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Medizintechnik - Life Science Engineering

Erich Wintermantel, Suk-Woo Ha

 

Verlag Springer-Verlag, 2009

ISBN 9783540939368 , 2581 Seiten

5. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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179,99 EUR


 

Interdisziplinarität, Top-Down und Bottom-Up, Schiefe Schlachtordnung, Förderprogramme (S. 15-16)

Interdisziplinarität ist am Anfang wenig mehr als konsequente Disziplinarität plus Kommunikation. Am Ende können jedoch grosse Gewinne stehen (Abb. 2). Die Interdisziplinarität wird oft als besonders „nützlich“ oder „modern“ oder „zukunftsfähig“ apostrophiert. Damit meint man die Ergebnisse interdisziplinären Tuns. Oft hört man: „An den Schnittstellen lassen sich die grössten Gewinne einfahren“. Wer eine solide Ausbildung und Erfahrung in einem später benötigten Teilgebiet der Medizintechnik hat, z. B. in der klinischen Medizin, im Maschinenbau, oder im Marketing und Vertrieb, kann sich komplementäres Wissen und Können aneignen und den Wissensverbund nun nutzbringend einsetzen.

Dafür benötigt er aber eine (fachliche) Muttersprache und einige (fachliche) Fremdsprachen. Sprachlose scheitern und gehen in andere Gebiete. Ausser dem Sprachlosen hat die Medizintechnik allerdings Jedem etwas zu bieten: die Vielfalt der vertretenen Fächer und Disziplinen bieten nahezu jedem Individuum Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeit und Freude. Es ist wichtig, in einer klassischen Disziplin, einem Fach, einer Studienrichtung, einem Handwerksberuf etc., die sich in der Medizintechnik abbildet, mit tiefer Gründung ausgebildet worden zu sein.

Monodisziplinäre Ausbildung ist für den interdisziplinären Beruf unabdingbar.
Wenig sinnvoll ist, allein wegen der allgemeinen, gelegentlich hörbaren populistischen Umgebungstöne zum Nutzen der Interdisziplinarität, sofort interdisziplinär einsteigen zu wollen, z. B. bereits auf Schulebene. Tut man dies, so fehlen später die soliden Grundlagen wenigstens eines Teilgebietes der Medizintechnik, die immer gebraucht werden. Damit ist keinesfalls gemeint, dass man z. B. Schnupperangebote von Hochschulen für Schüler, die die Medizintechnik als interdisziplinäre Plattform vorstellen (z. B. im Rahmen einer „Schüler-Universität“) nicht wahrnehmen soll. Man soll, als Schüler, dieses Angebot unbedingt nutzen, um früh seinen Horizont zu erweitern aber man soll die Annahme vermeiden, man könne danach sofort ein Implantat oder ein brauchbares Gerät entwickeln. Erst der Schweiss dann der Preis.

Interdisziplinarität ist eine Schnittmenge, die ihre Wirkung aus den die Schnittmenge bildenden Disziplinen bezieht. Die Schnittmenge ist immer ein Resultat, keine eigene Anstrengung. Ohne Disziplinarität keine Interdisziplinarität. Man strengt sich disziplinär und kooperativ an, man sät, um interdisziplinär zu ernten. Man muss offene Ohren, einen offenen Sinn und echtes Interesse für und an wenigstens einer Nachbardisziplin haben, um sich zu entfalten. Der Maschinenbauer sollte sich z. B. für die Biologie begeistern lassen, oder der Chemiker für die Fertigungstechnologien, oder der Physiker für die Physiologie etc. Monodisziplinarität ohne katalytisches Interesse und Sprachfähigkeit bleibt für sich allein und ist für die Medizintechnik nur insofern von Nutzen, dass sie abgerufen wird, im Sinne einer Zuarbeit. Man wird, als monodisziplinärer Partner, dann im Sinne eines Auftrags angefragt und abgefragt, kann lediglich zuarbeiten. Gestalten kann man als der Monodisziplinarität exklusiv Verpflichteter wenig. Solisten bleiben isoliert. Das Orchester bleibt ihnen verwehrt.