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Verblöden unsere Kinder? - Neue Medien als Herausforderung für Eltern

Jürgen Holtkamp

 

Verlag Butzon & Bercker GmbH, 2009

ISBN 9783766641045 , 240 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz frei

Geräte

9,99 EUR


 

3. Wie Handys unser Leben verändern

„Ich bin gerade aus dem Zug gestiegen, gehe nun zum Imbissstand und bin in zehn Minuten zu Hause“, so oder ähnlich schallt es vielfach an Bahnhöfen. Das Handy verändert heutzutage die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit wie noch nie zuvor. Müssen wir vom Sitznachbarn wissen, welche Umsatzzahlen das Unternehmen für 2010 anvisiert und wie das Abendessen mit den Geschäftskunden gewesen ist? Ist es da überraschend, wenn in den Zügen handyfreie Waggons ausgewiesen werden? Doch nicht nur das Telefonieren an öffentlichen Plätzen in aller Lautstärke ist für viele Menschen ein Ärgernis, es geht noch schlimmer, wenn beispielsweise ohne Zustimmung der Beteiligten per Handy Videoaufnahmen gemacht werden, die später im Internet zu sehen sind. Sind das Ausnahmen? Leider nicht. Da machen sich Leute auf Kosten anderer einen Spaß, und das Internet ist voll mit solchen Videos.

Eine weitere Erscheinung ist die „Abzocke“ von Kindern und Jugendlichen mit angeblich günstigen Handyverträgen, die sich im Nachhinein als äußerst kostspielig herausstellen. Zwar konnten die Verbraucherschutzzentralen in einigen Fällen helfen, es gab und gibt aber auch viele Fälle, in denen die horrenden Kosten bezahlt werden mussten. Diese Geschäftemacher versuchen mit allerlei Tricks, die Kunden dazu zu bringen, teure SMS-Dienste und Rufnummern zu wählen. Die Masche ist simpel und doch effektiv: Angebliche Bekannte schicken eine SMS und fordern zur Rückmeldung auf. Antwortet der Jugendliche darauf, landet er meistens in Chats mit teueren Folgekosten. Eine andere Masche ist es, Jugendliche per SMS aufzufordern, eine bestimme Nummer zu wählen, da er/sie angeblich einen Preis gewonnen habe. Den Gewinn gibt es zwar nicht, dafür aber eine happige Telefonrechnung.

Das Versenden einer SMS ist in der Regel kostengünstig, bei den Abzockern handelt es sich jedoch nicht um herkömmliche SMS, sondern um sogenannte „Premium SMS“, die zwischen zwei und fünf Euro pro Stück kosten. Die Preisstaffelung ist hier selbstverständlich nach oben offen.

Die Kostenfalle Handy ist durchaus real und so mancher Jugendlicher hat schon einmal ungewollt ein Abo per SMS abgeschlossen. Die Anbieter sind zwar gesetzlich verpflichtet, Kosten für eine Premium-SMS (ab zwei Euro) ebenso wie für den Abschluss eines Abos anzugeben, diese Informationen werden jedoch gerne so unauffällig wie möglich dargestellt. Man sollte daher diese Angebote immer sehr aufmerksam prüfen.

Trotz dieser Risiken: Handys sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und nicht nur bei Jugendlichen die täglich genutzten multimedialen Kommunikationsinstrumente.

„Nichts geht ohne mein Handy“

Bereits 44 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Kinder können ein Handy ihr Eigen nennen und schon ein Sechstel der Sechs- bis Siebenjährigen verfügen über ein Mobiltelefon. Juristisch betrachtet gehören die Handys den Erziehungsberechtigten, insofern gehen auch die Angaben zwischen Erziehungsberechtigten und Kindern über den Besitz in der KIM-Studie etwas auseinander (vgl. KIM-Studie, 2006, S. 49).

Wer ein Mobiltelefon besitzt, benutzt es auch. Über 80 Prozent von Deutschlands Kindern erhalten im Durchschnitt einen Anruf pro Woche.

Bei der Handynutzung stehen an erster Stelle SMS-Nachrichten: 85 Prozent erhalten mehrmals pro Woche Kurzmitteilungen und 78 Prozent der Jugendlichen versenden solche. Danach folgt das Telefonieren (79 Prozent werden angerufen, 63 Prozent rufen an), 40 Prozent nehmen Filme und Fotos auf.

Beim Nutzungsverhalten lassen sich Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen beobachten: Letztere nutzen die Funktion der SMS intensiver und fotografieren mehr, Erstere spielen häufiger und verwenden die technischen Features (vgl. JIM, 2007, S. 57).

Wie gut die Jugendlichen untereinander vernetzt sind, zeigt die Anzahl der eingespeicherten Telefonnummern: Die Zwölf- bis 13-Jährigen haben 54 Nummern in ihrem Handy eingespeichert, bei den Zwölf- bis 19-Jährigen sind es im Durchschnitt 78 Einträge – mit fortschreitendem Alter erhöht sich auch die Anzahl der Nummern (vgl. JIM, 2007, S. 59).