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Sag nichts, küss mich!

Sandra Marton

 

Verlag CORA Verlag, 2011

ISBN 9783863497217 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

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    Die (Un)sterblichkeit der Menscheit: dem Geheimnis auf der Spur
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    Qualifikationsreserven durch Quereinstieg nutzen - Studium ohne Abitur, Berufsabschluss ohne Ausbildung
  • Qualifikation + Leiharbeit = Klebeeffekt? - Die (Wieder-)Eingliederung benachteiligter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt
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    Abschlussorientierte Nachqualifizierung - Praxiserfahrungen der regionalen und betrieblichen Umsetzung
    Determinanten der Angst vor und nach Herzoperation

     

     

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

Es war ein langer Tag gewesen – die Hochzeit in der kleinen Kapelle in Lower Manhattan und dann der Empfang in der Orsini-Stadtvilla. Nicolo Orsini konnte es kaum erwarten, endlich zu gehen.

Zu Hause wartete eine Frau auf ihn – im Bett. Sie war schon heute Morgen im Schlafzimmer seiner Maisonettewohnung am Central Park gewesen, als er um zehn ging.

„Musst du unbedingt dahin, Nicky?“, hatte sie geschnurrt, mit einem Schmollmund, der ebenso sexy war wie der Rest ihres perfekten Körpers.

Nick hatte noch einmal seine Krawatte gerichtet, den Sitz des maßgeschneiderten Anzugs im Spiegel geprüft und auch einen Blick auf die glänzenden Spitzen seiner Schuhe geworfen – mit Spucke poliert, so, wie er es in der Armee gelernt hatte. Dann war er zum Bett zurückgegangen, hatte einen leichten Kuss auf ihr Haar gedrückt und gesagt, ja, er müsse unbedingt dahin.

Schließlich geschah es nicht jeden Tag, dass der Bruder eines Mannes heiratete.

Ihr hatte er das natürlich nicht gesagt, hatte nur von einer Hochzeitsfeier gesprochen. Selbst das reichte aus, um Interesse in den babyblauen Augen aufflammen zu lassen. Hätte er auch noch gesagt, dass es sich um seinen Bruder handelte …

Den Namen der Orsini-Brüder mit Hochzeiten in Zusammenhang zu bringen, schien ihm keine sonderlich gute Idee zu sein.

„Ich ruf dich an!“

Sofort hatte sie wieder ihren Schmollmund gezogen, und Nick war gegangen, allerdings nicht ohne sie zu instruieren, zu bleiben, wo sie war, bis er zurückkehrte.

Jetzt setzte er die Kristallflöte an die Lippen und trank einen Schluck Champagner. Mist, er hoffte, sie hatte es sich anders überlegt. Nicht, dass er etwas gegen schöne Frauen in seinem Bett einzuwenden hätte, aber sein Interesse an dieser speziellen schwand rasant. Und nach einem Tag wie diesem hatte er nicht die geringste Lust, auch noch das Theater mitzumachen, das das Ende einer Affäre meist mit sich brachte. So sehr er seine Geschwister, seine Mutter, seine Schwägerinnen und seinen kleinen Neffen auch liebte … es gab so etwas wie zu viel Nähe.

Vielleicht lag es ja auch nur an ihm. Wie auch immer … Zeit, zu gehen.

Er sah durch die großen Glastüren in den Garten hinter der Orsini-Villa hinaus. Die Stauden und Büsche, die seine Schwester Isabella vor Jahren gepflanzt hatte, waren noch immer grün, auch wenn bereits der Herbst in der Luft lag. Die Mauer, die den Garten umschloss, war hoch genug, um den Lärm der dahinter liegenden Straßen abzublocken. Straßen, die sich so schnell veränderten, dass er sie kaum noch wiedererkannte. Little Italy, einst Heimat für Generationen von Einwanderern, wurde mehr und mehr verdrängt von Greenwich Village.

Schicke Läden, teure Restaurants, Kunstgalerien. Der Fortschritt, dachte Nick grimmig und trank noch einen Schluck. Er hasste es, das mit ansehen zu müssen. Er war in diesem Viertel aufgewachsen. Nicht, dass er nur schöne Kindheitserinnerungen hätte, das nicht. Wenn der Vater der Kopf einer mächtigen kriminellen Vereinigung war, lernte man schnell, dass man anders war als die anderen. Bereits seit frühester Kindheit wusste Nick, für welche Organisation Cesare Orsini arbeitete, und er hasste ihn dafür.

Die Bindung zu seiner Mutter und seinen Schwestern dagegen war immer stark gewesen. Was nun die Bindung zu seinen Brüdern betraf …

Nicolos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Die ging weit über Blutsbande hinaus.

Als Kinder hatten sie sich gestritten und einander gnadenlos aufgezogen, hatten zusammengehalten gegen die anderen Kinder, die sich einbildeten, den Söhnen eines don der famiglia das Leben schwer machen zu können. Kaum aus der Teenagerzeit heraus, waren sie getrennte Wege gegangen, nur um sich wieder zusammenzufinden und eine Investmentfirma zu gründen, die sie ebenso reich und mächtig wie ihren Vater gemacht hatte, allerdings ohne die kriminellen Energien in Cesares Leben.

Sie waren Teile eines Ganzen – Raffaele, Dante, Falco und er. Sie ähnelten einander im Aussehen, besaßen ähnliche Charakterzüge, ein ähnliches Temperament.

Würde sich das ändern? Es würde sich ändern müssen, jetzt, nachdem drei der vier Brüder Ehefrauen an ihren Seiten hatten.

Nick ging zur Bar, um sein Glas nachfüllen zu lassen.

Unglaublich, dachte er, als er Rafe mit Chiara tanzen sah. Seine Brüder waren verheiratet. Erst Rafe, dann Dante und jetzt sogar Falco. Ausgerechnet Falco, der „Ich-bin-eine-Insel“-Falco.

Absolut unglaublich. Seine Brüder hatten sich verliebt.

„Das passiert dir auch eines Tages“, hatte Rafe gestern Abend noch gesagt, als sie sich in The Bar, der Kneipe in Soho, die ihnen gehörte, getroffen und mit einem Bier auf Falcos Junggesellenabschied angestoßen hatten.

„Ganz bestimmt nicht“, hatte er überzeugt von sich gewiesen, und alle waren in lautes Gelächter ausgebrochen.

„Doch, Mann“, hatte Dante dagegengehalten, „irgendwann erwischt es dich auch.“

„Wenn du es am wenigsten erwartest“, ergänzte Falco. „Dir wird eine Frau über den Weg laufen, und schon hält sie dein armes kleines Herz in ihrer Hand.“

Wieder hatten sie alle gelacht, und Nick hatte beschlossen, es dabei zu belassen. Warum herausposaunen, dass er schon einmal die Erfahrung gemacht hatte – und nicht die geringste Chance bestand, dass er sich ein zweites Mal auf so etwas einlassen würde.

Sicher, konnte durchaus sein, dass seine Brüder der Statistik, die da besagte, dass drei von vier Ehen wieder geschieden wurden, ein Schnippchen schlugen. Ihre Ehefrauen schienen alle süß und liebevoll zu sein. Aber das war ja die Sache mit den Frauen, nicht wahr?

Sie gaben sich immer süß und liebevoll. Aber sie spielten nur. Sie waren wie Vertreter, die Eskimos Kühlschränke verkauften.

Warum also überhaupt heiraten?

Nick kannte die Antwort. Ein Mann wollte etwas Dauerhaftes hinterlassen. Er wollte seinen Namen an seine Kinder weitergeben. Also würde er wohl auch eines Tages heiraten. Doch er würde sich nicht von einer Frau in die Irre führen lassen und glauben, es sei Liebe.

Draußen vor den Glastüren verdunkelte sich langsam der Himmel. Die Wettervorhersage hatte Regen angekündigt, ausnahmsweise schien sie tatsächlich einmal recht zu behalten. Nick schob die Türen auf und trat hinaus auf die Terrasse.

Wenn er bereit war, sich eine Frau zu suchen, würde er die ganze Sache logisch angehen. Er brauchte eine Frau, die sich nahtlos in sein Leben einfügte, die keine Ansprüche stellte – die nichts erwartete, außer dass er ihr ein gutes Leben bot und sie mit Respekt behandelte. Respekt war auch das Einzige, was er von ihr zurückverlangen würde.

Logik war unerlässlich, ob nun bei einem Businessdeal oder einer Heirat. Er ließ sich nicht von Emotionen leiten, wenn er eine Bank oder Aktien aufkaufte. Warum sollte er das also bei der Wahl einer Ehefrau tun?

Sich auf Emotionen zu verlassen war ein Fehler.

Ein Mal – und nie wieder – hatte er kurz davor gestanden, diesen Fehler zu begehen. Zumindest war er nicht dumm genug gewesen, jemandem davon zu erzählen, nicht einmal seinen Brüdern. Weil es ihm damals als etwas Besonderes erschienen war. Es gab eben Dinge, die ein Mann für sich behielt.

Wie, zum Beispiel, dass man benutzt worden war.

Vier Jahre war das jetzt her. Auf einer Geschäftsreise nach Seattle hatte er eine Frau kennengelernt. Sie war intelligent und schön, sie besaß Humor. Sie stammte aus einer Familie, die dem Adel so nahe kam, wie man dem Adel in Amerika kommen konnte, aber sie hatte es aus eigener Kraft zur Finanzdirektorin einer kleinen Privatbank geschafft, für deren Kauf er in den Nordwesten gekommen war.

Nein, er hatte davorgestanden, die Bank aufzukaufen.

Genau das war der Knackpunkt gewesen.

Am Abend des ersten Tages hatte sie in seinem Bett gelegen. Und er hatte sie dort behalten wollen. Schon bald hatte sich ein Muster entwickelt: Ein Wochenende flog er nach Seattle, das nächste kam sie nach New York. Sie behauptete, ihn schrecklich zu vermissen, wenn sie nicht zusammen waren, er gestand, ihm ginge es ebenso.

Er war auf dem besten Wege, sich zu verlieben.

Nach einem Monat beschloss er, ihr von seinem Vater zu erzählen. Das hatte er vorher noch nie für nötig gehalten. Entweder wusste eine Frau, dass sein alter Herr ein Gangsterboss war, oder sie wusste es nicht. Wen interessierte das schon? Aber das hier war anders. Das hier war – selbst damals hatte er den Ausdruck zu umschiffen versucht – eine Beziehung.

Also sagte er es ihr, als sie zusammen im Bett lagen.

„Mein Vater ist Cesare Orsini.“ Als sie nicht reagierte, erzählte er ihr den Rest. Dass Cesare das Oberhaupt einer New Yorker mafiosen Verbindung war. Dass er ein Verbrecher war.

„Oh“, gurrte sie und lächelte verführerisch, „das wusste ich schon, Nicky. Um ehrlich zu sein … ich finde es unglaublich erregend.“

Diese Eröffnung hätte die Alarmsirenen in ihm losschrillen lassen müssen. Nur dachte er zu jenem Zeitpunkt mit einem Teil seiner Anatomie, die keine Alarmsirenen besaß.

Ein langes Wochenende stand bevor. Er fragte sie, ob sie es nicht...