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Wie verführt man einen Engel?

Heidi Rice

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783942031639 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

„Ich sage dir, lass die Finger davon! Was ist, wenn er dich erwischt und die Polizei benachrichtigt?“

„Niemand wird mich erwischen.“ Daisy musterte skeptisch die übertrieben hohe Gartenmauer des Nachbarn und wandte sich dann wieder an ihre Freundin. „In dem Outfit bin ich so gut wie unsichtbar.“

In den Baggy Pants, dem Polohemd und den Schnürstiefeln kam sie sich vor wie Prinzessin Lillifee im Tarnanzug. Nichts davon stammte aus ihrem Kleiderschrank, sie hatte die Sachen ausgeliehen, von ihrer Freundin Jacie und deren vierzehnjährigem Sohn Benny, die so wie sie selbst in dem Apartmenthaus nebenan wohnten. Die Hose war zu weit, das Top zu eng und die Doc Martens zwei Größen zu klein, aber zumindest war alles in Schwarz – die ideale Farbe, wenn man im Dunkeln nicht entdeckt werden möchte.

Normalerweise war Daisy nicht zu übersehen. Was sie und ihre unkonventionelle Mutter Lily Dean gemeinsam hatten, waren eigenwillige Kleidung und ein untrügliches Gespür für Mode. Daisy wusste, was in war und zog sich entsprechend an, da sie keinen Grund dafür sah, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Nur heute fand sie es angebrachter, nicht aufzufallen, denn sie war auf geheimer Mission. Genauer gesagt, auf der Suche nach dem davongelaufenen Kater ihrer Vermieterin.

„Hör mit der Panikmache auf, Jane, und gib mir lieber die Mütze.“ Während Daisy die widerspenstigen Locken unter die gestrickte Kappe stopfte, schätzte sie ein letztes Mal die Höhe der Mauer ab. „Allein schaffe ich das nicht, du musst mir helfen.“

„Na wunderbar! Jetzt soll ich auch noch zur Komplizin werden“, murrte ihre Freundin.

„Sei nicht albern! Was wir vorhaben, ist kein Verbrechen.“

„Natürlich ist es ein Verbrechen. Im Strafgesetzbuch nennt man so was unbefugtes Betreten fremder Besitztümer.“

„In dem Fall stehen uns mildernde Umstände zu.“ Vor Daisys geistigem Auge erschien das unglückliche Gesicht der Hausbesitzerin. „Mrs. Valdermeyers Cäsar ist seit über zwei Wochen verschwunden, und unser neuer Nachbar hat sich bis jetzt nicht die Mühe gemacht, in seinem Garten nach ihm Ausschau zu halten.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Das arme Tier ist wahrscheinlich schon halb verhungert – wir müssen es retten.“

„Vielleicht hat er – ich meine der Nachbar – nach ihm gesucht und nichts gefunden.“

„Das bezweifle ich. Wegen einer Katze verliert der bestimmt keinen Schlaf, diesen Typ Mann kenne ich.“

„Wie kannst du das wissen? Du sagst selbst, du bist ihm noch nie begegnet.“

„Nur, weil er uns geflissentlich aus dem Weg geht.“

Vor drei Monaten hatte er die baufällige Stadtvilla nebenan gekauft und in Rekordzeit komplett renovieren lassen. Jetzt wohnte er bereits zwei Wochen in seinem Palast und hatte es trotz ihrer Bemühungen nicht für nötig befunden, bei seinen neuen Nachbarn vorbeizuschauen, um wenigstens guten Tag zu sagen. Die Notiz von Cäsars Verschwinden, die sie ihm unter die Haustür geschoben hatte, war unbeantwortet geblieben, zweifellos war ihm das Schicksal von Mrs. Valdermeyers Liebling völlig egal. Und für die selbst gebackenen Brownies, ihr kleiner Willkommensgruß, hatte er sich auch nicht bedankt. Eine Frechheit! Ganz offensichtlich hatte er Geld wie Heu, obendrein sah er fabelhaft aus, und darauf bildete er sich garantiert eine Menge ein.

Verächtlich zuckte Daisy die Schultern. „Du brauchst ihn dir nur anzuschauen, um zu sehen, dass er ein überheblicher, eingebildeter Kerl ist.“

Sie musste es wissen, schließlich hatte sie ihn ein paar Mal dabei beobachtet, wenn er morgens in seinem schwarzen Sportwagen davonbrauste. Groß, athletisch gebaut, mit dichtem schwarzem Haar und einem ausgesprochen markanten Gesicht. Kein Wunder, dass er arrogant war – bei so viel maskuliner Perfektion musste der Hormonhaushalt jeder normalen Frau aus dem Gleichgewicht geraten. Und das wusste er auch.

Zum Glück war sie, Daisy Dean, gegen Männer wie ihn immun. Gary, ihr letzter Freund, war auch so einer gewesen, und drei Monate lang hatte er mit seinen Designer-Anzügen, dem verführerischen Lächeln und den geschickten Händen ihren Hormonhaushalt durcheinandergebracht. Als sie mit ihm Schluss machte, war ihr Stolz ziemlich lädiert und ihr Herz angeknackst. Danach hatte sie sich geschworen, nie mehr auf diesen Typ Mann hereinzufallen. Für Playboys hatte sie keine Verwendung, sie wünschte sich einen Lebensgefährten, auf den man sich verlassen konnte. Jemanden, der sie nicht nur liebte und achtete, sondern auch ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft teilte.

Janes Stimme brachte sie in die Gegenwart zurück. „Warum hast du ihn nicht einfach angesprochen und dich erkundigt, ob er den dämlichen Kater gesehen hat?“

Bei der simplen Frage lief Daisy ein Prickeln über die Haut. „Versucht hab ich’s. Aber wenn er morgens ins Auto steigt, rast er immer gleich los, als wäre der Teufel hinter ihm her. Ich bin schnell, aber nicht olympiaverdächtig.“ Was sie sagte, stimmte nur halb, denn dass er sie ein ganz klein wenig aus der Fassung brachte, behielt sie lieber für sich.

„Also gut.“ Ergeben beugte Jane sich hinab und flocht die Hände zum Steigbügel. „Aber beschwer dich nicht, wenn du im Knast landest.“

„Red keinen Unsinn.“ Daisy setzte einen Fuß auf Janes Handflächen. „Wahrscheinlich ist er unterwegs, sein Wagen steht nicht vor der Tür. Und ich werde superdiskret sein, er wird gar nicht merken, dass jemand da ist oder war.“

„Du und diskret? Dass ich nicht lache!“

Daisy ignorierte die spöttische Bemerkung und reckte die Arme zum Mauerrand hoch. Das hautenge Polohemd rutschte hinauf und die Baggy Pants weiter hinab, sodass ein Streifen Haut und der Saum ihres roten Seidenslips zum Vorschein kamen.

„Verdammt!“

„Was ist?“, flüsterte Jane.

„Mein Bauch. Man sieht ihn.“

„Na und?“

„Verstehst du nicht? Meine Tarnung ist im Eimer.“ Sie krauste die Stirn und trommelte mit dem Finger auf die Unterlippe. „Ich hab’s! Der BH stört, ich zieh ihn besser aus.“

„Aber warum denn?“

„Wenn ich die Arme hebe, bleibt das Hemd am Spitzenbesatz hängen.“ Flink öffnete sie den Verschluss im Rücken, zupfte einen Träger aus dem linken Ärmel, den anderen aus dem rechten, und reichte Jane den BH. „Hier.“

„Warum bist du bloß so versessen auf Reizwäsche?“ Kritisch schlenkerte die Freundin das hübsche Dessous hin und her.

„Warum nicht? Du bist nur neidisch, weil du kaum Busen hast. Und jetzt das Ganze noch einmal.“ Mit Janes Hilfe zog Daisy sich hoch und schwang sich rittlings auf den Mauerrand. „So, das wäre geschafft.“ Prüfend warf sie einen Blick auf das benachbarte Grundstück.

Hinter der Baumkrone einer alten Kastanie erspähte sie das altehrwürdige Stadthaus. Mondlicht spiegelte sich in den dunklen Fensterscheiben, der Garten lag in tiefem Schatten. Alles war still. Sie atmete auf – niemand war zu sehen! Genüsslich sog sie den Duft der zahlreichen blühenden Ziersträucher und die milde Abendluft ein.

„Ich kann es nicht fassen, dass du dich auf so etwas einlässt“, wisperte Jane von unten.

„Du weißt, wie sehr Mrs. Valdermeyer an ihrem Kater hängt. Ich muss ihn finden, das bin ich ihr schuldig.“

Vor acht Jahren, als ihre Mutter wieder einmal einem Mann fürs Leben begegnet war und ihm in eine andere Stadt folgen wollte, hatte Daisy beschlossen, dieses Mal nicht mitzugehen. Und so war sie mit knapp sechzehn in London geblieben. Allein und verängstigt. Nach einigem Suchen hatte sie das Apartment gefunden, in dem sie heute noch wohnte. Dank Mrs. Valdermeyer wurde es gleichzeitig ein Zuhause, wie sie es zuvor nie gekannt hatte. Und das würde sie ihr niemals vergessen.

„Übrigens bin ich nicht die Einzige, die ihr zu Dank verpflichtet ist“, fügte sie flüsternd hinzu. „Ihr Haus ist ein Heim für uns alle. Wie oft hätte sie es schon verkaufen und viel Geld dafür bekommen können. Aber das hat sie nicht, weil sie uns nicht vor die Tür setzen will. Wir sind ihre Familie.“ Eine eigene Familie stand auf Daisys Wunschliste für die Zukunft an erster Stelle.

Ich glaube nicht, dass es Mrs. Valdermeyer recht wäre, wenn du ihretwegen verhaftet wirst“, antwortete Jane.

Daisy schaute in den dunklen Garten hinunter – ein wenig mulmig war ihr schon.

„Denk an die Narbe, die der Typ im Gesicht hat“, flüsterte die Freundin beschwörend. „Er sieht nicht aus wie jemand, der Spaß versteht.“

Tapfer schluckte Daisy den Anflug von Bangigkeit hinunter. „Tu mir einen Gefallen, Jane. Falls ich in einer Stunde nicht zurück bin, ruf bei der Polizei an.“

„Wozu? Damit sie dich einsperren?“

„Vergiss es!“ Connor Brody klemmte das Mobiltelefon zwischen Schulter und Ohr, während er das feuchte Badetuch abstreifte. „Ich denke nicht daran, eine Verlobte aus dem Ärmel zu zaubern, nur um Mr. Eldridge Melrose bei Laune zu halten.“

„Nach der Party ist er total ausgerastet“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie gehörte Daniel Ellis, seinem Manager in New York. „Ich übertreibe nicht, Connor. Er behauptet, du bist hinter seiner Frau her und droht damit, aus dem Geschäft auszusteigen.“

Connor zerrte die Jogginghose über die Hüften und verfluchte aufs Neue die heftigen Kopfschmerzen, die ihn seit Stunden plagten. Zum Teufel mit Mitzi...