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Sterben - Roman

Karl Ove Knausgård

 

Verlag Luchterhand Literaturverlag, 2011

ISBN 9783641055080 , 768 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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"TEIL ZWEI (S. 168-169)

NACHDEM ICH EINIGE MONATE in einem Souterrainzimmer in Åkeshov, einer von Stockholms zahlreichen Trabantenstädten, an dem Buch geschrieben hatte, das hoffentlich mein zweiter Roman werden würde, mit der S-Bahn nur wenige Meter vor meinem Fenster, so dass ich jeden Nachmittag, nach Einbruch der Dunkelheit, die Wagen als Schnur leuchtender Zimmer durch den Wald kommen sah, ergatterte ich Ende 2003 ein Arbeitszimmer in der Stockholmer Innenstadt. Es gehörte einem von Lindas Freunden und war perfekt, eigentlich eine Einzimmerwohnung mit einer kleinen Küche, einer kleinen Dusche und einer Bettcouch neben dem Schreibtisch und den Bücherregalen.

Zwischen den Jahren brachte ich meine Sachen dorthin, will sagen einen Stapel Bücher und den Computer, und nahm am ersten Werktag des neuen Jahres die Arbeit wieder auf. Mein Roman war im Grunde fertig, es war ein seltsames Buch von einhundertdreißig Seiten, eine kleine Erzählung über einen Vater und seine beiden Söhne beim Krebsfischen in einer Sommernacht, die in einen langen Essay über Engel mündete, der wiederum in eine Erzählung über einen der zwei mittlerweile erwachsenen Söhne und sein Leben während einiger Tage auf einer Insel im Meer überging, auf der er alleine lebte und schrieb und sich selbst verletzte.

Der Verlag hatte zugesagt, das Buch zu veröffentlichen, und ich war versucht, auf dieses Angebot einzugehen, aber auch sehr unsicher, vor allem, nachdem ich Thure Erik gebeten hatte, es zu lesen, und er mich spätabends, in eigentümlicher Stimmung und mit seltsamer Wortwahl anrief, so als hätte er etwas getrunken, um sagen zu können, was er zu sagen hatte, eine simple Botschaft auszusprechen, das geht nicht, das ist kein Roman. Du musst erzählen, Karl Ove!, erklärte er mehrfach.

Du musst doch erzählen! Ich wusste, dass er Recht hatte, und genau damit wollte ich an diesem ersten Arbeitstag 2004 beginnen, als ich an meinem neuen Schreibtisch saß und den leeren Bildschirm anstarrte. Nach einem halbstündigen Versuch lehnte ich mich zurück und ließ den Blick zu dem Plakat hinter dem Schreibtisch schweifen, das von einer Peter-Greenaway-Ausstellung stammte, die ich vor langer Zeit in meinem früheren Leben mit Tonje in Barcelona besucht hatte, es bestand aus vier Bildern, eines zeigte etwas, was ich lange für einen pinkelnden Cherub hielt, das zweite den Flügel eines Vogels, das dritte ein Flugzeug aus den zwanziger Jahren, das vierte die Hand einer Leiche. Dann sah ich aus dem Fenster.

Der Himmel über dem Krankenhaus auf der anderen Straßenseite war klar und blau. Die niedrig stehende Sonne blitzte in Fensterscheiben, Schildern, Geländern, Motorhauben. Der Frostnebel, der von den Menschen aufstieg, die auf dem Bürgersteig vorbeigingen, ließ es so aussehen, als würden sie brennen. Alle waren dick vermummt. Mützen, Schals, Handschuhe, dicke Jacken. Schnelle Bewegungen, verschlossene Gesichter. Ich ließ den Blick über den Fußboden schweifen. Es war ein relativ neuer Parkettboden, dessen rotbrauner Ton keinerlei Verbindung zu dem Jahrhundertwendestil der übrigen Wohnung hatte. Plötzlich sah ich, dass die Astlöcher und Jahresringe etwa zwei Meter von dem Stuhl entfernt, auf dem ich saß, ein Bild von Christus mit Dornenkrone ergaben."