Anna zieht die Stirn kraus. „Buchführung.“

„Oh je, du Arme. Warum musst du dir so einen trockenen Mist antun?“

Anna seufzt. „Weil Christian will, dass ich alle Bereiche der Firma kenne, bevor ich in der Firma Verantwortung übernehme.“

„Na, dann wünsche ich dir, dass wenigstens einige junge, gut gebaute Buchführungsspezis dabei sind, wenn dich dein Mann schon mal für eine ganze Woche allein aus dem Haus lässt. Passiert ja nicht allzu oft.“ Schrilles Kichern dringt aus dem Lautsprecher, und Anna verdreht die Augen.

„Danke. Vielleicht habe ich ja Glück“, antwortet sie gepresst. „Du, ich muss jetzt Schluss machen, fahre gerade zum Tanken raus. Ich melde mich am Wochenende, okay?“

„Okay, tschau Anna“, wieder kichern, „viel Spaß mit den Sexen, äh, Zahlen.“

Anna drückt das Gespräch weg. „Gott, wie dämlich. Gut, dass dieses Handy in ein paar Stunden für immer stirbt und du mich nicht mehr nerven kannst“, murmelt sie und wirft einen Blick auf das Navi. Die Baustelle ist nicht mehr weit. Mit viel Glück ist sie vielleicht doch noch pünktlich.

 

„Hier ist es.“ Aufatmend betätigt Anna den Blinker und biegt in die schmale, holprige Zufahrt ab. Das Navi hat sie brav zu dem einsam gelegenen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb geführt, in dem die Lehrgänge von Pascal Engel stattfinden.

Nachdem sie das Auto neben einigen anderen Wagen mit verschiedenen Kennzeichen geparkt hat und ausgestiegen ist, sieht sie sich gespannt um. Es ist wohltuend still. Nur sanftes Blätterrascheln von alten, urigen Bäumen und ein paar Vögel, die fröhlich ihr Lied zwitschern, sind zu hören. Anna atmet tief durch. Sie schafft das. Ja, sie hat ein gutes Gefühl.

Vor der Haustür reden zwei Personen miteinander, eine zierliche Frau mit einem langen, blonden Zopf am Hinterkopf und ein großer, schlanker, aber muskulöser Typ mit streichholzkurzen Haaren, der garantiert Pascal Engel ist. Anna kennt zwar nur Bilder von ihm, aber sein Gesicht ist so markant, dass eine Verwechslung kaum möglich ist.

Eilig läuft sie auf die beiden zu. „Guten Tag.“

Die Frau erwidert fröhlich lächelnd den Gruß, er nickt knapp und mustert sie ungeniert von Kopf bis Fuß. „Anna Moritz, nehme ich an?“

Anna strafft sich. Arroganter Affe. „Ja, tut mir leid, dass ich so spät bin, hab in einem blöden Stau gesteckt.“

„Ella Petersen, Pascal Engel“, stellt er die Frau und sich knapp vor, ohne auf ihre Entschuldigung einzugehen. Beide halten ihr die Hand hin und Anna drückt sie nacheinander.

Dann deutet er mit dem Kopf Richtung Scheune. „Die anderen warten schon.“

Mit großen Schritten marschiert er über den Hof und Anna läuft leicht angesäuert hinterher. Etwas mehr Höflichkeit könnte der Typ sich ja wohl abringen. Immerhin sind seine Lehrgänge nicht gerade die billigsten dieser Art.

Er öffnet eine kleine Seitentür und lässt Anna den Vortritt. Da, wo eigentlich Heu und Stroh lagern sollten, befindet sich ein großer Trainingsbereich mit Fitnessgeräten, Kampfmatten, Spinden, Stühlen und Regalen voller Waffen - oder sind das Attrappen? - und allem möglichen anderen Equipment für Personenschützer.

In der Mitte des Raumes stehen junge Leute in einer losen Gruppe zusammen und unterhalten sich. Alle tragen Trainingsklamotten und Anna kommt sich in ihrem Bürooutfit selten dämlich vor. Sie stockt. „Ich denke, ich ziehe mich schnell um“, murmelt sie und will Richtung Ausgang umkehren, doch Pascal Engel hält sie am Arm zurück. „Nachher.“

Die anderen Lehrgangsteilnehmer drehen sich ihnen zu und Anna kommt sich noch bescheuerter vor. Kann der Typ sie vielleicht mal loslassen?

Ungerührt geht er weiter, und sie müsste schon die Füße in den Boden stemmen, um sich loszureißen. Das tut sie natürlich nicht, wäre ja noch peinlicher vor der ganzen Gruppe. Sie sieht nur zwei Frauen. Alle anderen sind Männer, und alle tragen diesen typischen selbstzufriedenen, arroganten Macho-Ausdruck in ihren Gesichtern spazieren. Wie ätzend.

Ganz ruhig, beschwört sie sich innerlich, sie will hier vier Wochen lang etwas lernen, danach können diese beknackten Typen sie mal kreuzweise. Also, jetzt keinen Ärger anfangen, sondern hübsch gelassen bleiben.

Pascal lässt sie los und tritt einen Schritt zur Seite, der Blick auf die anderen Teilnehmer ist vollständig frei und … sie erkennt ihn sofort. Auch seine Augenbrauen zucken reflexartig hoch.

Anna erstarrt zur Salzsäule. In ihren Ohren rauscht es und vor ihren Augen flimmert es. Dieses Gesicht wollte sie niemals in ihrem Leben wiedersehen.

„Hey Anna! Das ist ja eine Überraschung!“

Sie presst die Hände zu Fäusten zusammen, atmet tief durch und zwingt sich zu einem halbwegs normalen „Hallo“.

Pascal guckt irritiert von ihr zu Max, der deutlich erstaunt, aber lächelnd, seinen Blick über ihren Körper gleiten lässt.

„Wir sind zusammen zur Schule gegangen“, erklärt er Pascal und wendet sich wieder ihr zu. „Mensch Anna, wie schön, dich zu treffen. Ich habe oft an dich gedacht und mich gefragt, was aus dir geworden ist.“

„Ich nicht“, erwidert sie trocken und Max runzelt die Stirn. Er kommt allerdings nicht dazu, das Gespräch fortzusetzen, denn Pascal hebt eine Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sofort sind alle still und er beginnt seine Einführungsrede.

 

Max fährt sich durch die Haare. Es ist nicht zu fassen, Anna, seine erste und einzige große Liebe, ausgerechnet hier wiederzutreffen. Wie oft hat er darüber nachgegrübelt, warum sie damals so plötzlich und ohne jeden Abschiedsgruß verschwunden ist, und nun steht sie vor ihm. Leibhaftig, unversehrt, in voller Größe und noch schöner als damals.

Während er mit halber Konzentration Pascal Engels Ausführungen lauscht, mustert er die Liebe seines Lebens. Nie hat er sie vergessen, keine Frau nach ihr weckte die Gefühle in ihm, die sie geweckt und dann so böse enttäuscht hat. Vielleicht empfand er nur so intensiv, weil er jung und naiv war, vielleicht war sie aber wirklich die Eine, die einzige Eine, die, die einem nur ein Mal im Leben begegnet, DIE eine große Liebe.

Fuck! Er kann sich gerade noch ein Kopfschütteln verkneifen. Große Liebe, so ein Quatsch. Inzwischen ist er erwachsen und weiß, wie das Leben und die Frauen funktionieren. Entschlossen verschränkt er die Arme vor der Brust. Verdammt, Anna, du wirst mir diese Woche sagen, warum du mich damals so verarscht hast, beschließt er grimmig. Das ist sie ihm schuldig, und er wird sie nicht in Ruhe lassen, bevor sie nicht redet.

Sie sieht immer noch … einfach wow aus. Die langen, leicht gewellten, dunkelblonden Haare mit helleren Strähnen wirken wie eine ungebändigte Mähne und ihr Körper ist genauso schlank und sportlich wie damals. Die braunen Augen in dem zierlichen ovalen Gesicht strahlen immer noch Wärme aus, aber sie presst die schön geschwungenen Lippen fest aufeinander und zieht die akkurat gezupften Augenbrauen leicht zusammen. Dadurch wirkt sie arrogant, verbissen, vielleicht sogar verbittert. Und die kaum sichtbaren Falten an den Augen und den Mundwinkeln sind keine Lachfalten, so viel ist mal sicher.

Sie würdigt ihn keines Blickes. Lächerlich. Was bildet sie sich eigentlich ein? Als hätte er ihr etwas getan und nicht umgekehrt.

„Der Einfachheit halber duzen wir uns während des Lehrganges“, sagt Pascal, nachdem er kurz seinen Werdegang und die Ziele der Ausbildung erläutert hat. Dann erklärt er in kurzen, knappen Sätzen den Ablauf der einzelnen Wochen. Als er fertig ist, blickt er reihum in die Gesichter. „Noch Fragen?“

„Haben wir am Wochenende vollständig...