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Dream - Frei und ungezähmt

Sarah Lark

 

Verlag Baumhaus, 2018

ISBN 9783732557592 , 416 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Kapitel 1


»Natürlich werden meine Eltern es erlauben. Ganz bestimmt!« Aufgeregt und überglücklich umarmte Sarah den Wallach Jackpot. Beinahe wäre sie sogar auch noch der Besitzerin des Pferdes, Eva Betge, um den Hals gefallen. »Ich werde gleich nach Hause fahren und fragen. Und dann rufe ich Sie an, ja?«

Eva Betge, eine zierliche, nicht mehr ganz junge Frau mit kurzem, rot gefärbtem Haar, lächelte. »Nur die Ruhe«, beschwichtigte sie Sarah. »Es eilt nicht mit der Zusage. Ich werde ganz bestimmt keine andere Stallhilfe fragen. So gut wie du kommt keiner mit Jackpot zurecht.«

»Danke, Frau Betge. Sie können sich auf mich verlassen!«

Sarah konnte ihr Glück kaum fassen. Noch ein paar Tage zuvor wäre sie nicht einmal auf die Idee gekommen, Jackpot eines Tages reiten zu dürfen. Sie war schon selig, weil Eva Betge ihr erlaubte, den großen Fuchs mit der breiten Blesse und der hellen Mähne jeden Tag zu putzen und auf die Weide zu bringen. Doch dann hatte die Pferdebesitzerin sie mit einer unglaublichen Nachricht überrascht: Sie hatte für Sarah und Jackpot eine Reitstunde für Fortgeschrittene gebucht, auf ihre Kosten, und jetzt toppte sie das noch, indem sie ihr eine Reitbeteiligung anbot! Für hundertzwanzig Euro im Monat, nur wenig mehr, als sie bisher für ihre Reitstunden bezahlte, würde sie den Wallach zweimal in der Woche reiten dürfen, einmal im Unterricht und einmal im Gelände. Sarah schwindelte es fast bei dem Gedanken an einen Galopp durch den Wald. Sie konnte sich Ausritte auf Schulpferden nur ein- oder zweimal im Jahr leisten – seltene Highlights ihres bisherigen Reiterlebens. Und nun sollte sie das jede Woche haben! Mit Jackpot, dem wunderbarsten Pferd, mit dem sie je zu tun gehabt hatte!

Eva Betge nickte. »Wenn du mit deinen Eltern redest, sag ihnen, dass ich mich gern mal mit ihnen treffen würde. Es sind da noch ein paar versicherungstechnische Fragen zu klären. Aber das kriegen wir hin.«

Sarah bedankte sich bestimmt noch zwanzig Mal, bevor sie Jackpot schließlich einen letzten Kuss auf seine weiche Pferdenase drückte und sich verabschiedete. Euphorisch schwang sie sich auf ihr Fahrrad und machte sich auf den Heimweg. Der Reitstall lag am Stadtrand, und sie würde gut zwanzig Minuten brauchen, um das Mietshaus in Hamburg Wandsbek, in dem sie mit ihren Eltern wohnte, zu erreichen. Ein ziemlich langweiliges Haus, Sarah hätte lieber ein Haus mit Garten wie ihre Großeltern, bei denen sie sehr viel Zeit verbrachte. Tatsächlich war sie häufiger bei Oma Inge und Grandpa Bill als bei ihren Eltern. Die waren ständig beschäftigt, während die Großeltern immer für sie Zeit hatten. Sie würden sicher auch einspringen, falls ihre Eltern das Geld für die Reitbeteiligung nicht aufbringen konnten oder wollten. Sarah war es nur unangenehm, sie direkt danach zu fragen. Oma Inge und Grandpa Bill bezahlten sowieso schon den größten Teil ihrer wöchentlichen Reitstunden. Ihre Eltern konnten sich ihr teures Hobby nicht leisten – das behaupteten sie jedenfalls.

Sarah musste einmal mehr daran denken, was die Esoterikkurse kosteten, die ihre Mutter regelmäßig belegte, und die Ersatzteile für die Motorräder, an denen ihr Vater so gern herumschraubte. Bisher hatte sie das nie zur Sprache gebracht, aber an diesem Tag war sie bereit zu kämpfen. Sie war dreizehn Jahre alt und ziemlich gut in Mathe. Wenn ihre Eltern sich querstellten, würde sie ihrer Mutter vorhalten, was sie für den Telepathiekurs bezahlt hatte, den sie zurzeit belegte, und ihren Vater an die Rechnung für das Tattoo erinnern, das er sich in der vergangenen Woche hatte stechen lassen.

Sarah fand, dass sie selbst äußerst sparsam war. Sie gab ihr Taschengeld hauptsächlich für die Pferde aus, kaufte Leckerbissen wie Möhren oder Äpfel, und den Rest sparte sie für gelegentliche Ausritte. Demnächst würde sie Jackpot vielleicht ein neues Halfter kaufen oder bunte Mähnengummis. Bestimmt hatte Eva Betge nichts dagegen, wenn sie ihr Pflegepferd etwas verwöhnte.

Sarah trat fester in die Pedale als sonst. Sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Himmelblau … Ja, sie würde Jackpot in Himmelblau ausstatten, dann wären sie regelrecht im Partnerlook. Schließlich hatte auch sie eine blonde Mähne und trug eine blaue Reitkappe … Sie musste die Pferdebesitzerin oder eins der Mädchen bitten, Fotos zu machen.

Sarah erreichte ihr Zuhause in Rekordzeit und schob ihr Fahrrad in den Hausflur. Halb sieben, ihre Eltern müssten eigentlich schon da sein. Wie konnte sie ihnen die Sache mit der Reitbeteiligung nur am geschicktesten beibringen? Von Eva Betges geplantem Gespräch würde sie vorerst besser nichts sagen. Bestimmt hatten Gesa und Ben kein Interesse, Jackpots Besitzerin zu treffen und mit ihr den Papierkram zu besprechen. Organisatorische Fragen fanden die beiden lästig und hielten sie sich vom Leib, wann immer es ging.

Sarah schloss die Tür zur Wohnung auf und betrat den schlauchähnlichen Flur, der mit kleinen Schränken und fernöstlichen Dekorationsstücken vollgestellt war. Ihre Mutter hatte die Wohnung ein paar Monate zuvor nach den Prinzipien des Feng-Shui umgestaltet. Der Eingangsbereich unterstützte den Fluss des Qi angeblich nur ungenügend, und all das Zeug hier sollte diese wichtige Lebensenergie umleiten. Sarah konnte das nicht wirklich nachvollziehen, doch immerhin hatte man jetzt viel Stauraum.

Sie hängte ihre Jacke in den Garderobenschrank und stellte ihre Reitstiefel hinein. Aufgeregt lauschte sie in die Wohnung. Aus dem Wohnzimmer hörte sie den Fernseher und außerdem Stimmen. Ihre Eltern unterhielten sich, stritten aber nicht. Das war gut. In der letzten Zeit hatten sie häufig Auseinandersetzungen gehabt, und Sarah war sich nur zu bewusst, dass es strategisch sehr ungeschickt gewesen wäre, mit ihrem Anliegen herauszukommen, hätte dicke Luft geherrscht.

»Sarah?«

Gesa … Ihre Mutter musste sie gehört haben, und ihre Stimme klang zum Glück nicht schlecht gelaunt. Sarah fasste Mut. Heute war ihr Glückstag, sicher würde alles klappen. Sie trat ins Wohnzimmer, in dem ihre Eltern am Tisch saßen und irgendwelche Prospekte durchsahen, die auf Ferienplanung hindeuteten. Sehr gut, wenn sie sowieso Geld ausgeben wollten, konnten sie ihr ihren Wunsch kaum abschlagen! Sie machten auch beide einen aufgeräumten Eindruck und schienen gut gelaunt zu sein.

»Hi, Ma… äh … Gesa!« Sarah erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass ihre Mutter sich lieber mit dem Vornamen anreden ließ. Mit »Mama« angesprochen zu werden, so argumentierte sie, gebe ihr das Gefühl, alt zu sein. Sarah konnte sich allerdings schwer daran gewöhnen. Zumal Gesa absolut nicht alt aussah und sehr hübsch war. Wie sie selbst war sie blond und blauäugig, allerdings etwas kleiner und eher vollschlank. Ihre Größe, ihre schlanke Figur und die Locken hatte Sarah von ihrem Vater. »Hi, Paps!«, rief sie ihm zu. »Ich … ich muss euch was erzählen! Ihr … ihr glaubt nicht, was mir heute passiert ist!« Vielleicht wäre es besser gewesen, ein paar einleitende Worte zu finden, doch Sarah musste jetzt einfach gleich mit ihrer Neuigkeit herausplatzen. Atemlos berichtete sie von Eva Betge und ihrem Angebot. »Ihr müsst das nur noch erlauben!«, endete sie schließlich. »Es sind kaum zwanzig Euro mehr im Monat. Und ich … ich will dann bestimmt keine Taschengelderhöhung mehr, bis ich achtzehn bin!« Letzteres war ihr gerade noch eingefallen, und sie fand, dass sie damit einen ausgesprochen guten Deal vorschlug.

Ihre Mutter lächelte. »Das ist sehr schön, Sarah-Schatz. Und wir hätten natürlich nichts dagegen. Oder, Ben?« Sarahs Vater schüttelte den Kopf, er wirkte fast desinteressiert. Sarah wunderte sich. Konnte es wirklich so leicht gehen? »Es ist nur … Wir haben auch ein paar Neuigkeiten für dich, Sarah. Großartige Neuigkeiten! Was würdest du sagen, wenn ich nun wirklich das kleine Geschäft eröffnen würde, von dem ich schon so lange träume?«

Sarah zuckte mit den Schultern. Was sollte sie dazu sagen? Ihre Mutter sprach seit Jahren davon, einen eigenen Laden aufzumachen, in dem sie Kunstgewerbeartikel und Esoterikbedarf anbieten wollte – Räucherstäbchen und Kerzen, Buddhafiguren und Engelanhänger, Traumfänger, Mondkalender, Tarotkarten und Pendel. Sarahs Meinung nach waren das alles Dinge, die der Mensch nicht brauchte. Allerdings half ihre Mutter zweimal wöchentlich in einem solchen Laden aus, und der schien gut zu laufen. Wenn Gesa es also versuchen wollte, bitte. Sie hatte nichts dagegen.

»Das ist cool, Ma… Gesa!«, antwortete Sarah schließlich. »Hast du ein Ladenlokal gefunden, das … das nicht so teuer ist?« Bisher waren die Träume ihrer Mutter stets an der Miete gescheitert.

Gesa lächelte wieder. Sie tat so geheimnisvoll. Was hatte sie nur? »Ich brauchte gar nicht zu suchen!«, erklärte sie. »Es ist so was wie Fügung … ein Glücksfall. Wir haben doch da dieses Haus …«

»Wir haben ein Haus?« Sarah runzelte die Stirn.

»Das Haus, das Ben geerbt hat«, half ihre Mutter ihr auf die Sprünge. »Du weißt doch, das in Neuseeland.«

Ach, das meinte sie. Sarah nickte. Ihr Großonkel, der vor einer halben Ewigkeit nach Neuseeland ausgewandert war, hatte ihrem Vater ein paar Jahre zuvor sein Anwesen vererbt und für etwas Verwirrung gesorgt, da ihre Familie ewig nichts von Onkel Pete gehört hatte. Zuerst hatte Ben die Erbschaft nicht einmal annehmen wollen, da er mal wieder Papierkram fürchtete. Grandpa Bill hatte ihm dann geholfen, alles zu regeln, und der Testamentsvollstrecker war ebenfalls sehr bemüht gewesen. Das...