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Männlich, zärtlich - unwiderstehlich

Brenda Harlen

 

Verlag CORA Verlag, 2011

ISBN 9783863497316 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

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1. KAPITEL

Fünf Monate später

Als kleines Mädchen hatte Paige sich nirgendwo zu Hause gefühlt. Ihr geschiedener Vater war Colonel gewesen und häufig versetzt worden. Mit fünfzehn war sie zu seiner Schwester und deren Familie gekommen. In den ersten sechs Monaten weigerte sie sich, ihre Sachen auszupacken, weil sie sicher war, dass sie schon bald wieder ausziehen würde.

Aber aus den sechs Monaten waren erst ein Jahr, dann zwei geworden, und ihre Cousinen Ashley und Megan wurden ihre besten Freundinnen.

Trotzdem hatte Paige sich immer wie eine Besucherin gefühlt, und selbst ihr erste eigene Wohnung in Syracuse war für sie nicht mehr als ein Dach über dem Kopf. Aber in der Chetwood Street in Pinehurst stand das Haus, das Ashley und Megan einige Jahre zuvor gekauft hatten. Dort hatte Paige sich so wohl gefühlt wie an keinem anderen Ort, und deshalb fuhr sie nach Pinehurst, als ihr Leben aus den Fugen geriet.

Sie hatte ihre Cousinen angerufen und gefragt, ob sie eine Weile dort wohnen dürfe. Megan war im Vorjahr ausgezogen, als sie Gary Richmond geheiratet hatte. Erst vor einem Monat hatte Ashley es ihrer Schwester gleichgetan und lebte jetzt mit ihrem Ehemann Cameron Turcotte zusammen. Die beiden wollten das Haus verkaufen, hatten jedoch noch keinen Makler beauftragt, deshalb hatte Paige vorgeschlagen, es für den Sommer zu mieten.

Sie war nicht sicher, wie lange sie bleiben würde. Sie wusste nur, dass sie gründlich darüber nachdenken musste, was sie aus ihrem Leben machen wollte.

Bis vor fünf Monaten hatte sie nur ein Ziel gehabt – sie wollte Partnerin in der Kanzlei werden. Darauf hatte sie sechs Jahre lang hingearbeitet. Aber dann hatte sie an einem Mittwoch Emma bei ihrer Tagesmutter abgeholt, und plötzlich war ihr klar geworden, wie sehr das Kind, das sie von Herzen liebte, alles verändert hatte.

Jetzt war sie seit einer Woche in Pinehurst und wusste noch immer nicht, ob sie die angestrebte Karriere mit der Verantwortung für Emma vereinbaren konnte – oder wollte. Es war schlimm genug, dass Emma nie ihre Mutter oder ihren Vater kennenlernen würde, aber Paige hatte auch Schuldgefühle, weil sie sie die meiste Zeit in die Obhut einer Tagesmutter geben musste, wenn sie ihren Job behalten wollte.

Darüber zerbrach Paige sich auch am Donnerstagabend den Kopf, als es laut an der Haustür klopfte. Ein Blick auf die Uhr zeigte erst zwölf Minuten nach acht, aber weil Emma so lange zum Einschlafen gebraucht hatte, kam es ihr viel später vor.

Vorsichtig stand sie aus dem Sessel auf, um das Baby auf ihrem Arm nicht zu wecken, und ging nach vorn. Ashley und Megan hatten einen Schlüssel, also musste es jemand anderes sein.

Sie öffnete die Tür, bevor der ungebetene Gast erneut dagegen hämmern konnte.

Seine Augen fielen ihr als Erstes auf. Sie waren strahlend blau, intensiv und auf seltsame Weise vertraut. Und als ihre Blicke sich trafen, wurde ihr heiß, und sie fühlte ein Kribbeln, das sie nicht fühlen wollte.

Dann bemerkte sie die Uniform und erstarrte.

„Sind Sie Paige Wilder?“

Seine Stimme war tief und sexy, und wieder spürte sie das Kribbeln. Sie ignorierte es.

„Ja, die bin ich“, antwortete sie. „Aber ich frage mich, warum ein Lieutenant Colonel der United States Air Force sich für meine Person interessiert.“

Dass sie ihm seinen Offiziersrang ansah, schien ihn zu überraschen. Er zog die Brauen hoch, und erst jetzt registrierte sie, zu was für einem markanten Gesicht die ausdrucksvollen Augen gehörten. Das dunkle Haar war kurz geschnitten und schimmerte selbst im Halbdunkel vor der Haustür. Er war groß – fast eins neunzig, schätzte sie – und hatte breite Schultern, schmale Hüften und lange Beine.

Sein Anblick erfreute jede Frau, und Paige war keine Ausnahme. Offenbar hatten selbst fünfzehn Jahre als Soldatenkind es nicht geschafft, sie gegen die Wirkung eines attraktiven Uniformträgers immun zu machen. Aber nach fünf Jahren als Anwältin war sie klug genug, um sich nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken zu lassen.

„Ich bin nicht in offizieller Eigenschaft hier“, versicherte er.

„Warum dann?“

„Ich bin Sam Crawford.“ Er warf einen Blick auf das Baby an ihrer Schulter, bevor er sie wieder ansah. „Emmas Vater.“

Emmas Vater.

Die Worte hallten in Paiges Kopf wider, und obwohl es ein warmer Abend im Mai war, fror sie plötzlich, als hätte ein eisiger Windstoß sie getroffen. Instinktiv legte sie die Arme fester um das Baby und wich einen Schritt zurück.

Der Mann auf der Veranda deutete es als Einladung und wollte hereinkommen. Sie schüttelte den Kopf und verstellte ihm den Weg.

„Emma hat keinen Vater“, sagte sie.

Seine Augen glitzerten belustigt.

Plötzlich wusste Paige, woher sie sie kannte. Es waren Emmas Augen.

Verzweifelt wehrte sie sich gegen die Erkenntnis.

„Verstehen Sie wirklich so wenig von Biologie, Mrs. Wilder?“, fragte er mit spöttischem Unterton.

„Olivia hat mir erzählt, dass Emmas Vater kein Interesse an seinem Kind hat.“

„Dann hat sie gelogen“, erwiderte er unverblümt.

Paige schüttelte den Kopf. „Sie hat mich zu Emmas Vormund bestimmt, weil sie keine Angehörigen hatte. Weil Emma keine hat.“

„Das stimmt auch nicht ganz.“

Sie konnte es nicht glauben – sie wollte es nicht glauben. Warum hätte Olivia ihr das verschweigen sollen? Und noch wichtiger, was bedeutete das Auftauchen dieses Mannes für das kleine Mädchen, das in ihren Armen schlief?

„Ich sehe Ihnen an, wie überrascht Sie sind“, fuhr er fort. „Bestimmt haben wir beide viele Fragen, und wenn Sie mich hereinlassen, müssen wir die nicht unter den Augen der Nachbarn klären.“

Ein Blick über die Straße bestätigte, dass Melanie Quinlan, frisch geschieden und auf der Suche nach Ehemann Nummer zwei, in ihrem Vorgarten stand. Allerdings starrte sie gerade gebannt auf den uniformierten Fremden und wässerte daher nicht die Blumen, sondern die Hauswand.

„Gehen Sie, wenn ich Nein sage?“, fragte Paige ihn.

„Nein.“

Seufzend machte sie den Weg frei. „Ich muss Emma hinlegen.“

Zu ihrer Erleichterung protestierte er nicht.

Dass er das Kind nicht halten oder wenigstens genauer betrachten wollte, erstaunte sie. Sie spürte seinen Blick, als sie die Treppe hinaufging. Im Kinderzimmer legte sie Emma vorsichtig in die Wiege, gab ihr einen Gutenachtkuss auf die Wange und atmete den Duft des Babyshampoos ein. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Dieses abendliche Ritual war ihr zur Gewohnheit geworden. Aber der Fremde, der unten auf sie wartete, drohte damit, ihr diesen Moment zu nehmen. Und die Zukunft, die sie sich für sie beide ausgemalt hatte.

An ein eigenes Kind hatte sie nie gedacht, dazu war sie viel zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt gewesen. Ihre Kollegin Karen Rosario hatte ihr Baby erst bekommen, nachdem sie Partnerin in der Kanzlei geworden war – mit zweiundvierzig. Und dann hatte Karen ein Kindermädchen eingestellt, das das Kind großzog, das sie sich angeblich so sehr gewünscht hatte.

Als Jurastudentin hatte Paige sich keine Gedanken darüber gemacht, ob sich ihr Beruf irgendwann mal mit einer Familie vereinbaren lassen würde. Darüber hatte sie erst nachgedacht, als Olivia verkündete, dass sie schwanger war. Ihre Freundin musste alle Opfer bringen, während der Mann, von dem sie das Baby bekam, einfach vor seiner Verantwortung davongelaufen war.

Das machte Paige so wütend, dass sie ihn am liebsten aufgespürt und mit einer Vaterschaftsklage dazu gebracht hätte, wenigstens seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

„Bist du ganz sicher, dass du es allein schaffen willst?“, fragte sie Olivia. „Vielleicht ist der Vater …“

„Nein“, unterbrach Olivia sie. „Das hier geht ihn nichts an.“

„Du bist Anwältin wie ich und weißt, dass es auch sein Baby ist. Das bedeutet, er hat sowohl Rechte als auch Pflichten.“

„Er trägt auch so schon genug Verantwortung. Ich will ihn nicht mit einem Kind belasten, das keiner von uns geplant hat.“

„Ist er verheiratet?“, fragte Paige.

Ihre Freundin lachte. „Nein, er ist nicht verheiratet. Und er ist nicht der Typ, der seine Frau betrügen würde, wenn er es wäre.“

„Aber er ist der Typ, der die Frau, die sein Kind bekommt, im Stich lässt?“

Olivia wich ihrem Blick aus. „Hör auf, Paige. Bitte.“

Sie hatte das Thema gewechselt und nicht mehr über Emmas Vater erfahren. Nicht mal seinen Namen. Was bedeutete, dass sie eine Menge Fragen an Lieutenant Colonel Sam Crawford hatte.

Fest entschlossen, einige Antworten darauf zu bekommen, ging sie nach unten.

Sam Crawford stand noch immer dort, wo Paige ihn zurückgelassen hatte. Als sie in die Küche ging, folgte er ihr. Sie hatte Stunden darin verbracht, meistens mit Ashley oder Megan oder beiden, und nie war ihr der Raum klein vorgekommen. Aber etwas an Sams Gegenwart … ließ das Zimmer schrumpfen. Sie war sich seiner Nähe viel zu bewusst – seiner Größe, der athletischen...