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Die Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland - Demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen seit der Wende

Insa Cassens, Marc Luy, Rembrandt Scholz

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN 9783531918327 , 362 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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42,25 EUR


 

Trend der Mortalitätsdifferenzen zwischen Ost und West unter Berücksichtigung der vermeidbaren Sterblichkeit (S. 124-125)

Eva Kibele, Rembrandt Scholz

1. Einleitung

Der vorliegende Beitrag untersucht die Entwicklung der Mortalität in den beiden deutschen Staaten. Die Qualität eines Gesundheitssystems wird durch verschiedene Indikatoren gemessen, einer davon ist die Mortalität. Da Mortalität gut messbar ist, ist die Mortalitätsforschung das Forschungsgebiet, mit dem die Auswirkungen unterschiedlicher Gesundheitssysteme objektiv sind. Mit Hilfe der Klassifizierung nach ’Vermeidbaren Sterbefällen’ kann Mortalität dabei in Zusammenhang mit den Gesundheitssystemen gebracht werden (vgl. z.B. Nolte et al. 2004). Die Unterschiede zwischen Ost und West bei der Lebenserwartung sind mehrfach bearbeitet worden, für einen Überblick nach Todesursachen, Regionen und sozioökonomischen Merkmalen wird auf Luy (2004, 2006) verwiesen.

Die beiden unterschiedlichen politischen Systeme in Deutschland – in der DDR und der Bundesrepublik – brachten auch unterschiedliche Gesundheitssysteme mit sich. Die DDR verfolgte stärker den Grundsatz ’Vorbeugen ist besser als Heilen’. Angesichts der besseren Ausstattung mit finanziellen Mitteln konzentrierte die Bundesrepublik sich hingegen mehr auf die Behandlung von Krankheiten (Elkeles et al., 1991) und auf die Forschung, insbesondere in der Medizintechnik und der Pharmazeutischen Industrie. Die Rahmenbedingungen ärztlicher Leistungserbringung waren in Ost und West sehr unterschiedlich.

Deutlich wurde dies insbesondere bei der Ausstattung der Praxen und Krankenhäuser, den Anreizsystemen zur Erbringung ärztlicher Leistungen, dem Finanzierungsvolumen und den medizin-technologischen Möglichkeiten im Gesundheitssystem. Die Orientierung des Gesundheitssystems in Westdeutschland lag auf der Leistungserbringung mit der Vergütung der Leistungen. Beides lag im Interesse von Ärzten und Patienten. Dass die ökonomischen Ressourcen im Osten begrenzt waren, wirkte sich dabei vor allem bei Menschen im höheren Alter aus. Die Mangelsituation in Ostdeutschland konnte sehr schnell nach der Wende überwunden werden - durch veränderte Finanzierungsprinzipien mit Übernahme westdeutscher Anreizsysteme und der damit verbundenen besseren Ausstattungen.

Ab Mitte der Neunzigerjahre wurde das gesamtdeutsche Gesundheitssystem umstrukturiert. Die maximale Leistungserbringung ist seither in beiden Teilen Deutschlands nach oben hin begrenzt. Im Folgenden werden zuerst die verwendeten Daten und Methoden dargestellt und das Konzept der ’Vermeidbaren Sterblichkeit’ beschrieben. Anschließend wird die Mortalitätssituation in Ost- und Westdeutschland an Hand der Lebenserwartung bei Geburt und der altersspezifischen Ost-West-Mortalitätsquotienten analysiert. Es folgt eine todesursachenspezifische Betrachtung der Sterblichkeit zur Beurteilung der Ost-West-Differenzen nach der vermeidbaren Sterblichkeit. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert.

2. Daten und Methoden

Die Daten zur Bevölkerung und zu den Sterbefällen stammen aus der Human Mortality Database (HMD, www.mortality.org). Die HMD berücksichtigt für den Zeitraum bis 2000 die Daten der alten und neuen Bundesländer, wobei Berlin in West und Ost aufgespaltet ist. Ab dem Jahr 2001, nach der Verwaltungsreform innerhalb von Berlin, werden zur Trennung nach Ost und West die Bevölkerungsdaten und Gestorbenen zusätzlich nach dem Melderegister in Berlin aufgespalten. Weiterhin wird eine Korrektur der Bevölkerungsdaten in West für die Alter über 90 Jahre durchgeführt (Scholz und Jdanov, 2007)