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Spiele am Abend

Tamsin Kate Walker

 

Verlag epubli, 2018

ISBN 9783746701356 , 74 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

4,99 EUR


 

1. Akt

Beleuchtung auf ein Wohn- / Esszimmer. Auf einer Seite stehen ein Sofa, ein Sessel und ein Couchtisch, auf der anderen ein festlich für fünf Personen gedeckter Esstisch. „A Night Like This” von The Cure erfüllt den Raum. Chloe Banks – in einem engen schwarzen Rock, weißer Bluse und Schulkrawatte gekleidet – sitzt auf dem Sofa und wippt mit ihren Füßen zur Musik. Sie schaut auf ihre Uhr, öffnet die Tischschublade, nimmt einen Aschenbecher und ein Feuerzeug heraus. Sie holt ein Päckchen Zigaretten hervor, dann ein zweites und ein drittes. Sie sind alle gleich. Sie behält das letzte in der Hand, sieht noch mal auf ihre Uhr, legt die Zigaretten hin.

 

SONG

„… It goes dark

It goes darker still

Please stay

Stellt die Zigarettenpäckchen auf dem Tisch auf.

 

But I watch you like I'm made of stone

As you walk away

 

CHLOE (beginnt plötzlich mitzusingen. Schlecht.)

„I'm coming to find you if it takes me all night

A witch hunt for another girl

For always and ever is always for you”

An dieser Stelle kommt sie mit dem Text durcheinander, ertappt sich und hört zu singen auf.

 

„Your trust …“

Sie nimmt eine der Zigarettenschachteln, liest die Gesundheitswarnung so, als ob sie das alles schon mal gehört hätte.

 

CHLOE (spricht zu sich selbst) Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs. (Nimmt die nächste Packung, liest) Raucher sterben jünger. (Nimmt die dritte Packung, liest) Rauchen in der Schwangerschaft schadet Ihrem Kind.

Zündet sich eine Zigarette an, schmeckt den ersten Zug und genießt den Song.

 

CHLOE (bewegt ihren Kopf von links nach rechts … fällt plötzlich in den melodielosen Song zurück)

„I'm coming to find you if it takes me all night

Can't stand here like this anymore

For always and ever is always for you …

You’re just the mo-

(wieder falscher Text. Dieses Mal fängt sie sich und stimmt mit Robert Smith wieder ein.)

… -fect like before

Uh-huh-hoh, I want to change it all

Uh-huh-hoh, I want to cha-ange.

Uh-huh-hoh, I want to change it all”

(erreicht die Musikanlage als ein U2 Lied startet) Du kannst den Mund halten, Bono.

Sie drückt einen Knopf und wir hören Since Yesterday von Strawberry Switchblade. Während sie den Aschenbecher, Zigaretten und Feuerzeug in die Schublade steckt …

Atme. (atmet tief durch) So ist gut, Chloe. Da musst du jetzt einfach durch. (Leert eine halbe Tic-Tac Packung in ihren Mund. Atmet nochmals ein.) So ist gut.

(schon ruhiger eilt sie zur Tür) Komm drüber weg.

Sie wischt sich die Hände an ihrem Rock ab, zerkaut schnell ihre Minzpastillen und legt ein Lächeln auf, als sie die Tür öffnet, um Stacey Beaumont, eine sehr wohlgeformte aber nicht pummelige Frau in Stöckelschuhen, maßgeschneiderter Hose und Jacke, zu empfangen.


STACEY

Hallo Chloe.

 

CHLOE

Stacey? Stacey Beaumont!?

 

STACEY

Beaumont-Smythe.

Pause.

 

CHLOE

Also, komm rein. Stacey Beaumont-Smythe.

 

STACEY

Vielen Dank.

 

CHLOE

Ich kann nicht glauben, dass du es bist. Du siehst so …

Pause.

 

STACEY

Ich trainiere.

 

CHLOE

Ah ja? (Pause) Du siehst so … so erwachsen siehst du aus. Nicht wie ein Kind, das erwachsen geworden ist, sondern so erwachsen erwachsen. So vernünftig.

Pause.

 

STACEY

Hmmm.

 

CHLOE

So … reif.

 

STACEY (entgegnet Chloe)

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keine Schuluniform trage. Sollten wir uns verkleiden? Also davon hast du nichts gesagt.

 

CHLOE

Nur wer will.

 

STACEY

Ich nicht.

 

CHLOE

Ich dachte es ... es wäre …

 

STACEY

Bin ich die Erste?

 

CHLOE

Ja.

 

STACEY

Ich bin eine sehr pünktliche Person. Geht nicht anders.

 

CHLOE

Macht nichts. Jemand muss der erste sein. (Pause) Es ist großartig, dich wiederzusehen. Ich bin so froh, dass du kommen konntest.

 

STACEY

Ich hätte eine Flasche Wein mitgebracht, aber mir ist die Zeit davongelaufen. Sie vergeht so schnell in London. Ich sage immer, die Tage müssten hier doppelt so lang sein. Naja, jedenfalls kam ich nicht mehr dazu, vorher bei dem Ökoweinladen vorbeizugehen.

 

CHLOE

Kein Problem.

 

STACEY

Und dann saß ich stundenlang in der M 25 fest. Ein Alptraum. Ich dachte, ich könnte mir zuhause bei meinen Eltern eine Flasche schnappen, aber die hatten nur irgendeinen bulgarischen Roten. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass du dich darüber freuen würdest.

 

CHLOE

Schon in Ordnung. Ich habe genug da.

 

STACEY

Ich könnte jetzt einen schönen knackig frischen Sauv vertragen. (Chloe schaut verständnislos.) Sauvignon Blanc.

 

CHLOE

Oh … ja, klar.

Chloe geht raus, lässt Stacey allein im Zimmer umhergehen. Ihre Abneigung ist offensichtlich. Der gedeckte Tisch scheint sie zu überraschen.

 

STACEY (schaut auf die Wände)

Unglaublich.

 

CHLOE (mit dem Wein)

Bitte sehr. Ist ein Chablis. Glaube ich. Oder Chardonnay. Einer von diesen „chs”. Und es ist ein weißer.

 

STACEY

Solange er kalt ist und trocken. (Pause) Interessante Tapete.

 

CHLOE

Ist vielleicht ein bisschen grell.

 

STACEY

Ein bisschen? (trinkt) Oh, der ist süß.

 

CHLOE

Wirklich? Soll ich dir was anderes bringen?

STACEY

Nein, es geht schon.

Stille. Stacey schaut sich im Zimmer um.

 

CHLOE

Ich bin noch nicht fertig mit dem Zimmer. Ich will die Tapeten rausreißen, bin nur noch nicht dazugekommen.

 

STACEY (schüttelt ihren Kopf)

Also du wohnst tatsächlich hier?

 

CHLOE

Ja. Ich bin letztes Jahr zurückgezogen.

 

STACEY

Im Ernst?

 

CHLOE

Ja.

 

STACEY

Macht dich das nicht verrückt? Wie hältst Du das aus?

 

CHLOE

Es … es gibt schlechtere Plätze ….

Pause.

 

STACEY

Kaum. Es ist so provinziell. So langweilig.

 

CHLOE

Aber irgendwie charmant.

 

STACEY

Klar, wenn du Fleisch und Soße magst oder Scampi im Körbchen. Ich bin gerade an unserer alten Kneipe vorbeigegangen. Ich schwöre, die Karte hat sich seit 20 Jahren nicht verändert.

 

CHLOE

Ich nehme an, den Leuten schmeckts.

 

STACEY

Aber sie ist nicht mal richtig geschrieben. Die schreiben Soße mit Doppel-S. In London käme man mit so einer Schlamperei nicht durch.

Pause.

 

CHLOE

Die Landschaft ist schön.

 

STACEY

Wenn man’s mag. Ich persönlich ziehe eine urbane Umgebung vor. Ich liebe es, in Kensington herumzulaufen – da wohnen wir – alles was wir brauchen, haben wir vor der Haustür. Tolle Läden, Restaurants und Bars, und eine großartige Schule für Annabel – das ist meine Tochter. Hast du Kinder?

 

CHLOE

Nein.

 

STACEY

Du hast noch ein paar Jahre Zeit. Auch toll ist, dass Frank – das ist mein Mann – in einer halben Stunde in seinem Krankenhaus sein kann. Er ist Chirurg. Und sogar Burberry“ ist nur zehn Minuten entfernt.

 

CHLOE

Klingt perfekt. (Pause) Dein Mann ist also Chirurg?

 

STACEY

Neuro. Ja. Sehr anstrengend.

 

CHLOE

Und interessant.

 

STACEY

Hauptsächlich anstrengend. Die Menschen sind auf ihn angewiesen, wenn es ums Überleben geht. Ganze Familien verlassen sich auf ihn. Mütter legen das Leben ihrer Kinder in seine Hände. Wortwörtlich in seine Hände. Kannst du dir das vorstellen? Es ist erschöpfend für ihn....