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Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!

Lauren Blakely

 

Verlag MIRA Taschenbuch, 2018

ISBN 9783955767082 , 304 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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8,99 EUR


 

1. Kapitel

Es wird behauptet, Männer würden 99,99 Prozent ihrer Zeit damit verbringen, an Sex zu denken. Ich habe nicht vor, dem zu widersprechen.

Warum sollte ich? Das trifft es wahrscheinlich ziemlich genau, besonders wenn man bedenkt, dass die verbleibenden 0,01 Prozent der männlichen Geisteskraft dazu benötigt werden, unermüdlich nach der Fernbedienung zu suchen.

In meinem Fall jedoch – ich nehme an, das trägt zu meiner Entlastung bei – ist Sex Teil meines Jobs.

Ebenso, wie es dazugehört, nett zu plaudern und Autogramme zu geben. Also, hier bin ich bei An Open Book, einer coolen Buchhandlung an der Upper West Side. Als dieser Unterschriften-Rummel vor ein paar Stunden anfing, standen eine Menge Fans vor der Tür Schlange. Inzwischen ist das Event, das mein Management organisiert hat, fast vorbei. Es warten nur noch wenige Leute. Das schöne Geschlecht war mit fünfundfünfzig zu fünfundvierzig Prozent in der Überzahl, worüber ich mich auf keinen Fall beklagen werde. Ganz besonders nicht, weil bis vor einigen Jahren die meisten meiner Fans sonderbare Typen waren.

Manche sind es nach wie vor. Wie dieser Kerl.

»Das ist meine Lieblingsfolge«, erklärt der Teenager mit den wirren Haaren schrill und deutet auf eine Zeichnung, die zeigt, wie Mister Orgasmus ein Dutzend vollbusiger Schönheiten von einer einsamen Insel rettet, wo sie viel zu lange auf Sex verzichten mussten. Das Ende? Nur ein Held im Umhang aus einem Cartoon konnte ihre Lustzentren, die fast vollkommen abgestorben waren, wieder zu neuem Leben erwecken.

Mich schaudert bei der Vorstellung, was diese Frauen durchgemacht haben müssen, bevor der Held eintraf und sie erlöste.

»Absolut. Die Folge rockt«, sage ich, schenke dem Knaben ein kurzes Grinsen und nicke bedeutungsvoll. »Mister Orgasmus hat den Ladies einen großen Dienst erwiesen, nicht wahr?«

»Ja«, erwidert der Typ mit weit aufgerissenen Augen und ernstem Blick. »Er hat ihnen so sehr geholfen.«

Es ist ein bisschen verrückt, weil er wahrscheinlich erst sechzehn ist und ich mich im Stillen frage, wieso, verdammt noch mal, siehst du dir meine schlüpfrige TV-Serie an? Andererseits verstehe ich es. Als ich in seinem Alter war, hatte ich auch keine Ahnung von Mädchen. Was möglicherweise erklärt, warum ich anfing, die Abenteuer des Mister Orgasmus zu zeichnen. Ursprünglich war es ein Online-Cartoon, nun ist es eine Sensation im Spätprogramm des Fernsehens, wo die oben erwähnte gute Tat des Titelhelden gezeigt wurde.

Wie auch immer, das war zweifellos eine beliebte Episode und einer der Gründe, aus denen mein Management einige meiner alten Strips zu dieser Graphic Novel Ihres sehr ergebenen Nick Hammer zusammenfasste. Sonderedition mit allem, was dazugehört, wie der geprägte Goldstempel auf dem Cover verrät.

»Können Sie reinschreiben für Ray?«, fragt er mich, und ich hebe den schwarzen Filzstift. In diesem Moment bemerke ich aus dem Augenwinkel ein goldenes Aufblitzen und eine Hand, die sich in eine Tasche schiebt.

Oh verdammt.

Ich glaube, ich weiß, was die Frau gerade getan hat, die in der Reihe direkt hinter Ray steht.

Ich beende die Signatur und reiche ihm sein Buch zurück. »Zieh los und schenke ihnen Vergnügen, Ray«, gebe ich ihm wie ein Mantra mit auf den Weg. Ich stoße mit meiner Faust gegen seine, und er starrt für einen Moment seine Hand an, als wäre sie von einem Meister gesegnet worden.

Und so ist es ja auch.

»Sie haben mein Wort, ich werde ein Spender der Lust sein«, zitiert Ray feierlich einen von Mister Orgasmus’ berühmten Aussprüchen, während er das Buch an sich drückt.

Mann, eines Tages wird der Knabe die Frauen um den Verstand bringen. Er hat ein Ziel im Leben. Doch jetzt noch nicht. Denn, du weißt schon, er ist sechzehn.

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf die nächste Person in der Reihe, allein die Größe der Brüste, die mir offenherzig dargeboten werden, lässt mich fast erblinden. Was ich da sehe, reicht aus, um einen Mann vollständig in Trance zu versetzen, sodass er mit glasigen Augen und jenem dümmlichen Blick dasitzt, den nur das Auftauchen von Brüsten bei einem Kerl verursachen kann. Ich bin nicht immun dagegen, denn … Brüste.

Sie sind einer meiner liebsten Spielplätze.

Ich habe jedoch intensiv trainiert, diese Reaktion zu unterdrücken. Der Kontakt mit Menschen gehört zu meinem Job, deshalb kann ich nicht mit offenem Mund herumlaufen und auf Brüste starren. Diese Frau wird meine Beherrschung ernsthaft auf die Probe stellen. Sie trägt ein weißes T-Shirt mit rundem Ausschnitt. Das ist Kryptonit für die meisten Männer.

Sie beugt sich vor, um sicherzugehen, dass ich gute Sicht habe. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und hoffe, Serena kommt bald von einem ihrer häufigen Ausflüge auf die Toilette zurück. Sie ist die sehr schwangere, penetrant lächelnde, aber ach so clevere PR-Frau, die für meine Serie bei Comedy Nation arbeitet. Serena ist Profi darin, mir die übereifrigen Ladies vom Leib zu halten.

Nicht, dass ich mich beschweren will. Es stört mich nicht, dass einige Zuschauerinnen der Serie bei Veranstaltungen wie dieser besonders großes Interesse zeigen. Das ist in Ordnung. Aber ich habe das Gefühl, diese da will nicht nur spielen.

»Hallo«, sage ich und lächle die Wasserstoffblondine an. Kommunizieren. Freundlich sein. Das gehört zum Job. Ich bin das Gesicht der erfolgreichen TV-Serie, die auf dem Dreiundzwanzig-Uhr-Sendeplatz alle verdammten Zuschauerrekorde bricht – und außerdem noch die der Sendungen, die vorher laufen. Das macht den Leiter des Senders verrückt vor Freude und treibt ihn gleichzeitig in den Wahnsinn, aber das ist ein anderes Thema.

Die Frau legt sich eine Hand an die Brust, eine traditionelle Methode, um Männer in Trance zu versetzen. Ich zeige mich unbeeindruckt.

»Ich bin Samantha, und ich liebe Ihre Sendung«, säuselt sie. »Vergangene Woche habe ich in der Men’s Health Ihr Porträt gesehen. Ich war so beeindruckt von der Hingabe, die Sie der Kunst schenken, aber auch von Ihrem Körper.«

Weil es Men’s Health war, zeigte das Porträt ein Foto von mir beim Work-out.

Dann – sie geht nicht gerade subtil vor – lässt sie den Blick ihrer grauen Augen über meine von Tattoos bedeckten Arme und über meine Brust schweifen. Um nicht um den heißen Brei herumzureden: Sie vögelt mich praktisch mitten in der Buchhandlung mit den Augen.

»Hingabe ist mein zweiter Vorname«, erkläre ich lächelnd und schiebe meine Brille höher auf die Nase. Die Frau macht mich scharf, und zwar nicht mit ihrem großen Dekolleté, sondern eher mit dem, was sie ein paar Minuten zuvor beim Schlangestehen in ihre Tasche getan hat.

Nun beugt sie sich noch weiter vor und schiebt mir auf dem Tisch das Buch hin. »Sie können direkt hier unterschreiben, wenn Sie wollen«, flüstert Samantha und streicht mit einem Finger über ihren Brustansatz.

Hastig greife ich nach dem Buch. »Vielen Dank, doch erfahrungsgemäß ist die erste Seite ein ebenso geeigneter Platz.«

»Sie sollten Ihre Telefonnummer hinzufügen«, sagt sie, während ich mit Nick Hammer unterschreibe und ihr das Buch zurückgebe.

»Es klingt komisch, aber ich kann meine Nummer nicht auswendig«, erkläre ich mit einem lässigen Schulterzucken. »Wer erinnert sich heutzutage schon an Telefonnummern? Kennen Sie Ihre eigene?«

Wo ist Serena, verdammt noch mal? Ich hoffe, sie hat das Kind nicht auf der Damentoilette bekommen.

Samantha kichert und streicht mit einem langen rosafarbenen Fingernagel über meine Unterschrift. »Hammer«, sagt sie neckisch und lässt das Wort genüsslich auf ihrer Zunge zergehen. »Ist das Ihr richtiger Name, oder ist es eine Art Kosename für …«

Nein, nein, nein.

Schluss jetzt!

Das mache ich nicht mit. Auf keinen Fall spiele ich das Anzügliche-Anspielungen-Duell, zu dem mein Nachname verlockt, nicht mit Samantha, die gerade Anstalten macht, mit ihren scharfen Fingernägeln meinen Arm entlangzukratzen.

»Oh, entschuldigen Sie. Ist Ihnen etwas hinuntergefallen?«

Ich straffe meine Schultern, als ich eine vertraute Stimme höre – trockener Humor, gepaart mit reiner Unschuld.

Die Blondine zuckt zusammen. »Nein«, faucht sie die Fragestellerin an. »Ich habe nichts fallen lassen.«

»Sind Sie sicher?« Der Tonfall klingt höchst besorgt.

Ich kann nichts gegen das Grinsen tun, das sich unaufhaltsam auf meinem Gesicht ausbreitet, denn ich weiß sehr genau, dass die Frau, zu der die Stimme gehört, etwas Heimtückisches im Schilde führt.

Harper Holiday.

Rote Haare. Blaue Augen. Das Gesicht eines süßen, sexy Engels, der Körper einer supercoolen, kampferprobten Ninja-Prinzessin und ein Mund geübt darin, sarkastische Sprüche in perfekter Tonlage loszulassen. Mit ihr würde ich mich, ohne zu zögern, mit anzüglichen Synonymen, anzüglichen Antonymen duellieren … oder einfach alles irgendwie Anzügliche spielen.

Harper tritt von hinten neben die Blondine und öffnet deren Hand. »Ich bin ziemlich sicher, das hier ist Ihr Ehering«, sagt sie mit einem besorgten Ausdruck in den strahlend blauen Augen, während sie der sexhungrigen Blondine einen goldenen Ring zwischen zwei Fingern hinhält.

»Der gehört nicht mir«, behauptet die Frau abwehrend, und plötzlich ist der süße, flirtende Ton aus ihrer Stimme verschwunden.

Harper schlägt sich...